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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIV (1979 / Heft 165)

14 Bernhard Luginbühl, riLinzer Donauatlasri. Länge 23 m. 
Der gewaltige Alias (Träger) wurde aus Fundslücken des 
Schrottplatles der VOEST in sechswöchiger Arbeit zusammen- 
geseriweißl. Dabei verwendet der seriweizer kunsiler zariiiei- 
che Fundstucke mil HGESCTIiCHIEii. DIVEYSS seriiirsleile, einen 
Kranarm. eine Kette u. a. iri. Aut diesem Unterbau, der glelch ei- 
ner suannurigsreielien Graphik den ihn umgebenden Raum be- 
slinirril. lauft eine Kugel mii einem Durchmesser von 180 cm. 
sie SYINJOIlSIQII 7 parallel zum Verkehrsslrom der odriau 7 
meisten verschlüsselten Arbeiten des Plastiker- 
Symposions ist das Gußeisenrelief des ltalo- 
Briten Eduardo Paolozzi, ein flaches, vier Meter 
langes und weniger als einen Meter hohes Gebil- 
de, das in seiner dunkelbraunen, bewußt herbeige- 
führten Ftosttönung an die eloxierten Aluminium- 
verkleidungen des Brucknerhauses erinnert. Das 
Werk heißt iiHommage ä Anton Brucknerrr und soll 
tatsächlich das Ergebnis einer längeren intensi- 
ven Beschäftigung des Künstlers mit der Bruck- 
nerliteratur sein. 
Die Assoziation, die dabei erweckt wurde, ist zu- 
nächst die einer im fließenden Strom bei Pfeiler- 
und Fundamentarbeiten künstlich ausgesparten 
Höhlung oder Öffnung. Darinnen, genau dem recht- 
eckigen, ausgezackten Rahmen angepaßt, sind 
verschiedene Segmente von gleicher Breite und 
Länge, aber unterschiedlicher Höhe, so daß sich 
wellige, hügelige Reliefs bilden, die wie eine räum- 
liche Notenschrift das vorgegebene Feld durchzie- 
hen. Die meisten Betrachter lösen das Rätsel, in- 
dem sie musikalische Themen oder Motive, zumin- 
dest in einer kongenialen plastischen Umsetzung, 
zu erkennen glauben. Viele erkennen die ideale 
Konfrontation des Werkes mit dem ganz nahen 
Brucknerhaus. aber es behält für sie trotzdem sei- 
nen geschlossenen Festungscharakter, scheint 
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die Wcltenkugel. Lugirlbuhel hat nier - vorwiegend aus dem 
Ablall unserer Zivilisation f ein Kunstwerk geschaffen, das 
uns durch seine Heiterketl und liianeririarle lrdnie ebenso zum 
Nachdenken anregen nieenie wie durch die symbolischen Zü- 
ge. die sieli VOn seinem Titel und Aufstellungsort herleiten 
15 Bernhard Luginbuhl in Tätigkeit zusammen mit einem 
Schweißer der VOEST. 
16 Aufrichtung des Donauatlas von Luglnbuhl durch ei- 
nen Kran. 
Gleichnis zu sein für das kompositorische Fließen 
und Strömen inmitten zeitlicher und gesellschaft- 
licher Absperrungen. 
Erst ein Ausspruch des Künstlers selber ließ wei- 
tere Deutungsmöglichkeiten zu: Paolazzi liebt die 
topographische Betrachtungsweise, etwa im 
Blick vorn Flugzeug aus auf gewachsene Stadt- 
landschatten oder Geländeformationen. Ob darin 
der Schlüssel liegt (wie ja das Innere dieser Pla- 
stik auch manche Züge eines hochspezialisierten 
dosischen Sicherheitsschlosses aufweist), das 
könnte bündig nur der Künstler beantworten. 
Mit dem Beitrag Paolozzis nähert sich Kunst wie- 
der dem Flätselhaften und Geheimnisvollen, ohne 
dabei Mystifikation zu sein. Sie spart rationell 
nicht mehr Beantwortbares von vornherein aus. 
In einer elf Meter hohen Stele des Pariser Plasti- 
kers und Architekten Piotr Kowalski nimmt Kunst 
wiederum die Züge des in die Ferne wirkenden Zei- 
chens im Freiraum an. Der Künstler arbeitet auch 
mit einem physikalischen Effekt, da er nämlich 
zwei senkrecht nebeneinander aufragende, unter- 
schiedlich legierte Stahlbänder sich bei Hitze- 
oder Kalteeinwirkung auch unterschiedlich deh- 
nen oder verformen läßt. Sowohl die freie als auch 
die angewandte (in einen größeren Umweltsbe- 
reich eingebundene) Plastik traditioneller und 
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