in schwarzer „Ave gracia plena dominus telcum
benedicta tui in mumlieribus (l) et benedictus
fructus". Rechts unten Tod Mariens (kniende ster-
bende Maria, die von einem Apostel gestützt
wird, links kniender, daneben und hinten ste-
hende Apostel; darüber in Wolken Gott-Vater,
Maria auf dem rechten Arm haltend) mit ln-
schrift „Assumpta es malria in celurn exaltata
super choros angelorum". Bei iedem Relief sind
im oberen Viertel gefaßte Steine und Perlen
appliziert.
Auf der Rückseite des Mittelteiles fällt die wie
eine Urkunde aussehende Inschrift auf (vollstän-
dig gedruckt bei Kürsinger, S. 541), in der in vier-
undzwanzig Zeilen die im Altörchen verwahr-
ten Reliquien, der Name des Stifters und die
Jahreszahl 1443 in tief gestochenen Buchstaben,
wie wir sie von Siegelstempeln kennen, verzeich-
net sind: „ln presenti tabula per d(omi)n(u)m
petrum Grillinger plebanum huius ecclesie pfarr
Anno d(omi)ni M"CCCC"XLIII comparata et ad
eandem parrochiale(m) ecc(les)iam dato conti-
ne[n)tur Reliquie infrascripte(;) de ligno s. cru-
cis... - Agne dei miserere mei. s. Nicolai
ep(iscop)i." Darunter in drei kreisrunden Me-
daillons, von spötgotischem Blattwerk umrahmt,
sieht man in gravierten Darstellungen das Lamm
Gottes und die Symbole der Evangelisten Mar-
kus und Lukas. Diesen beiden Symbolen ent-
sprechen oberhalb der Kielbogen, wo sich die
Medaillonrahmen mit der spätgotischen Rah-
mung verbinden, die des Adlers und des Engels.
Dazwischen befindet sich noch ein kleines, nach
oben dreieckig auslaufendes Feld, das einen
Engel mit dem Schweißtuch der Veronika zeigt.
Auf den Außenseiten der im Gesamtaufbau glei-
chen Flügeln scheint eine zweigeschossige Archi-
tektur gezeichnet zu sein, beziehungsweise ist sie
tief eingraviert: Im unteren Teil öffnet sich das
„Geböude" in einer von zwei Rundbogen über-
fangenen breiten „Türe"; darüber folgt ein Ge-
sims, ein mit Maßwerk versehenes Zwischenge-
schoß und wiederum eine große Öffnung, deren
oberen Abschluß nun zwei Spitzbogen bilden,
die von einem Kielbogen zusammengefaßt wer-
den. Vor diesem „Gebäude" beziehungsweise
vor den Öffnungen stehen ieweils zwei Heilige:
oben Petrus und Paulus beziehungsweise Johan-
nes der Täufer und Johannes der Evangelist,
unten Katharina und Barbara und zwei heilige
Bischöfe, die durch keine individuellen Attribute
näher identifizierbar sind, in denen man aber
wohl die Salzburger Diözesanheiligen Rupert und
Virgil erkennen darf.
Abgesehen von allen anderen künstlerischen Ei-
genschaften des Mariapfarrer Altörchens, abge-
sehen von der vorzüglichen Qualität der Kreu-
zigungsgruppe im Schrein, abgesehen von allen
ikonographischen und ikonologischen Überle-
gungen dieses Flügelretabels - wie Walter
Paatz" mit Recht solche Werke bezeichnet wis-
sen wollte und worüber einmal an anderer
Stelle ausführlich zu sprechen sein wird - sind
es gerade die gravierten, also mit dem Grab-
stichel „gestochenen" Darstellungen der Rück-
seite und der Flügelaußenseiten, die, wie Johann
Michael Fritz" nachgewiesen hat, die besondere
Bedeutung dieses Hauptwerkes der Salzburger
Goldschmiedekunst bedingen. Denn deren vor-
zügliche handwerkliche und künstlerische Durch-
bildung unterscheidet sich nicht nur grundlegend
von früheren derartigen Arbeiten im salzburgi-
schen Bereich, etwa vom Ziborium der Bürger-
spitalkirche von 1411.
Sie sind mit einer Sorgfalt, Genauigkeit und einer
Überlegung gestochen, die auch international
gesehen ihresgleichen sucht. Bedenkt man, so
meinte Fritz, daß die Gravierungen drei Jahre
vor dem ersten datierten Kupferstich (vgl. Ein-
10
leitung) entstanden sind, so muß man fest
daß dieser Stecher (der [a zugleich de
führende Goldschmied war] im Vollbesit
technischen Möglichkeiten der Gravier
Stechkunst des 15. Jahrhunderts war I
manchem alle Stecher vor Schongauer,
den Meister E S in den Schatten stellt. Doc
nur dies; neben dieser einzigartigen techi
Vollkommenheit offenbart sich in diesen (
rungen ein erstrangiger Zeichner und K
Seine Figuren sind zwar noch in manche
„weichen Stil" der Zeit des ersten Jahrh
viertels verpflichtet, der in Salzburg lang:
wirkt. Doch kündigt sich in den breiten, kr
Gestalten, in dem mächtigen eckigen F
Falten, der Herbheit der Gesichter und c
nig eleganten Bewegung schon der Stil c
in der Malerei und Bildhauerei etwa d:
ster des Albrechtaltares und Jakob Ka:
vertreten.
Damit sei selbstverständlich nicht gesag
der namentlich leider noch immer unbe
Meister der Mariapfarrer Silberretabel de
ferstich „erfunden" hat. Doch steht wo
daß er nicht nur im Kreis der zu dieser
der Stadt Salzburg namentlich nachgew
Goldschmiede zu suchen ist. Sicher ist, d
seiner Hand auch die silbernen und ve
ten Meßbuchbeschläge an iener groß:
prunkvollen Bibelhandschrift",5 stammen
wie uns das Verbrüderungsverzeichnis der
tusbruderschaft an der Salzburger Kat
kirche",f mitteilt - Peter Grillinger dies
derschaft (im zeitgenössischen Wert vt
Pfund Pfennigenl zum Geschenk machte.
Auch ist zu bedenken, daß nur an den
der großen Handelszentren - wie gerad
burg im 15. Jahrhundert eines war - der
schmieden iene Edelsteine zur Verfügun
den, wie wir sie am Mariapfarrer Altärcl
wundern können. Neben Smaragden, ß
sten, Almadinen und einem Topas lenkt
ders ein durchbohrter Saphir das Augenm
sich. Nora von Watteck" hat die Frage
worfen, ob diese Durchbohrung - die a
den Saphiren der spätgotischen Prunkmi
Rupert Keutzl, des Benediktinerabtes von
ter in Salzburg, aber an keinen ander
spätgotisch gefaßten Edelsteine an diese
ken vorkommt - noch im Heimatland r
phire, in Indien, oder erst in Europa g
Jedenfalls scheint der Hinweis wichtig, c
Saphir im Spötmittelalter der bevorzugt
hoher Geistlicher war, da er seiner H
bläue wegen als Sinnbild von Andacht
und himmlischer Liebe angesehen wurd
Beispiel tragen alle mittelalterlichen Rin
man in namentlich bekannten und daher
zu datierenden Bischofsgräbern der grof
thedralen Englands gefunden hat", durcl
Saphire.
War die Pfarrkirche zu Mariapfarr der i
Ur- und Mutterpfarre des Lungaus, so e
nahe Tamsweg im dritten Jahrzehnt des 1
hunderts ein neues kirchliches Zentrum d
gaus. Wie die Legende berichtet, hatte d
fällige Verschwinden eines Leonhardsbili
ziehungsweise dessen wiederholtes Wie
finden im Jahre 1421 auf einem Bühel o1
von Tamsweg jenen prachtvollen Kirchenl
Steinmetz-Architekten Peter Harperger zu
der am 20. September - am Sonntag nacl'
erhöhung - des Jahres 1433 durch Jc
Ebser, Bischof von Chiemsee und Suffrag
Salzburger Metropoliten, geweiht wurc
rasche und mächtige Aufblühen der Leo
Wallfahrt war nicht nur Grund zu einer
zwischen Pfarrer Peter Grillinger und
Johann Gschürr von Tamsweg - [edel