meisters andererseits"). Ein Beweggrund für die
se Vorliebe lag wohl in der Tatsache, daß Akade
mie und Porzellanmanufaktur kaiserliche Institute
waren, deren gegenseitige Unterstützung auch
wirtschaftliche Vorteile bringen konnte. Karl VI.
hatte ja 1725 die Akademie nicht zuletzt deshalb
restituiert, damit die Künste nach dem Vorbild an-
derer Länder zur "nicht geringen aufnahm des
Commercij practicirtrr werden sollten". Sicher er-
folgte eine derartige Umstrukturierung der Manu-
faktur, welche die bisher hauptsächlich auf Ge-
schirr abgestellte Produktion radikal umstellte,
nicht allein aus künstlerischen Gründen. Auch
technische Gründe, wie die 1749 erfolgte Einfüh-
rung einer feineren, bildsameren Porzellanmasselz,
mögen eine Rolle beim Aufschwung der Wiener
Porzellanplastik gespielt haben.
Zwei typische Beispiel (Abb. 3 und 4) für die "aka-
demische RiChtungu des Wiener Porzellans sind
die unbemalte Gruppe nHermes, Argus und lo-r
und die 1752 datierte Allegorie auf Minerva mit
der Personifikation der Kunstlß. Mythologisch-
allegorische Themen waren an der Akademie für
die alljährlich ausgeschriebenen Preise überaus
beliebt. So erscheint 1750 im "Protocollumu als
Thema der Preisaufgabe für die Maler: "Die Aca-
demie mit ihren Attributis bey den Füßen der Mi-
nervatt" als ein der Minerva-Gruppe nächstver-
wandtes Sujet. Dergleichen Allegorien auf die
Hilfsbedürftigkeit der Kunst. der Kunstschüler
und der Akademien als Ausbildungsstätten und
auf ihre Unterstützung von seiten des jeweiligen
Herrschersl5 waren im Barock sowohl Verherrli-
chung des Mäzenatentums des Herrschers als
auch eine Waffe im Kampf gegen Malergilden und
Zünfte, die den Akademien bis ins späte 18. Jahr-
hundert hart zuselztenlö. Die Porzellangruppe
übernahm das Thema offenbar aus dem Akade-
miebereich, reduziert es aber aul den allgemeine-
ren ersten Aspekt, das Herrscherlob: Mit Minerva
könnte auf Maria Theresia angespielt sein - wo
zu auch die Bezeichnung "Regia nos Pallas" aus
dem Chronogramm" passen würde -, die der
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Kunst, speziell der Porzellankunst, durch Über-
nahme der Manufaktur in kaiserlichen Besitz zum
Aufschwung verhalf. Gerade 1752 war die Wiener
Manufaktur finanziell in die Lage gekommen, eine
Niederlage in Karlsbad zu errichtenlß.
Auch formal spiegeln beide Gruppen (Abb. 3 und
4) die enge Beziehung zur Akademie wider. Sie zei-
gen alle charakteristischen Merkmale des Akade-
miestils, der Donners Figurenproportionen und
Bewegungsschemata, auch dessen unbarocke
Mäßigung im Gefühlsausdruck, nicht aber die
Selbständigkeit der Figuren und ihre sichere Sta-
tik übernahm. Die Gruppen erinnern an die heute
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im Wiener Barockmuseum ausgestellten Aufnah-
mestücke für die Akademie. diese "Höchstleistun-
gen in jenem von Donners Geist erfüllten Wiener
Akademiestilulg. Bisher keinem Modelleur mit
Sicherheit zuzuschreiben", stehen sie hier stell-
vertretend für die neue Stilrichtung der Kaiserli-
chen Wiener Manufaktur in ihren ersten Jahren.
Als Träger dieser Stilrichtung wird allgemein Jo-
hann Joseph Niedermayer angesehen, dessen
Schulung an der Akademie ihn zum berufenen
Mittler zwischen akademischer Kunsttradition
und angewandter Modelleurtätigkeit gemacht ha-
ben soll". Ja, es wird angenommen, weil Nieder-
mayer "aus dem Donner-Kreis" stammte, rrbe-
haupte sich der Einfluß des größten Wiener
Plastikers im 18. Jahrhundert, Georg Raphael
Donners-t, an der Wiener Manufakturü. Nun kann
eine systematische Bildhauerausbildung Nieder-
mayers an der Akademie nicht belegt werden,
noch weniger aber seine Zugehörigkeit zum Um-
kreis Donners. Die Akten der Akademie verzeich-
nen Niedermayer weder bei den Bildhauerschü-
lern noch unter den Bewerbern für die jährlich für
Maler und Bildhauer ausgeschriebenen Preisauf-
gaben, sondern nur als Teilnehmer an den für alle
Schüler zugänglichen Veranstaltungen des Analo-
mieunterrichts und des Wettbewerbs im Zeichnen
nach dem Modellzß. Als nlnstructor Acad. Mahlenr
wird er 1741 in die Freikompanie der Akademie auf-
genommenü Eine ähnliche Funktion übte er auch
in seinen ersten Jahren an der PorzelIanmanufak-
tur aus: Ihm oblag es, "Zeichnungen für Maler und
Bossierer zu entwerfen, die Bossierer zu unterrich-
ten, ihre Arbeiten durchzusehen und zu korrigie-
ren und auch selbst zu bossierenr-ä. Daß er zum
eigenen Bossieren kaum Zeit fand, beweist die In-
struktion von 1750 zur Anstellung weiterer Model-
leure, weil der Modellmeister selbst nicht "auf
neuen lnvenliones fürdenken könnerüß. Ange
sichts dieser Tatsache sollte Niedermayers stilbil-
dender Einfluß, zumindest was die frühen Jahre
der kaiserlichen Manufaktur betrifft, nicht überbe
wertet werden.