zehn Jahren etwa stellte ich die traditionelle Datie-
g und Interpretation des weltbekannten Selbstpor-
s Maulbertschs in der Österreichischen Galerie in
ge. das früher als Altersporträt, ein oder zwei
re vor seinem Tod entstanden, angesehen worden
, worin das Jugendliche Porträt auf der Papierrolle
Bildnis seines einzigen überlebenden Sohnes
ieutet wurde, Ich fand, daß das Portrat auf einem
leren basierte, dem des langiahrigen Kollegen
l späteren Schwiegervaters Maulbertschs, Jakob
imutzer, des Begründers und ersten Direktors der
Kupferstecher-Akademie.die spätermitderKunst-
demie vereinigt wurde. Diese Tatsache legte es
iedaßessichhiernichtumeinezufalligeWiederver-
idung einer Komposition handelte wie Haberditzl
:hte', sondern andere Gründe maßgebend waren,
auch eine neue Deutung des Selbstbildnisses
töglichen. Ich meine, daß gerade die Ireie und sug-
.tive Malweise und das Geheimnisvolle, dasalle For-
ier in diesem Bild gesehen haben, seit es Haberditzl
die ÖsterreichischeGalerieangekaufthat. rnitMaul-
tschs enger Verbundenheit mit Schmutzer erklärt
'den können, Dabei kornmtvorallem dieTatsachein
racht, daß t780, weniger als drei Monate nach dem
I seiner ersten Frau, Barbara, mit der er 35 Jahre
ebt hatte, der 56iahrige Maulbertsch Schmutzers
"ahrlge Tochter Katharina heiratete, ein Mädchen.
ser seit dessen Kindheit gekannt hatte. Der Ehe sind
in zwei Söhne entsprossen, wovon nur einer den
ler überlebte. Das Problem wird noch schwieriger,
1h man bedenkt, daß bei den wenigen Porträts und
bstbildnissen (alle in Fresken), die Maulbertsch
iut, er immer mitgroßem Konnen auf genaueste Por-
ähnlichkeit bedacht war, wie ein Blick auf seine
teren Selbstporträts 7 alle al tresco - zeigt. In
rteg rnalte er als Sliiähriger 1757158 auf dem Seilen-
zr der iiAnbetung der Hirten" einen Brot und Milch
bringenden Hirten, der wohl ein Selbstporträt sein
ß(Abb. 3). Die Details seiner Physiognomie sind klar
1 markant: die lange, stark vorspringende Nase, die
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breite gewolbte Stirn. der bewegliche. ausdrucksvolle
Mund,diezurNasenwurzelzu buschigenAugenbrauen,
daskleine runde Kinn undder lange Hals 7 lauterZuge,
die auch im Selbstbildnis der Österreichischen Galerie
trotz seiner Frontalitat zu finden sind 7. der starke
Schatten im Gesicht rechts ist eben durch die stark vor-
springende Nase bedingt (Abb. 5).
Dieselben Züge konnen auch in einem anderen Selbst-
portrat beobachtet werden. In den leider zerstörten
Fresken der Schwechater Pfarrkirche von 1764 malte
Maulbertsch in dem Vierungslresko ein Selbstbildnis
als Kirchendiener im Talar mit Bettchen. der für Moses
die Gesetzestaleln ernporhält (eine auch an sich nicht
uninteressante Darstellung, denn es gab damals keine
so gekleideten Mesner im katholischen Österreich)
(Abb. 4). Hiersieht man, daßdie Physiognomiedieselbe
ist. aber einen noch schalkhalteren Ausdruck hat als in
Sümeg, den Ausdruck eines Mannes, dessen Humor
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schon in Jüngeren Jahren evident war, Angesicht
ser Beispiele genauer Selbstbildnisse begann IC
der sogenannten iiexpressionistiscltenir Qualitä"
Selbstbildnisses im Belvedere zu zweifeln und dar
auch an der Deutung des Knabenbildnisses linl
Bild. Konnte dieses nicht anstatt ein Porträts
Sohnes des Künstlers auch ein Selbstbildnis se
dem sich der alternde Maler im Rückblick als der
zehniährigesieht,dervorvielenJahrennachdergr
Stadt Wien kam, um seine künstlerische Ausbil
zu beschließen? Konnte nicht die Tatsache, dal
Selbstporträteine rascl-igemalte Kopievielleicht:
eine Parodie aufdas Porträt Sclimutzers ist, daran
deuten, daß Maulbertsch vielleicht der jungen K
rina Schmutzer damit sagen wollte. daß er gealte
und sich seitdiesen frühen Jahren sehrverändertl
mit einem Wort, daß er "alt genug sei, um ihr Vat
seinirv Könnte man nicht meinen, dal} Maulbertscl