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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIV (1969 / Heft 106)

"Österreichische Aktzeichnungen 
von Klimt bis heute" 
ist eine Ausstellung betitelt, die nicht weniger 
als 300 Blaiter von insgesamt 80 Kilnstiern 
umfaßt (Abb. 8-11). Die wiener Secession 
hat damit einen sehr wesentlichen Beitrag zu 
den diesjährigen Wiener Festwochen geleistet. 
Die Zeichnungen stammen zum großen Teil 
aus privatem Besitz. Vieles davon (wie zum 
Beispiel die Blaiter von Rudolf Wacker) war 
bisher überhaupt nie oder nur selten offentlich 
zu sehen. Der Katalog ist ein Buch mit 80 groß- 
rbirnaiigen Reproduktionen, iiir jeden der 
prasentierten Zeichner eine, der Text stammt 
von Otto Breicha. Die Kosten des Ganzen trug 
der Drucker Anton Tusch, der Mitglied der 
Vereinigung ist und im Rahmen der .Aktlon 
Tusch" schon seit Jahren in ruhmenswerter 
Weise als Ausstellungs- und Katalogmazen 
auftritt. 
In einer eigenen Abteilung sind Z0 Zeichnun- 
gen und Aquarelle iicn Herbert Boeckl unter- 
gebracht, der heuer 75 Jahre alt geworden 
ware und dem die Ausstellung auch gewidmet 
ist, Den beruhmten „Abendakt" Boeckls an 
der Wiener Akademie seit Ende des Zweiten 
Weltkriegs haben viele inzwischen zur Fro- 
mlnenz aufgeiuckte Kunstler besucht. Der 
Zeichner Boeckl selber gab etwas von dem 
Erbe des osterreichischen Expressionismus 
weiter (auch als Maler hangt der frühe Boeckl 
ja mit Kokoschka zusammen) und etwas von 
der Kunst des Cezanne. Naturstudium, Aus- 
druck (nicht selten rbbiister, erregter), Sensi- 
tivität und anatomischarchitektonische Uber- 
legung - das alles gehorte zu ihm, Die Fahig- 
keit, als Zeichner gleichsam das Gerüst aus 
der naturllchen Erscheinung zu heben, hat 
bei einem jungeren Kunstler wie Avramidis 
formlich zu einer bildnerlschen Mathematik 
getuhrt. 
Klimts Senstbilitat, sein Troubadourtum, seine 
sinnliche Eleganz. die den Sinn iur Naturwahr- 
heit nie verlor, stehen am Anfang der neueren 
osterreichischen Aktzelchnungvon ihm kamen 
Schiele und Kokoschka, die jeder auf seine 
Weise den Akt mit einer neuen Sprödigkeit 
und Herbheit erfullten, in ihm Leidenschaft, 
Bestürzung, Jammer, Tragik auszudrucken 
Die Metamorphose der Schlösser 
- Niederösterreichische Modell- 
, fälle machen Schule 
Osterreichs Schlosser und Burgen müssen 
nicht verfallen. Dem Vorbild Niederusterrelchs l 
, folgend, finden sich auch in den ubrigen 
Bundeslandern nach und nach immer öfter 
l Mazene - meist sind es sraai und l_and -. 
' dieunter gewissen Voraussetzungen bereit sind, 
die alten Herrensitze zu restaurieren. 
Oberostarrelch hat seine erste Rettungsaktion 
schon vor Jahren gestartet. Das Linzer Schloßr 
799 zum erstenmal urkundlich erwähnt, 1481 
erweitert und 1500 neu erbaut, schien nach 
1945 dein Untergang geweiht. Der Gedanke 
einer Revitalislerung entschied dann uber sein 
Schicksal: Als Nebenstelle des Oberoster- 
8 reichischen Landesmuseums ruckte es erneut 
in den Mittelpunkt des historischen Landes- 
bewußtseirts und erhielt durch die Bereit- 
stellung der finanziellen Mittel ilir seine 
Sanierung von Bund, Land und der Stadt 
seine Uberlehenschance. 
1963 blinete es als Schloßmuseum seine Pfor- 
ten. Die Eintrittsgelder der Besucher erbringen 
ähnlich wie im nledernsterreichischen Peiro- l 
nell (Donaumuseum und Außenstelle des l 
Österreichischen Museums lur angewandte 
Kunst, Wien), in Greillenstein (Strafrechts- 
sammlungj, in Marchegq (Jagdmuseum), in 
Onh an der Donau (Fischereimuseum), in 
Gobelsburg (Außenstelle des Museums fur 
Volkskunde, Wien), in Matzen (Außenstelle 
des Museums fur Völkerkunde, Wien), in 
nlegeisbiirg und irn Wiener Geymuller- 
Schlüssel (Alt-Wiener Uhren) (Außenstellen 
des Osterreichischen Museums fur ange- 
wandte Kunst) eine nicht unwesentliche Zu- 
buße zur Erhaltung des Schlosses. 
Der gegluckte Versuch verbesserte in der 
Folge die budgetare Situation. Anderseits 
zeigten sich auch in Oberosterreich die Schloß- 
besltzer bereit, ein Bundnis mit ofientlichen 
Stellen zu schließen und durch die Adaptierung 
ihrer Schlosser fur museale Zwecke das ur- 
alte Erbe zu retten. 
Mir der Unterstützung der Landesregierung 
restauriert: dads Butndesdenkmralanplt lsnhyden 
. . . letzten a rcn rein erosierreic isc e c os- 
verstanden. die Nacktheit des Menschen in 58', die auvh als Museum wen sind besucht 
. , . g bei 
einem ubertragenen Sinne. Bei Schiele tritt m Waden das Landschloß Gramm" - 
"o" Sohn" QMM V""le"e"3""'"e"'e'1e"e" ' 1.12317 Perg, Schloß Hchenbrunn bei st, Florian 
sowie die Burg Clam im Mlihlviertel. Die 
Verspannungen in der lfbrrn aul, die vuber 9 
"m9 "m! 309"" i"; '" m WG" d" Junge" Greinburg gibt sich als schrilahrrsrnuseunr; 
Hohenbrunn - ein Spatwerk des als ,.Kloster- 
ren reichen. Wotrubas Entwicklung von _eine_r 
last klassisch zu nennenden Naturhaiiigiteit amhiwk. des osleneichlsche" Bamck. mm 
lierten Jakob Prandtauer a zeigt sich nach 
bis zu der architektonischen Abstraktion seiner 
Spatzelt hat gleichlalls in dieser Richtung gez dem Musw von Mamhegg als Jagdmuseum, 
in dem Wildkunde, Jagdbetrleo und Brauch- 
wirkt 
tum eine Synthese bilden. 
 
eei Thöny entsteht eine nervöse Poesie. die 
sich etwa in Hessings schönem Blatt wieder- 
holt. Der Akt als ein Stuck Leiblichkeit. das 
sich selber will, hai bei Stransky und Bottoli, 
Elsler und Maninz eine leberisvolle Wieder- 
gabe gerunden. Hrdlickas starker verformen- 
den Akten aus einer trivialen weli wbhnr 
Große und eine ungemelrie Kraft inne. Escher 
sieht nicht ohne Spott eine Ansammlung rund- 
licnei Herren irn Mannerbad. Frohners un- 
törmige Bardameneleganz und Stangls unarti- 
ges ,l_angweiliges Fruhstuck" bilden einen 
schönen Zweiklang. Boeckl-Schuler. die beides 
wollen: Natur und Ausdruck, das Mathßmati- 
sche und das Gewischte, sind Karger, Hoke, 
Marcell, Schmid. 
uni das Panorama der osterreichischen Akt- 
zeichnung rund zu machen, tehlen auch 
Farsraiiei und Wlegele nicht (Dies ist der 
maßvolle, zahme Akt.) Reprasentiert sind 
reiner Kubin, der unheimliche (der ra nicht 
eigentlich Aktzeichner war und das auch in 
der ausgestellten .Sybllle" nicht ist), Herz- 
manovsky-Orlando (mit Illustrationen fur ein 
Herrenmagazin aus den zwanziger Jahren), 
Lehmden, Korab, Fuchs (die wenigen .phan- relchischer siaatsverrrerungen im Ausland. 
tastischen Reaiistenidie sich doch wenigstens , aber auch irr grrrgrrr Kagggrrsaal der wrerrer 
mit Elnzelbiattern zur Teilnahme bereit er- Zeniralsparkasse und in der Feuerhalle des 
klauen) und schließlich Rainer, der schelrri. Wiener Krematoriums. Auch als Maler hat er 
der eine ..Verhiillte veniis" beistellte. Selbst errra giggne, unverwechselbare Handschrlft, 
Oberhuber, Rlrlel, Porleratz. JUVVQWlVlVVr Flrlk r Von der Pinselluhrung Boeckls beeinniißt, 
und Fleck a Junge, Halbiunge und Aller- schuf Schulz eine Reihe lockerer Aquarelle, 
iürlsstßr die Mischen Avl-hwl und Pvv, die trotz adei gerade wegen ihrer Freiheit und 
Abstraktion und Action vßlrlling daheim sind, Sparsamkeit eine uneernein starke Aussage 
- krltzein allerlei Aktahnliches hin, Um dem haben. Auch seine Olbilder, sehr freie, mit 
Erllvklvlnadisvhen dieser bearvßßrlswerie" groben Pinselstrichen gebaute Ordnungen, 
Schau, der ersten so urnlassenden iiber das zeigen einen außerordentlich subtilen Aufbau 
Thema uberhauot, den letzten Schliff anzuturi. und am grark gnrwickarres Serum m, Wenrg. 
Johann Muschik kaiten. 
Traudel Pichler greiii aiil die Franzosen zur 
ruck; da kann man Spuren eines eiauue, dort 
die eines Maiisse finden ihre Olbilder sind 
flachlg, die Aquarelle, das Gegenteil von ieneri 
VON Schulz, werden vollkommen zugenialr. In 
beiden Disziplinen ist eine Neigung zum 
Dekoratlven iinleiigbar. 
Karlheiriz Pllcz arbeitet haiiriisachlich als Gra- 
phiker. Seine mlnuzlosan Radierungen, seine 
Tuschezelchnungen aus hauchdunnen und 
kurzen Strichen, ia Punkten, gleichsam aus 
Atomstaub zusammengesetzte Gebilde, haben 
eine labiilierireiidrge Phantastik, die ihn be- 
r reits - durch zahlreiche Ausstellungen in aller 
1 Welt - bekannt gemacht haben. Seine starke 
 
Kulturpreise des Landes Nieder- 
österreich r 
ln dem großen sitzungsaal der nlederoster- 
reichischen Landesregierung wurden am 
25. Juni d. J. die Kulturpreise fur 1969 ver- 
geben. Für ihre Leistungen auf dem Gebiete r 
der bildenden Kunst erhielten die akadernl- 1 
schert Maler Josef Schulz den Wurdigungs- , 
l preis (Abb. 12), Traudel Pichler und Karlheinz , 
Pilcz iewells einen Fnrderungspreis. l 
Josef Schulz (siehe Alle und moderne Kunst 
Nr. 91), der Professor an der Akademie fur 
angewandte Kunst ist, hat sich besonders auf 
dem Gebiet der Gobelinweberei einen Namen 
gemacht, der bereits in der internationalen 
Fachwelt zum festen Begriff wird. So hat der 
Erzen-Verlag in seinem reprasentativen Werk 
..Das große Buch der Tapisserie" iicn Schulz 
Beispiele aulgenommen oie Arbeiten des 
Kunstlers hangen an bevorzugten Stellen cister- 
  
rß 't'hb d b'llltt' 
' lelillglriitltin Svlän 525510; Alian elPGt-Luslzla frrrliillruls", Centraal Museum Utrecht 
zum Sonnengesang des Franz von Assisi. NrEDERLÄNDISCHE PLASTIK 1.64-69" 
A- Vr nie Ausstellung VDI] etwa iiber 250 Werken 
niederlandischar Kunstler. die im Museum wie 
in seinen Garten zur Schau gestellt werden, 
11 Diamonds International Avvafds gibt an Hand bezeichnender Beispiele eine 
7 _ er r - umfassende Ubersicht uber die hEllVgEn Ten- 
h" Ems" oste"e'che' denzen aui dem Gebiet der dreidimensionalen 
  
ßll-DTEXTE Seil Der bekannte und sehr begehrte Diarrionds kiinsr in den Niederlanden. 
8 Ludwig Heinrich Jungrtickel, Sitzerider 11 Alfred Czerny, stehender weiblicher Akt Award wurde in diesem Jahr an den Wiener Alle reprasentatlven Stromungen der Zelt sind 
weiblicher Akt. Kohlezelchnung, 35x mit gesenktem Kopl. Kreldezelchnung, Goldschmied Manfred Nlsslmuller vergeben, vertreten, sowohl traditionelle wie experimen- 
50 cm 411x315 cm (Abb. Ball aus der Aus- Der Leiter des Österreichischen Kulturinstltutes teile mit neuen Materialien, Pop-alt", „Op- 
9 Claus Pack, Schreltender Akt, 1961. stellung_0sterrelchlsche Aktzeichnungen in New York, Dr. Gottfried Helndl wird am art" und „Sltuatlonen" irn ereiche der mo- 
Feder-Tusche, 43x26,5 cm von Kllmt bis heute" in der Wiener Z4. September l969 an seiner Stelle bei der derncn Plastik Die Ausstellung findet in der 
10 Karl Anton Fleck, Sitzende, 1969. Blei- Secesslon 7 im Gedenken an Herbert Preisverteilung im Hotel Barblzon Plaza die Zelt vom 5. September bis 1G. November 
Stift-KfEldE, 45x31 cm Boeckl („Action Tusch") Auszeichnung entgegennehmen. 1969 stalt. 
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