wird. Denn wir dürfen uns auf Ihren bewährten Geschmack, wir dürfen uns
auf Ihren Schönheitssinn berufen, wir dürfen vertrauen, dass Sie dadurch
auch auf den ästhetischen Wert der Spitze einwirken werden. Sie können
bei diesen Ihren Bestrebungen der tatkräftigsten Unterstützung der Unter-
richtsverwaltung sicher sein. Und so will ich nur hoffen, dass Sie nicht bloss
auf diesem Gebiete der Hausindustrie eine fruchtbare Wirksamkeit entfalten
werden, sondern dass Sie diese Ihre Wirksamkeit auch vorbildlich wirken
lassen werden in anderen Zweigen der Hausindustrie, die kunstgewerblichen
Charakter tragen. Wenn ich aber mit vollem Vertrauen dem Wirken Ihres
Vereines entgegensehe, so stütze ich mich vor allem auf den gnädigen
Entschluss Ihrer kaiserlichen Hoheit, der durchlauchtigsten Frau Erz-
herzogin, welche geruht hat, das Protektorat über diesen Verein zu über-
nehmen. Unter dieser Ägide werden wir sicherlich unser Ziel erreichen.
Nachdem Unterrichtsminister Dr. von Hartel gesprochen hatte,
wendete sich Handelsminister Freiherr von Call mit folgenden Worten an
die Anwesenden:
Der freundlichen Einladung zur Teilnahme an der heutigen Ver-
sammlung habe ich um so lieber Folge geleistet, als es sich hier
um die Gründung einer Organisation handelt, die von vielerlei Gesichts-
punkten aus - humanitären, kunstgewerblichen und sozialpolitischen
Gesichtspunkten - die wärmste Sympathie verdient. Es sei mir gestattet,
in Anknüpfung an die eben gehörte Rede meines verehrten Kollegen,
Seiner Exzellenz des Herrn Unterrichtsministers, dem lebhaften Interesse
Ausdruck zu geben, mit dem auch das Handelsministerium die Tätig-
keit des Vereines begleitet. Für das mir anvertraute Ressort kommt
vor allem die volkswirtschaftliche Bedeutung Ihres Unternehmens in
Betracht. Wenn es Ihnen, wie ich hoffe, gelingt, die heimische Spitzen-
produktion zu vervollkommnen und diese Erzeugnisse dadurch bei uns
und im Auslande marktgängiger zu machen, dann werden Sie einen der
Unterstützung bedürftigsten Zweig unserer Hausindustrie zu neuem
Leben bringen. Seit Jahren widmet das Handelsministerium der Heimarbeit
seine Aufmerksamkeit; schafft doch diese Produktionsart zahlreichen
Bewohnern der von der Natur am kärglichsten bedachten Gegenden
unseres Vaterlandes häufig fast die einzige Möglichkeit menschenwürdiger
Existenz. Je beschränkter die materiellen Mittel sind, über die das Handels-
ministerium derzeit verfügt, um die Lebenshaltung dieser nur zu oft mit
bitterer Not kämpfenden Volkskreise zu heben, desto willkommener ist die
Hilfe, die Ihr Verein einem Zweige der Heimarbeit bietet, der wirtschaftlich
bedeutsam ist, schon durch den hohen Grad der Veredlung, den ein an sich
geringwertiges Material durch den Arbeitsprozess erfährt und für dessen
Gedeihen in der traditionellen Veranlagung der beteiligten Arbeiterinnen die
natürlichen Voraussetzungen zweifellos gegeben sind. Das Handels-
ministerium wird daher gerne alle Bestrebungen fördern, die sich, sei es die
Verbesserung der Absatzbedingungen der österreichischen Spitzen im In-