6 Alessandro Algardi (1602-1654), Attila und Papst
Lea der Große, Terrakottamodell für das Mar-
rßnorrellef IITI Petersdom, ehemals savoyischer
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Der umgebende Mirabellgarten und das Mira-
bellschloß - eine wohlerhaltene Vedute Bellet-
tos - bilden ein Ambiente, einen vorbereitenden
Vorhof, der das Barockmuseum zum erklärenden
Brennpunkt des ganzen Bezirkes machen kann.
Darüber hinaus findet die Architektur der Stadt
selbst - seit Erzbischof Wolf Dietrich dem Ge-
staltungswillen des römischen Barock huldigend
- in einem derartigen Entwurfsmuseum ihre
Einbindung im Europäischen. Salzburgs Brücken-
stellung im Herzen einer barocken katholischen
Kunstlandschaft Europas zwischen dem Zentrum
Rom und den nördlichen Verbreitungsgebieten
des Stils wird damit manifestiert.
Das Museumsgut ist in einer einzigen Sammler-
generation gebaut worden. Glückliche Umstände
haben es dem Verfasser und seiner Gattin er-
möglicht, gleichsam in letzter Stunde in zahl-
reichen Reisen eine umfassende Entwurfssamm-
lung zusammenzutragen. Sie umfaßt zwei Jahr-
hunderte Kunstgeschichte zwischen Rubens und
Kremser-Schmidt. Es sind vor allem zentrale
Entwürfe zum römischen Barock vorhanden, aus
der ZeitGianlorenzo Berninis, in der eine grund-
sätzliche Metamorphose der Glaubenswelt gleich-
zeitig mit dem neuen Weltbild Keplers und
Galileis und der durch Entdeckungen vergrößer-
ten Welt auch von einer umfassenden Stilerneue-
rung begleitet wurde. Um diese Entwürfe für
römische Monumentalkunst des Seicento ordnen
sich die Erscheinungen des übrigen Italien eben-
so wie die Kunst der Zentren nördlich der Alpen
harmonisch ein. Dem österreichischen und süd-
deutschen Barock ist neben den ltalienern natür-
lich besonderer Raum gewidmet, während Frank-
reich und die Niederlande nur durch einige her-
ausragende Repräsentanten wie Rubens und
Fragonard vertreten werden. Der Verfasser und
Sammler der Objekte betrachtet es als einen be-
sonders glücklichen Umstand, daß seine Funde
mit derartiger Zielrichtung an diesem Orte in
Salzburg in derart zentraler Situation aufgestellt
werden. Ebenso glücklich ist die Tatsache zu
nennen, daß die Raumgestaltung und Aufstel-
lung des Museums in jedem Detail „maßge-
schneidert" auf die Bedürfnisse dieser sorgsam
gebauten Sammlung ausgerichtet sind. Das Ge-
bäude - in seiner Außenansicht nach teilweise
als Gärtnergebäude aus der Zeit Fischer von
Erlachs erhalten - ist im Inneren total neu ge-
baut worden.
Durch die erfolgreiche und straffe Lösung der
lnnengestaltung durch Architekt Gerd Cziharz
und durch die Unterstützung der Baudirektion
konnte der Wunsch des Verfassers verwirklicht
werden, im Raum der zweigeschossigen Haupt-
galerie an die Decke Fresken der Barockmaler
zu projizieren. Durch sorgsame Lichtführung
wurde erreicht, daß im dämmernden Galerie-
raum in indirekter Beleuchtung die Bilderwönde
hell schimmern, während auf zwei große Flä-
chen, Decke und Schauwand, Fresken und Archi-
tekturrisse projiziert werden können, wobei zeit-
weilig Barockmusik aufklingt.
Der große Raum gleicht damit einem Theater:
Der Stil wird aufgeführt, die Entwürfe der Künst-
ler sind an den Wänden zweier Geschosse
rundum leuchtend präsent, während ihre Manu-
mentalwerke, die Fresken, an der Decke und die
Architekturrisse an der Schauwand durch das
Licht der Projektion imaginiert werden. Dem Be-
schauer bleibt damit die Einheit der Künste unter
der Führung der Architektur stets präsent.
Die Bild- und Tonanlagen sind so perfekt, claß
in Zukunft durch dramaturgischen Gestaltungs-
willen alle Gebiete des Barock und darüber
hinaus die Kontraste der Gegenwartskunst le-
6 bendig präsentiert werden könnten. Es ist die