Notizen
Basel - Art 16' 85, iiPerspektive 851 - Marianne
Maderna
Die Österreicherin Marianne Maderna zeigt in der Wiener Gale-
rie Lang unter dem Titel wSpielbeinlStandbeim 3 Plastiken aus
den Jahren 1984185. Zukommender - Wender - Figur I. -
Eisenchromstahl - 210 crn.
Die Künstlerin zu ihren Werken:
Das Stanttiein und Spielbein befindet sich im Zustand des vom
Körper Be und Entlasten.
Das Konkrete dieses Befindens wird durch die Wahrnehmung
einer Verschiebung des Lastens in Frage gestellt.
Das Spieibein ist im Begriff, die Funktion des Standbeines zu
übernehmen.
In derweiteren Folge konnte sich das in der Phase der Verände-
rung befindende Standbein undSpielbein verselbständigen und
so zum autonomen Körper werden.
Berlin - Kunstgewertiemuseum
Der Generaldirektor der Staatlichen Museen Preußischer Kul-
turbesitz und der Direktor des Kunstgewerbemuseums konnten
mit 11. Mai 1985 den Neubau eröffnen. Zwischen Tiergarten
und Potsdamer Straße. nahe der Berliner Philharmonie, prägt
das neue Gebäude diese innerstädtische Region. Unmittelbar
daneben ist bereits ein neues Projekt im Entstehen. die
irMuseen europäischer Kunstu. Kunstgewerbemuseen erlebten
vor ca. einem Jahrhundert, mit dem Wiener Kunstgewerbemu-
seum als erstem. Hochkommen und Blüte. Während in der Bun-
desrepublik durch Neubauten in der Gegenwart e siehe auch
Frankfurt und Düsseldorf - die Institution des Kunstgewerbe-
rnuseums gefestigt wird. muß das älteste Kunstgewerbemu-
seumaufdem Kontinent,jenes inWien, das heutigeÖsterreichi-
sche Museum für angewandte Kunst. um seinen traditionellen
Bestand zittern. Sollte hier nicht von einem gesamteuropä-
ischen Standpunkt ausgegangen und überlegt werden?
Düsseldorf - Kunstmuseum. Galerie Vömel
wReichtuminderVielfaIt-r.unterdiesemAspekterfoIgtedieWie-
dereröffnung des hiesigen Kunstmuseums Von Grund auf
umgestaltet und erweitert, stehen auf 7500 m? in drei Geschos-
sen die Sammlungsteile vom Mittelalter bis zur Gegenwert.
Hauptsächlich Malerei. Glaskunst. Textilien. Islamisches
Kunsthandwerk. Kunst des 20. Jahrhunderts. Ein erfreulicher
Akt nach sechs Jahren Schließung. der dem Publikum die
Sammlungen aus der bisherigen Enge und Veralterung durch
lockerere großzügigere Präsentation näherbringt.
OtmarAlt. 1940im Harzgeboren, lebte ab 1951 in Berlin. Erzeigt
uns ein Werk. das. in 20 Jahren gewachsen, von erfrischend
frbhlicherBuntheitist.Manchesden klasstschenAhnherrender
Moderne nahe. setzt er wagemutig flächige Kontraste. Verläßt
er die zweite Dimension. um in die dritte. plastische, zu gehen.
kann er dem neue Aspekte abgewinnen. Manches erinnert an
Niki St. Phalle. Tachistisohes mengt sich mit skurrilen Anklän-
gen von puzzlesker Expressivität. Farbe ist Trumpf, meist rein.
doch in gut abgestimmten Sequenzen.
Frankfurt - Museum für Kunsthandwerk und Kunst-
V6f8ifl
lmZugevon Reformen müssen mitunter altgewachsene Institu-
tionen um ihre Existenz bangen. Frankfurt beschreitet seinen
eigenen Weg und errichtete ebenfalls -_ siehe Berlin - ein
neues Museum für Kunsthandwerk. Es wurde mit der Ausstel-
lung i-Türkische Kunst und Kultur aus osmanischer Zeitw feier-
lich eröffnet.
im Frankfurter Kunstverein nahm sich Peter Weiermair des
Werkes von Meret Oppenheim an. Eine Retrospektive. 1923 bis
1983, die ungewöhnliches im Gefolge hat. Zeigt sie doch das
Werk der M. Oppenheim, der, manglaubt es nicht, erst an ihrem
70. Geburtstag volle künstlerische Anerkennung gezollt wurde.
Berlin. Basel, später Paris ließen sie Umgang und Freundschaft
mit Giacometti und Tanguy pflegen. 1936 erwarb das Museum
ofModernArt,NewYork,ihri-Dejeunerenforrurer.Diesemvei-
danktsiejene einsame i-spitzerr Berühmtheit, die ihr ein ganzes
Leben anhängt. Ein künstlerisches Leben in Krisen, das niemals
modischen Strömungen unterworfen war. Daraus resultiert ein
Werk voll geheimnisvoller Poesie. die das Autonome ihres
Schaffens markiert, und dieses spät schätzen ließ.
Eine weitere wichtige Ausstellung: vltalienische Kunst 19tObis
1950er. Hauptwerke der modernen italienischen Kunst aus dem
Besitz des Museo d'Arte Contemporanea, Milano. 86 Werke
einer Entwicklung vom Futurismus bis zur Gegenwart. Modi-
gliani. de Chirico. Guttuso, Marini u. a.
Karlsruhe - Badisches Landesmuseum
Nicht selten sind Zufall oder persönlicher Einsatz auslösendes
Moment dafür. daß ein spezielles Teilgebiet von Kunst und
Kunsthandwerk an die Öffentlichkeit kommt. Die wAmerican
Oullts von 1870 - i930r verdanken ihr neues Leben und inter-
esse niemand geringerem als Andywarhol. Quilts stehen heute
in Amerika. gerne gesammelt, fest neben Werken der Op- und
Pop Art. In prächtigen Farben sind es handgearbeitete Decken,
aus Flicken zu geometrischen Mustern gewebt. Sog. Patchwork
oder Piecet Quilt. Hervorragende Beispiele amerikanischer
Volkskunst. wie die hier gezeigten beweisen. Sie stammen aus
den Privatsammlungen von Verena KlüsterlMilnchen. Nelly
CurtiIZürich u. a.
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North-CarolinalWien - Lobmeyr
1982 wurde dem Österreichischen Museum für angewandte
Kunst eine Ausstellung neuerer amerikanischer Glaskunst
angeboten. Finanzielle und bürokratische Hemmnisse verhin-
dertenihiZustandekommen.Vorherschon,1975,wareineähn-
liche, i-Neues Glas -- Corningrr, geplant. Diese fiel der Unein-
sichtigkeit österreichischer Glaslndustriekrelse zum Opfer.
Daraus zog Lobmeyr kurzerhand die Konsequenzen und holte
jetzt eine geschlossene Gruppenausstellung amerikanischer
Glaskünstler nach Wien. Harvey Littieton. der unermüdliche
Pionier und Wegbereiter. führte sie an. Die von der Western
Caroiina University erstellte Präsentation vereint zu Gary Bee-
cham und John Littleton - die bereits im Badnei Lobmeyr-
Studio Glas geblasen haben - Mark Peiser, John Nygren, Ste-
phen Dee Eduard, Fritz Dreisbach. William Bernstein. insge-
samt 16 Künstler aus dem Zentrum neuerer amerikanischer
Giaskunst. North Carolina. Lobmeyrs Initiative ist einmal mehr
eine Würdigung wert, denn ohne solche würde Engstirnigkeit
gewisser heimischer Institutionen den fördernden Austausch
im künstlerischen Bereich der Giaskunst total verhindern.
Paris - Musee d'Art Moderne de La Ville de Paris
Gustav Mahler(1860-1911)- i-Un hornme. une oeuvre, une
epoque-r
Mahlers Musik ist seit 20 Jahren in Frankreich geschätzt und
bekannt. Diese Ausstellung ist jedoch darauf angelegt. um
seine musikalische Autorität, das Bild des kulturellen Wien um
1900. zu beleuchten. Die ungeheure Vielfalt der k. k. österrei-
chisch-ungarlschen Monarchie und ihrer Reichs- und Residenz-
stadt Wien. die sich hier in einem breit erschöpfenden Zeitbild
aus Fotos, Affichen. Programmen u. ä. zusammensetzt. Die
kLlnstlerischeAvantgarde Wlener Secession tritt mit Moll. Klimt.
Kokoschka. Hoffmann. Moser, Olbrich auf. lmZusammenhang
steht die von Rodin geschaffene Büste Mahlers urn 1909110
(s. AMK 1961197. S. 52). Die ungefähr 300 Fiecen der Mahler-
schau sind in Paris. d. h. für Gesamtfrankreich. erstmals prä-
seht.
Robert et Sonia Delaunay
BeiderGeburtstagjährt sich heuerzum 100. Mal. 1885. im glei-
chen Jahr geboren. war es eine schicksalhafte Begegnung. die
derSonie Terk. einer ukrainischen Weißrussin. mit dem Pariser
Robert Delaunay. Diese festlichwichtige Retrospektive verleiht
der profunden Markierung der zeitgenössischen Kunst durch
beide Künstler das rechte Licht. R. Delaunay ist in allen seinen
Perioden. der Impresslonistischen, Neoimpresslonlstischen,
Kubistischen und Orphistischen, von wSaint-Severim (1910 bis
1912) bis zu den vgrands rythmesr (1938) aufgezeigt. S. Delau-
nay, umfassend präsentiert, zeigt in Werken ihrer Jugend den
Einfluß von Cezanne und Van Gogh, den Fauves. wie übrigens
den der deutschen Expressionisten auf. Ihre Vielseitigkeit stellt
sich in jener langen Periode nach dem 1. Weltkrieg 1918 bis
1930, heraus. Tapisserien. Möbel. Objekte, Mode, Bühnenbild,
Kostüm- und Theaterdekorationen beschäftigen sie durch-
wegs. Ab 1930 kehrte sie zur Malerei zurück. f939zelgte sie im
Le premier saion d'art abstrail ihre Werke. Der Tod ihres Man-
nes R. Delaunay 1941 ließ Sonia Delaunay gemeinsam begon-
nene Werke. vorwiegend Tapisserien. Glasfenster und
Mosaike, beenden. Appoilinaire. mit ihnen sehr verbunden.
sagte 1912: ivOuand iis se räveilient. les Delaunay parient pein-
turem Die Delaunay-Retrospektive läuft noch bis 1B. September
1985 in Paris und kommt später, im Herbst, in die Staatsgemäi-
desammiungen nach München.
Regensburg - Ostdeutsche Galerie
Lovis-Corinth-Freis der Künstiergilde 1984
Anton Lehmden, 1929 in NeutralSlow geboren, ist Hauptpreis-
träger. Unter den hiergezeigten 38 Werken sein frühestes. eine
i-Panzerschiachtr, 1954. Die Radierung wurde in Japan ausge-
zeichnet. Sein spätes rGolem I und Ihr. 1984. Lehmdens Schaf-
fensbiid ist von Zerfall. dem Berstenden. Aufbrüchigen undAuf-
brechenden, dem Untergehen bestimmt. Seine so entstehende
Art von Weltlandschaft ist zeitlos. Der Donauschule geistig ver-
wandt. durchziehen Sintflut. Krieg und Schrecken dasWerk. Ein
abgeschlossener. in die Landschaft hinabverwachsener Pan-
zerturm signalisiert auch im Grasverwachsensein vom ewigen
Grauen und Entsetzen des lmmerwiederkehrens der Apo
kalypse.
Roland Ddrfler. 1925 im Erzgebirge geboren. erhielt eine Ehren-
gabe. Dem Werk des Einzelgängers sind Krieg, Gefangen-
schaft, Isolation und Bedrohung eingeschrieben. Zeichner
vgelebter Körper: in hauptsächlich maskulinen Formen.
Joachim Lothar Gartner. 1945 SteinschönauIBöhmen geboren,
erhielt einen Forderungspreis. Seine aktionslosen Naturbiider
sind stille Bestandsaufnahmen vom Trümmerfeld bis zum ver-
meintlichen Paradies.
Hans Jürgen Gartner (Zwillingsbruder d. 0.), gleichfalls Förde-
rungspreisträger. gibt sich als Zeichner mit handschriftlichem
Strich in Form von Psychogrammen und Seismographischem.
nZeichnungen deutscher Meister-r. 1750 - 1900. bilden eine
Ausstellung aus den Sammlungen der Stiftung Pommer in Kiel.
Werke von C. Blechen, C. D Friedrich, A. Menzel, P. O. Runge,
C. Spitzweg.
St. Gallen - Erker-Galerie
Sophie Taeuber-Arp. Reliefs. Collagen, Gouachen und Zeich-
nungen.
Wie die Deiaunays. so bildeten die Arps eine schicksalsträch-
tige Lebens- und Künstlergemeinschaft. Sophie Taeuber-Arp,
1889 in Davos geboren. heiratete 1922 Hans Arp. Mitglied der
Bade-Bewegung. wird sie später als Vertreterin der konkreten
Malerei weithin anerkannt. Das Dualistische dringt auch im
Werk, wie z. B. in der Coquille 1937, durch. wReinheit der Linie
der sanften Kontraste des addierren graphischen WohIlautS.
Stunden der Stiller. wie Hans Arp es nannte.
Zürich - Kunstgewerbemuseum der Stadt und
Museum für Gestaltung
Direktor Hansjörg Budiiger räumte der Schau rKritik am Autor
imSchulgebäudebesonders gerne Platz ein.OtlAioher,Allroun-
der und Mitbegriinderder Hochschule fürGestaltung. Ulm. kam
mit entsprechendem Konzept hierher. in seiner Designanalyse
packt er eines der heißesten Eisen der Zelt an. Ein hochwichti-
ger Versuch. das Auto vom technisch-formalen Podest herun-
terzuholen. Aichei erkennt neue Standpunkte. wobei er über
das Vehikel dem Verkehr als solchem, als gesellschaftlicher
Verschränkung. den notwendigen Stellenwert einzuräumen
versucht. Ein sicher mühseiiger Versuch und fast utopisch bei
den immerhöher angepeilten Hochstgeschwindigkeiten um die
300 kmlh. Von waldschützenden 100 krrilh auf Autobahnen und
30 kmlh im urbanen Bereich bleibt nichts übrig. Japaner und
Amerikaner respektieren längst umweltschützende Auflagen.
Aber die Europäer? Für sie scheint der Fetisch Auto tabu für
sozietär unabdingbare Forderungen. Immerhin, Sinn und
Zweck dieser Ausstellung ist ein begrüßenswerter und sollte
entsprechende Denkanstöße auslösen. I. netopil
Sonette über ein treibendes Jahr. herausgegeben von
Erich Rentow und Herwig Zens. Edition Maioii, Wien
1982, 95 Seiten
Sonette über ein treibendes Jahr ist der Titel der Gedichte von
Erich Rentow. Zu jedem Monat ein Sonett, dazu schuf der Gra-
phiker Herwig Zens Radierungen. Schuf er sie im Hinblick auf
den Text? Nein, er hatte ein anderes Jahr. Sein Erleben, jeden
Monat ein anderes. gab den Rahmen für Fientows Jahiestiei-
ben. Aus diesem Anfang entwickelte sich in Zusammenarbeit
mit dem Musiker Herbert Lauermann. dem Verleger PeterGrün-
auer, dem Designer Klaus Hehner und dem Fotografen Helmut
Bichler zuerst das Performance und als Dokumentation dar-
über das vorliegende großformatige Buch. dem auch als logi-
sche Ergänzung eine Langspielplatte. die Kiausjürgen Wussow
besprochen hat. beiliegt. Dokumentation für die iiAufführun-
genu in der Galerie Eichgraben, im Schloß zu Detrnold und im
Palais Liechtenstein in Wien, bei denen den Sängern. instru-
mentalisten und Sprechern ein wesentlicher Anteil an der Ver-
wirklichung zufiel. Dokumentation in minutiöser Schilderung
der Gegebenheiten. von der Entstehung der Graphiken bis zum
"Stromenu des Publikums und das Einnehmen der Plätze. Doku-
mentation aiso für eine ferne Zeit, in der vielleicht ein Jahr nicht
mehr treibt. Aiois Vogel