Berichte
Informationen
Aus der Kunstwelt Streiflichter
Unterricht
Bundesminister für
Dr. Alois Mock
Bundesminister für Unterricht Dr. Alois Mock
wurde am 10. Juni 1934 in Euratsleld, Bel.
Amstetten, Niederosterreich, geboren und
legte im Jahre 1952 am humanistischen Gym-
nasium im Benedrlttinerstift Seitenstetten die
Reifeprulung ab.
Dr. Mock absolvierte Sein rechlswissenschaft-
liches Studrum an der Rechts- und staats-
wissenschaftlichen Fakultät der Universität
Wien. Während dar Studienzeit nahm er aktiv
am studentischen Leben teil und wurde bei
den Hochschulwahlen zum Leiter der Fach-
schaft JLlllSiEh an seiner Fakultät gewehlt. In
dieser Funktion war er auch Mitglied des
Zentralausschusses der Osterreichischen Hoch-
schülerschaft und hatte auf diese Weise Ge-
legenheit, mit allen Studentenproblemen ver-
traut zu werden.
Nach Abschluß seiner rechtswissenschaltlichen
Studien ergänzte er seine Ausbildung durch
den Besuch eines Post-graduate-Kurses am
Bologna-Center der John Hopkins-Universtty
in Italien. Bei diesem Kurs wurde vor allem
internationales Recht und diplomatische Staa-
tengeschichte gelehrt.
Am 1.Februar 1958 trat Dr. Mock in die
Hochschulsektion des Bundesministeriums für
Unterricht als Beamter ein. Er arbeitete in der
Abteilung für allgemeine und legislative Hoch-
schulangelegenheiten und war Referent lur
alle studentischen Probleme und mit der Aus-
arbeitung von Hochschulreformgesetzen be-
traut. Unter anderem leistete Dr. Mock damals
schon Vorarbeiten für des Allgemeine Hoch-
schulsludiengesetz und für das Studienbei-
hilfengeseiz.
lm August 1960 wurde er in die Sektion llir
wirtschaftliche Koordination des Bundes-
kanzleramtes berufen, wo er für die Angelegen-
heiten der Europäischen Integration zuständig
war.
Ab Janner 1962 war Dr. Mock der öster-
reichischen Delegation bei der OECD in Paris
zugeteilt und hatte hier Gelegenheit. die Ar-
beiten dieser wichtigen internationalen Orga-
nisation auf dem Gebiete der Wirtscnalts,
Wissenschalts- und Bildungspolitik kennen-
zulernen. 1965 wurde Dr. Mock auf Grund
seiner Leistungen bereits vertretungsweise trr
das Kabinett des Herrn Bundeskanzlers be-
rufen. Seit 1966 war Dr. Mock Kabinettschel
des Herrn Bundeskanzlers. In dieser Funktion
betreute er neben außenpolitischen Fragen
die Vorbereitung und Koordination von Re-
gierungsentscheidungen.
Bundelmlnllterium für Unterricht
Besucherstatiatik der Staatlichen l
Museen und Kunstsammlungen l
Das Bundesministerium für Unterricht gibt
bekannt, caß in den ihm unterstehenden
Staatlichen Museen und Kunstsammlun-
geri in den Monaten Juli rasa 116.154
und August 1969 132.711 Besucher ge-
tarnt wurden.
48
' tretet
Museum des 20. Jahrhunderts -
Charles Rennie Mackintosh
Parallel zur Ausstellung der Wiener
Schule der Musik zeigte das Museum
des 20. Jahrhunderts in Wien bis
20. Juli eine von Dr. Otto Graf ein-
gerichtete Exposition (Abb. 1) über
das Werk von Charles Rennie Mack-
intosh. Ein umfassender Katalog mit
informativen Texten und zahlreichen
Abbildungen erschien aus diesem
Anlaß.
Die vergangenes Jahr in größerem
Umfang während des Edinburgh-
Festivals gezeigte Schau enthielt
108 Objekte - Pläne, Photos, Innen-
dekorationen, Textilentwürfe, Ge-
mälde, Zeichnungen und Druckgra-
phik -, welche auf breiter Basis die
Arbeitsweise und den Stil des 1888
geborenen und 1928 verstorbenen
schottischen Architekten und De-
' signers dokumentierten. Weitere 27
Exponate stammten von Frances be-
ziehungsweise Margaret Macdonald,
der Gattin des Architekten.
Mackintosh zählte einerseits zu den
maßgebendsten und einflußreichsten
Meistern des heute wiederum so be-
liebten Jugendstils, besitzt anderseits
aber auch - was am markantesten
aus seinem Hauptwerk, der Glasgow
School of Art, hervorgeht - als Ver-
einer progressiv-funktionellen
Architektur Bedeutung. Mit Wien ver-
banden ihn eine Reihe interessanter
Fakten: 1900 war er mit einem Tee-
zimmer, das er gemeinsam mit seiner
Frau entworfen und ausgestattet hatte,
auf der achten Secessionsausstellung
vertreten. Wiens Künstlerjugend fei-
erte Mackintosh und seinejunge Frau
als Avantgardisten, die man im ge-
schmückten Wagen vom Bahnhof zur
Secession geleitete. Für Fritz Wärn-
dorfer, den prominenten Mäzen und
Mitbegründer der Wiener Werkstätten,
entwarf Mackintosh 1902 ein Musik-
zimmer, das großes Aufsehen erregte.
Mit dem bedeutenden Architekten
Josef Hoffmann, der zweifellos in
manchem von Mackintosh beeinflußt
worden war, verbanden ihn wesent-
liche Gemeinsamkeiten in künstleri-
schen Uberlegungen,
Eine aufschlußreiche Ausstellung, die
die größeren Maßstäbe von gestern
und die Versäumnisse von heute in
Erinnerung brachte.
Secession - Aktzeichnungen
Eine der schönsten und aufschluß-
reichsten Ausstellungen der letzten
Zeit fand in der - beinahe schon über-
aktiven _- Secession statt. lhr Titel
lautete .,Osterreichische Aktzeichnun-
gen von Klimt bis heute". Sie umfaßte
292 Exponate und war aus Anlaß des
fünfundsiebzigsten Geburtstages dem
Gedenken an Herbert Boeckl gewid-
met, jenem erst spät im rechten Maße
erkannten Maler und Zeichner, der
als Professor an der Wiener Akademie
der bildenden Künste für die öster-
reichische Kunst nach 1945 wesent-
lich mit" die Weichen stellte.
Ohne Ubertreibung Iäßt sich das zu
wesentlichen Teilen aus privaten
Sammlungen stammende Kontingent
an Kohle-, Bleistift-, Rötel- und
Tuschezeichnungen als spezifischer
kunstgeschichtlicher Abriß der öster-
reichischen Moderne wenen. Die
Qualität lag im allgemeinen beachtlich
hoch, doch auch die Auswahl der
Namen deckte sich in der Regel mit
der tatsächlichen Bedeutung der Be-
treffenden. Daß einige Maler erst
knapp vor Ausstellungsbeginn ihre
Liebe für das Aktzeichnen entdeckten.
war zumindest bei guten Ergebnissen
kein Manko. Wer in Osterreichs Kunst
Rang und Namen hatte, war beinahe
ausnahmslos mit von der Partie. Der
andeutungsweisen Zartheit eines
Thöny stand die Sinnlichkeit praller
Frauenleiber bei Hans Böhler gegen-
über, dem expressiven, oft sezieren-
den Strich eines Kokoschka. Schiele,
Jungnickel und Hanak die grandiose
unerreichte Könnerschaft von Gustav
Klimt. Nur am Rande als Aktzeichner
zu apostrophieren sind Alfred Kubin
und der verspielt tändelnde Herz-
manovsky-Orlando. Die mittlere und
ältere Generation der Lebenden war
mit guten Blättern von Stransky,
Merkel, Ecken, Karger und Wotruba
vertreten, die jüngere und jüngste mit
herausragenden Arbeiten von Avra-
midis, Fritz Martinz, Prantl, Stau-
dacher, Hrdlicka, Hollegha, Bischof.
Mikl, Pack. Alfred Czerny, Frohner,
Jungwirth und Heinz Stangl.
Galerie nächst St. Stephan -
Kunst ohne Künstler
.Surrealismus ohne Surrealisten,
Kunst ohne Künstler" präsentierte bis
30. Juni die Galerie nächst St. Ste-
phan. Unter dem begrifflich weit-
gesteckten, doch anfechtbaren Motto
hatte Oswald Oberhuber eine überaus
interessante und diskutierenswerte
Ausstellung arrangiert, die den Be-
griff, die gesellschaftliche Funktion
und die Relativität von Kunst provo-
zierend in Frage stellte, Die imponie-
rende Mischung von Arbeiten promi-
nenter und wenig bekannter Künstler
ergab eine Konfrontation, wie man sie
sich gegensätzlicher kaum vorstellen
kann. Neben Graphik eines Ensor.
Corinth, Giacometti, Picasso, Beck-
mann oder Warhol sah man Bilder
von Mara, Schröder-Sonnenstern und
Attersce sowie Plastiken und Objekte
von Pichler, Hollein, Ernst, Cornelius
Kolig und Niki des Saint-Phalle. Ein
erfrischender Cocktail der Richtungen,
Stile und Tendenzen, aber auch ein
Drink, der Kopfschmerzen bereitete,
Eine Photodokumentation über die
Schau, die im Anschluß an Wien auch
in Innsbruck zu sehen war, kann über
die Galerie nächst St. Stephan, 1010
Wien l, Grünangergasse 1, bezogen
werden.
Künstlerhaus Wien - Junge Kunst
"Junge Kunst" lautete der gleicher-
maßen knapp formulierte wie an-
spruchsvolle Titel einer ambitioniert
gestalteten Großausstellung (Abb. 2
bis 4) im Wiener Künstlerhaus. Die
umfangreiche Schau vereinte Schüler-
arbeiten der Malerklasse Rudolf Haus-
ner (WienlHamburg), der Klasse für
Bildhauerei von Professor Knesl, der
Druckgraphikklasse von Max Melcher
an der Wiener Akademie der bilden-
den Künste sowie der Klassen von
Prof. Norbert Schlesinger (Architek-
tur), Ferdinand Welz (Medailleur-
kunst) und Hermann Eisenmenger
(Institut für Zeichnen und Malen an
der Technischen Hochschule Wien).
Alle genannten Hochschulprofessoren
sind Mitglieder der veranstaltenden
Vereinigung. Sie wollten mit der
interessanten Dokumentation die Me-
thoden heutigen Lehrens zur Diskus-
sion stellen und die vielschichtige
Problematik eines auf relativ großer
Autonomie beruhenden Akademie-
betriebes aufzeigen. Auf einzelne Ar-
beiten hier näher einzugehen, läßt
schon der vorgegebene Umfang einer
derartigen Besprechung kaum zu. Zu-
sammenfassend läßt sich jedoch fest-
halten, daß dem Bemühen der Lehrer
graduell beachtliche Erfolge nicht ab-
zusprechen sind. Manches, das im
Künstlerhaus zu sehen war, überragte
beträchtlich den hauseigenen Durch-
schnitt des sonst Gebotenen. Inwie-
weit freilich andere Lehrmethoden als
die in Osterreich praktizierten der Ent-
wicklung junger Künstler und Päd-
agogen förderlicher wären, ließ sich
auf Grund des Gezeigten allerdings
ebensowenig beantworten wie die
Frage nach der Qualität des ,.Schüler-
materials", dessen Beschaffenheit
letztlich für das erreichte Lehrziel min-
destens ebenso ausschlaggebend ist
wie die Qualität der Professoren.
Galerie Basilisk - Zechyr
Othmar Zecher, der unter dem Künst-
Iernamen Zechyr besser bekannte, aus
Linz gebürtige Zeichner und Maler,
stellte sich mit neuen graphischen
Blättern in der Galerie zum Basilisken,
Schönlaterngasse, vor. Gegenüber
seiner letzten Kollektive in der Wiener
Galerie auf der Stubenbastei (Sep-
tember 1968) hat der als Einzelgänger
zu charakterisierende Zeichner einen
beachtlichen Schritt im Sinne adä-
quater Weiterentwicklung getan. Ze-
chyr nennt seine neuen dynamischen
Federzeichnungen „Exploramas". Viele
von ihnen setzen sich ähnlich
wie Comic-Strips zusammen, ent-
halten also mehrere zueinander in
einem bestimmten Spannungsverhält-
nis stehende Tusche- bzw. Sepia-
Zeichnungen. Inhaltlich lassen sich
die zum Teil virtuosen, innerhalb der
österreichischen Kunstszene ohne
Vergleich dastehenden Blätter als
architektonisch-maschinelle Visionen
im Raumfahrtzeitalter charakterisieren,
Handschriftliche Anmerkungen mit
gelegentlich graphischer Autonomie,
die als wichtige Bestandteile des Kom-
positionsganzen anzusehen sind, er-
läutern in Phasen Utopien, die schon
morgen zur gewohnten Realität wer-
den könnten. Daß freilich das Wiener
Sammlerpublikum trotz günstiger
Preise zwischen 2500 und 4000Schil-
ling nur sehr zögernd zugriff, zählt
zu den permanent wiederkehrenden
Rätseln am österreichischen Mini-
kunstmarkt.
Galerie Seilerstätte n Karl Stark
Die neugegründete, von Professor
Rudolf Bachleitner geleitete Galerie
Seilerstätte, die mit einer Gruppen-
ausstellung von Werken Frohners.
Meissners, Redls und Bertonis eröff-
nete, setzte ihr bisher nur auf öster-
reichische Künstler beschränktes Pro-
gramm im Juni mit einer Ausstellung
von Gouachen und Gemälden des
Wieners Karl Stark fort, für die Otto
Breicha einleitende Worte verfaßte.
Starks Malerei wurzelt im Expressio-
nismus, vor allem in jenem der Oster-
reicher Boeckl, Gerstl und Kokoschka.
In kraftvollen, satten Farben gehaltene
Landschaften, Selbstporträts und die
- qualitativ schwächeren - Blumen-
stilleben veranschaulichen zugleich
die thematische Spannweite und die
Art der künstlerischen Umsetzung sei-
ner in der Regel durchaus beherrsch-
ten Malerei, die in dem Sinn als zeitlos
anzusprechen ist, als sie sich nicht
um das kümmert, was heute en vogue
ist und der Sensation um jeden Preis
anhängt. Der zuletzt auch in Amerika
wiederholt erfolgreiche und dort von
Otto Kallir gemanagte Künstler er-
reicht in seinen Landschafts-Gouachen
die stärksten und beeindruckendsten
Ergebnisse. Es finden sich darunter
Darstellungen, die sich durch großen
Stimmungsgehalt, Eigenständigkeit
und den kraftvollen Zusammenklang
der spannungsreich gesetzten Valeurs
auszeichnen.