MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst XXX (1985 / Heft 200)

Österreichisches Museum für angewandte 
Kunst - Sammlung von Möbeln 
und Holzarbeiten I zu einer Neuerwerbung 
Christian Witt-Dörring 
Eine Sitzgruppe aus der 
Danhausefschen Möbelfabrik 
t983konntedie MöbelsammlungdesÖsterreichischen 
Museums für angewandte Kunst einen wichtigen 
Ankauf für seine Möbelsammlung tätigen. Es handelt 
sichdabei um eine BiedermeiersitzgruppederDanhau- 
ser'schen Möbelfabrik, bestehendauseinem Kanapee, 
fünf Sesseln und einem dazugehörigen Tisch, Dieser 
Zuwachsistfürdas Museum in zweifacherHinsichtvon 
Bedeutung. Erstens ergänzt es den während des Zwei- 
ten Weltkrieges fast zurGanze vernichteten Bestand an 
Biedermeiermöbeln, und zweitens kann nun der seit 
den20erJahrenim BesitzdesMuseumsbefindlicheBe- 
stand an Möbelzeichnungen der Danhausefschen 
Möbelfabrik auch mit ausgeführten Objekten in Zusam- 
menhang gebracht werden. 
FerneristesvonlnteressedaßessichhierumeineSitz- 
gruppenkorrrbination in ursprünglicherZusammenstel- 
lung handelt. Eine Tatsache, die umso bedeutender ist, 
alsvorallemseitdem EmpiredieSitzgruppezueinerder 
wichtigsten Möbelgruppierungen im Wohnraum wird. 
Gleichzeitig damit wird zum ersten Mal in unserem Kul- 
turbereich die sogenannte Möbelgarnitur aktuell, die, 
den einzelnen Zirrrmerfunktionen entsprechend. unter 
einerdekorativen Einheit steht, Für die Zeitdes Bieder- 
meiers ist im Gegensatzzum EmpiredieZusammenge- 
hörigkeit einzelner Elemente zu einer Garnitur oder 
Gruppe nicht immer augenscheinlich. Dies ergibt sich 
allein schon aus dem oftmaligen Fehlen dekorativer 
Oberilächenakzente, die eine solche Zusammengehö- 
rigkeit evident erscheinen lassen konnten und dem 
Hang der Zeit zu freier Kombination einzelner Stücke, 
wie dies auch bei der hier vorgestellten Gruppe der Fall 
ist. Dementsprechend ist auch der Firmenkatalog der 
Danhauserschen Mobelfabrik nach Möbeltypen und 
nicht nach Möbeigarnituren aufgebaut. 
Die angekauften Möbel machen es nun auch möglich, 
Vergleiche anzustellen zwischen den Zeichnungen im 
Katalog der Danhauser'schen Mobelfabrik und den 
eigentlichen, ausgeführten Stücken. Hier zeigen sich 
nämlichimmerwiederUnterschiede,dieeineZuschrei- 
bung an Danhauser zweifelhaft erscheinen lassen 
könnten. Bei der näheren Untersuchung der tapezier- 
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tenTeiledesKanapeesunddesTisches kamen mitBlei- 
stift auf das Blindhoiz geschriebene Nummern zutage, 
die als Katalognummern der Danhauserschen Möbel- 
fabrik identifizierbar sind (Abb. 3). Am Sitzrahnren des 
Kanapees konnte die Nummer 72 und am Rahmen des 
Fußpolsters des Tisches die Bezeichnung iiThe Tisch 
No 50ir gefunden werden, Stellt man nun den Möbel- 
stücken die entsprechenden Danhauserschen Zeich- 
nungengegenüberQiCanapetisch NoßttrundiiCanapee 
N0 57"), so ergeben sich nicht nur in der Numerierung, 
sondern auch formal Unterschiede. Beim Tisch sind es 
die Beine und die Gelenkstellen der Tischplatte (Abb. 6, 
7) und beim Kanapee die Standplalte, die die Rücken- 
lehne seitlich begrenzenden Holzstabe sowie die Form 
der Armlehnen, die gegenüber den Zeichnungen for- 
male Abweichungen aulweisen (Abb. 1,5), 
Auf den Danhauserschen Zeichnungen hat sich neben 
der durchgehenden Katalognummerierung teilweise 
auch die Nummerierung einer alleren Katalogzusam- 
menstellung erhalten, die mit der Bezeichnung 
riehmalsri versehen ist; im Fall des Tisches eben iiehmal 
Theetisch No 50" und auf dem Blatt des Kanapees 
iiehmal No72ir. Dies stimmtnun mitden aufgefundenen 
Nummern und auch der anfanglich widersprüchlichen 
Bezeichnung iiThe Tischri überein. Wir haben es daher 
 
 
bei den jetzt im Besitz des Museums befindl 
Stücken höchstwahrscheinlich mit der früherer 
sion dieser Entwürfe zu tun, die vor der Umnumr 
rung und Modernisierung des allen Firmensortir 
entstanden sein müssen. Da die Firmenproduktii 
gegen 1825 hauptsächlich von Formen des E 
geprägt war und die Bereinigung des alten Sorlir 
kurz nach 1830 erfolgt sein muß, ergibt sich ii 
Möbelstücke die MöglichkeiteinerDatierungin di 
um 1825130. 
Dasich nurwenige BeispielebiedermeierlicherPr 
mobel erhalten haben, wurde der Wiederhersti 
des ursprünglichen Aussehens des Kanapees t: 
dere Bedeutung beigemessen. Nach einer ger 
Untersuchung der Tapezrerung konnten vier st 
sive Tapezierungen nachgewiesen werden. Di 
sprüngliche erste Stoff war nur mehr an verein; 
Stellen in winzigen Spuren vorgefunden worde 
bildete die Grundlage für die heutige in einem w: 
Fiotton gehaltene Fiipstapezierung. Die Bortenfü 
ergab sich aus den erhaltenen Zeichnungen. F 
ursprüngliche Farbe der Borten und Quasten g 
keineAnhaltspunkteGemäß den Usancen derZe 
Posamenterie in einer zum Bezugsstotf passt 
Komplementarlarbezuwählen,wurdeGrünverwe 
 
1 Kanapee, Krrschbaumholz massiv und ti 
93 X182 X 68cm ErrlwuriurrdAusluhrung. Danhauss 
Mobelfabrrk, Wien um i825i30 
Zustand nach der Restaurierung rnrl rekonstruierterO 
bespannung 
OMAK-lnv, Nr H 2726 
2 Eckdivanmodeil Nr 25 aus der Darrlrauserschen M 
brik Ehemals irr Sclrloß Pcrkulu 
Aus J Folnesics; Innenräume und Hausrath der Emp 
Bredermererzeir, Wien rsoa, Tll. 51 
3 Modelirrurrrrrier der brmntiusrersciien Mobeifabrik a 
Bilzrahrnen des Kanapees 
OMAK-lnv Nr H 2726 
4 Kanapee (H 2726i vor der Restaurierung und Wiedert 
lung der originalen Farb- u Proporlionsverhaitnlsse
	        
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