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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXX (1985 / Heft 200)

Boyd Webb konfrontiert in der Aulnahme selbst wie- 
derum abgebildete Realität tFotog atie oder Malerei) 
mit realen Obiekten, welche alle in das zweidimensio- 
nale Bild eingehen. 
Dabei rnuß der Betrachter die auttretenden Widersprü- 
chelesendievon ihmveränderte Dimension,die Nach- 
bildung der Wirklichkeit in Form ungelenker Pappma- 
chegegenstande. Anders als in der surrealistischen 
Kunst arbeitet Webb mit Ironie. erzahlt absurde 
Geschichten die voll hintergrundiger Poesie sind. Auch 
bei Joel Peter Witkin spieltdiese Ironieeine Rolle. In der 
Komposition seiner Bilder arbeitet er mit Zitaten von 
bereits mit Zitaten operierenden Bildern So zitiert er 
eine FotografievonJulie MargretCamerdn, deren Korn 
positionwiedervon einem konventionellen Bild mit Dra- 
perie. Vorhängen und Atelierrequisiten herrlthrt. Sym- 
bolislisches. Rückverweise, Vertremdungseffekte 
werden hier ganz massiv eingesetzt Der Fotograf ana- 
lysiert in vielen Fällen den teilweise unbewußten 
Mechanismus. der Bedeutung herstellt und Gesetzmä- 
ßigkeiten ausbildet und der unsere Vorstellung von der 
Welt pragt Viele der Aufnahmen auch der aktuellen 
Kuristler scheinen eine kurze absurde Geschichte zu 
erzahlen, viele sind Modelle der Doppeldeutigkeit, die 
Jedoch weriigersurreale Inhalte vermitteln wollen denn 
auf kategoriale Dimensionen abzielen, wieeben Bedeu- 
tung selbst hergestellt wird, sind Untersuchungvon Bild 
und Zeichen, Das Medium selbst wird dabei themati- 
'29 
siert. Wenn man diese Arbeiten studiert. erinnert man 
sich an das prophetische Wort von Henry Peach Robin- 
son iiPliotography gives us the means ol nearer imita- 
tion of nature more than any other art yet has suflicient 
elasticitytoshowthedirecting mindandtheretore isthe 
mostpertectartofall. ltwe musthave paradoxes. Ietus 
carry them to a bitter efidnl Der Kunstler arbeitet mit 
einem Medium, das ein beruchtigter Lugner ist. In den 
Arbeiten wird nun gezielt gerade ie- e Oualitat heraus- 
gestellt. Die Verunsicherung des Betrachters dient 
auch dazu. daBer uberdieGrenzen des Mediums orien- 
tiert wird. Daß dies heute anders als in den strengen 
Arbeiten der Konzeptkunst der sechziger Jahre narrati- 
ver. sinnlicher ins Bild gesetzt wird. ta "chl nicht dar- 
über hinweg. daß hierauch Konzeptktrn wieSurrealis- 
mus Pate gestanden haben. Im Unte , chied zu den 
Kuhstlotogralen der Jahrhundertwende. die in ihren 
Inszenierungen undTableausderMalerei nacheiferten, 
interessiert die Zeitgenossen das Medium selbst. Eine 
der wesentlichen Figuren. wa di se Untersuchungen 
betrillt, ist der Brite John Hilliard. in dessen Werk auch 
der WandeldesZeitgeistes sichtohnedaßersich selbst 
und sein Anliegen verleugnet) deutlich spiegelt Hil- 
liardsArbeitbesetzteinen imaginativen und poetischen 
Raum, der nicht von den Oualitaten der Obiekte der 
Fotografie stammt. sondern von der Prazision. mit der 
er die linguistischen Codes der Fotografie zerlegt und 
darstellt. Durch die Analyse der eigenen Fiethorik legt 
Hilliard die Fotografie als halluzinatorisches Spiel von 
Fiktionen ollen. Hilliards Werk handelt wie manche der 
inszenierten Arbeiten anderer Kunstler auch vom Vo- 
yeurismus. Obrekte in seinen Bildern. Korper entziehen 
sich uns, ihr logischer Zusammenhang ist unklar und 
widersprüchlich. sie widerstehen unserem Wunsch 
nach Erkenntnis. weigern sich, unseren Blick zu befrie- 
digen Einederwesentlichsten Figuren der inszenierten 
Fotografie ist die Amerikanerin Cindy Sherman. Sie 
gehortzuderGenerationiungerkünstler,deren Inspira- 
tion die verzerrte Ftealitat in den Bildern der Medien wie 
Film. Illustrierte und Fernsehen ist Durch ihre massen- 
hafte Verbreitung und ihren Vorbildcharakter hat diese 
zweidimensionale Glaniourwelt eine nahezu mytho- 
logische Dimension bekommen. Sie appetiert nicht nur 
an unsere Phantasie sie liefert auch die entsprechen- 
den stereotypen F en FürSherman istdiese Bild- 
material nicht Ziel, sondern Ausgangspunkt ihrer 
Arbeit. Ihre ersten Schwarzweißaufnahmen. immer 
sind die Bilder Selbstdarstellungen. sie selbst ihr eige- 
ii
	        
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