"Österreichische Aktzeichnungen
von Klimt bis heute"
ist eine Ausstellung betitelt, die nicht weniger
als 300 Blaiter von insgesamt 80 Kilnstiern
umfaßt (Abb. 8-11). Die wiener Secession
hat damit einen sehr wesentlichen Beitrag zu
den diesjährigen Wiener Festwochen geleistet.
Die Zeichnungen stammen zum großen Teil
aus privatem Besitz. Vieles davon (wie zum
Beispiel die Blaiter von Rudolf Wacker) war
bisher überhaupt nie oder nur selten offentlich
zu sehen. Der Katalog ist ein Buch mit 80 groß-
rbirnaiigen Reproduktionen, iiir jeden der
prasentierten Zeichner eine, der Text stammt
von Otto Breicha. Die Kosten des Ganzen trug
der Drucker Anton Tusch, der Mitglied der
Vereinigung ist und im Rahmen der .Aktlon
Tusch" schon seit Jahren in ruhmenswerter
Weise als Ausstellungs- und Katalogmazen
auftritt.
In einer eigenen Abteilung sind Z0 Zeichnun-
gen und Aquarelle iicn Herbert Boeckl unter-
gebracht, der heuer 75 Jahre alt geworden
ware und dem die Ausstellung auch gewidmet
ist, Den beruhmten „Abendakt" Boeckls an
der Wiener Akademie seit Ende des Zweiten
Weltkriegs haben viele inzwischen zur Fro-
mlnenz aufgeiuckte Kunstler besucht. Der
Zeichner Boeckl selber gab etwas von dem
Erbe des osterreichischen Expressionismus
weiter (auch als Maler hangt der frühe Boeckl
ja mit Kokoschka zusammen) und etwas von
der Kunst des Cezanne. Naturstudium, Aus-
druck (nicht selten rbbiister, erregter), Sensi-
tivität und anatomischarchitektonische Uber-
legung - das alles gehorte zu ihm, Die Fahig-
keit, als Zeichner gleichsam das Gerüst aus
der naturllchen Erscheinung zu heben, hat
bei einem jungeren Kunstler wie Avramidis
formlich zu einer bildnerlschen Mathematik
getuhrt.
Klimts Senstbilitat, sein Troubadourtum, seine
sinnliche Eleganz. die den Sinn iur Naturwahr-
heit nie verlor, stehen am Anfang der neueren
osterreichischen Aktzelchnungvon ihm kamen
Schiele und Kokoschka, die jeder auf seine
Weise den Akt mit einer neuen Sprödigkeit
und Herbheit erfullten, in ihm Leidenschaft,
Bestürzung, Jammer, Tragik auszudrucken
Die Metamorphose der Schlösser
- Niederösterreichische Modell-
, fälle machen Schule
Osterreichs Schlosser und Burgen müssen
nicht verfallen. Dem Vorbild Niederusterrelchs l
, folgend, finden sich auch in den ubrigen
Bundeslandern nach und nach immer öfter
l Mazene - meist sind es sraai und l_and -.
' dieunter gewissen Voraussetzungen bereit sind,
die alten Herrensitze zu restaurieren.
Oberostarrelch hat seine erste Rettungsaktion
schon vor Jahren gestartet. Das Linzer Schloßr
799 zum erstenmal urkundlich erwähnt, 1481
erweitert und 1500 neu erbaut, schien nach
1945 dein Untergang geweiht. Der Gedanke
einer Revitalislerung entschied dann uber sein
Schicksal: Als Nebenstelle des Oberoster-
8 reichischen Landesmuseums ruckte es erneut
in den Mittelpunkt des historischen Landes-
bewußtseirts und erhielt durch die Bereit-
stellung der finanziellen Mittel ilir seine
Sanierung von Bund, Land und der Stadt
seine Uberlehenschance.
1963 blinete es als Schloßmuseum seine Pfor-
ten. Die Eintrittsgelder der Besucher erbringen
ähnlich wie im nledernsterreichischen Peiro- l
nell (Donaumuseum und Außenstelle des l
Österreichischen Museums lur angewandte
Kunst, Wien), in Greillenstein (Strafrechts-
sammlungj, in Marchegq (Jagdmuseum), in
Onh an der Donau (Fischereimuseum), in
Gobelsburg (Außenstelle des Museums fur
Volkskunde, Wien), in Matzen (Außenstelle
des Museums fur Völkerkunde, Wien), in
nlegeisbiirg und irn Wiener Geymuller-
Schlüssel (Alt-Wiener Uhren) (Außenstellen
des Osterreichischen Museums fur ange-
wandte Kunst) eine nicht unwesentliche Zu-
buße zur Erhaltung des Schlosses.
Der gegluckte Versuch verbesserte in der
Folge die budgetare Situation. Anderseits
zeigten sich auch in Oberosterreich die Schloß-
besltzer bereit, ein Bundnis mit ofientlichen
Stellen zu schließen und durch die Adaptierung
ihrer Schlosser fur museale Zwecke das ur-
alte Erbe zu retten.
Mir der Unterstützung der Landesregierung
restauriert: dads Butndesdenkmralanplt lsnhyden
. . . letzten a rcn rein erosierreic isc e c os-
verstanden. die Nacktheit des Menschen in 58', die auvh als Museum wen sind besucht
. , . g bei
einem ubertragenen Sinne. Bei Schiele tritt m Waden das Landschloß Gramm" -
"o" Sohn" QMM V""le"e"3""'"e"'e'1e"e" ' 1.12317 Perg, Schloß Hchenbrunn bei st, Florian
sowie die Burg Clam im Mlihlviertel. Die
Verspannungen in der lfbrrn aul, die vuber 9
"m9 "m! 309"" i"; '" m WG" d" Junge" Greinburg gibt sich als schrilahrrsrnuseunr;
Hohenbrunn - ein Spatwerk des als ,.Kloster-
ren reichen. Wotrubas Entwicklung von _eine_r
last klassisch zu nennenden Naturhaiiigiteit amhiwk. des osleneichlsche" Bamck. mm
lierten Jakob Prandtauer a zeigt sich nach
bis zu der architektonischen Abstraktion seiner
Spatzelt hat gleichlalls in dieser Richtung gez dem Musw von Mamhegg als Jagdmuseum,
in dem Wildkunde, Jagdbetrleo und Brauch-
wirkt
tum eine Synthese bilden.
eei Thöny entsteht eine nervöse Poesie. die
sich etwa in Hessings schönem Blatt wieder-
holt. Der Akt als ein Stuck Leiblichkeit. das
sich selber will, hai bei Stransky und Bottoli,
Elsler und Maninz eine leberisvolle Wieder-
gabe gerunden. Hrdlickas starker verformen-
den Akten aus einer trivialen weli wbhnr
Große und eine ungemelrie Kraft inne. Escher
sieht nicht ohne Spott eine Ansammlung rund-
licnei Herren irn Mannerbad. Frohners un-
törmige Bardameneleganz und Stangls unarti-
ges ,l_angweiliges Fruhstuck" bilden einen
schönen Zweiklang. Boeckl-Schuler. die beides
wollen: Natur und Ausdruck, das Mathßmati-
sche und das Gewischte, sind Karger, Hoke,
Marcell, Schmid.
uni das Panorama der osterreichischen Akt-
zeichnung rund zu machen, tehlen auch
Farsraiiei und Wlegele nicht (Dies ist der
maßvolle, zahme Akt.) Reprasentiert sind
reiner Kubin, der unheimliche (der ra nicht
eigentlich Aktzeichner war und das auch in
der ausgestellten .Sybllle" nicht ist), Herz-
manovsky-Orlando (mit Illustrationen fur ein
Herrenmagazin aus den zwanziger Jahren),
Lehmden, Korab, Fuchs (die wenigen .phan- relchischer siaatsverrrerungen im Ausland.
tastischen Reaiistenidie sich doch wenigstens , aber auch irr grrrgrrr Kagggrrsaal der wrerrer
mit Elnzelbiattern zur Teilnahme bereit er- Zeniralsparkasse und in der Feuerhalle des
klauen) und schließlich Rainer, der schelrri. Wiener Krematoriums. Auch als Maler hat er
der eine ..Verhiillte veniis" beistellte. Selbst errra giggne, unverwechselbare Handschrlft,
Oberhuber, Rlrlel, Porleratz. JUVVQWlVlVVr Flrlk r Von der Pinselluhrung Boeckls beeinniißt,
und Fleck a Junge, Halbiunge und Aller- schuf Schulz eine Reihe lockerer Aquarelle,
iürlsstßr die Mischen Avl-hwl und Pvv, die trotz adei gerade wegen ihrer Freiheit und
Abstraktion und Action vßlrlling daheim sind, Sparsamkeit eine uneernein starke Aussage
- krltzein allerlei Aktahnliches hin, Um dem haben. Auch seine Olbilder, sehr freie, mit
Erllvklvlnadisvhen dieser bearvßßrlswerie" groben Pinselstrichen gebaute Ordnungen,
Schau, der ersten so urnlassenden iiber das zeigen einen außerordentlich subtilen Aufbau
Thema uberhauot, den letzten Schliff anzuturi. und am grark gnrwickarres Serum m, Wenrg.
Johann Muschik kaiten.
Traudel Pichler greiii aiil die Franzosen zur
ruck; da kann man Spuren eines eiauue, dort
die eines Maiisse finden ihre Olbilder sind
flachlg, die Aquarelle, das Gegenteil von ieneri
VON Schulz, werden vollkommen zugenialr. In
beiden Disziplinen ist eine Neigung zum
Dekoratlven iinleiigbar.
Karlheiriz Pllcz arbeitet haiiriisachlich als Gra-
phiker. Seine mlnuzlosan Radierungen, seine
Tuschezelchnungen aus hauchdunnen und
kurzen Strichen, ia Punkten, gleichsam aus
Atomstaub zusammengesetzte Gebilde, haben
eine labiilierireiidrge Phantastik, die ihn be-
r reits - durch zahlreiche Ausstellungen in aller
1 Welt - bekannt gemacht haben. Seine starke
Kulturpreise des Landes Nieder-
österreich r
ln dem großen sitzungsaal der nlederoster-
reichischen Landesregierung wurden am
25. Juni d. J. die Kulturpreise fur 1969 ver-
geben. Für ihre Leistungen auf dem Gebiete r
der bildenden Kunst erhielten die akadernl- 1
schert Maler Josef Schulz den Wurdigungs- ,
l preis (Abb. 12), Traudel Pichler und Karlheinz ,
Pilcz iewells einen Fnrderungspreis. l
Josef Schulz (siehe Alle und moderne Kunst
Nr. 91), der Professor an der Akademie fur
angewandte Kunst ist, hat sich besonders auf
dem Gebiet der Gobelinweberei einen Namen
gemacht, der bereits in der internationalen
Fachwelt zum festen Begriff wird. So hat der
Erzen-Verlag in seinem reprasentativen Werk
..Das große Buch der Tapisserie" iicn Schulz
Beispiele aulgenommen oie Arbeiten des
Kunstlers hangen an bevorzugten Stellen cister-
rß 't'hb d b'llltt'
' lelillglriitltin Svlän 525510; Alian elPGt-Luslzla frrrliillruls", Centraal Museum Utrecht
zum Sonnengesang des Franz von Assisi. NrEDERLÄNDISCHE PLASTIK 1.64-69"
A- Vr nie Ausstellung VDI] etwa iiber 250 Werken
niederlandischar Kunstler. die im Museum wie
in seinen Garten zur Schau gestellt werden,
11 Diamonds International Avvafds gibt an Hand bezeichnender Beispiele eine
7 _ er r - umfassende Ubersicht uber die hEllVgEn Ten-
h" Ems" oste"e'che' denzen aui dem Gebiet der dreidimensionalen
ßll-DTEXTE Seil Der bekannte und sehr begehrte Diarrionds kiinsr in den Niederlanden.
8 Ludwig Heinrich Jungrtickel, Sitzerider 11 Alfred Czerny, stehender weiblicher Akt Award wurde in diesem Jahr an den Wiener Alle reprasentatlven Stromungen der Zelt sind
weiblicher Akt. Kohlezelchnung, 35x mit gesenktem Kopl. Kreldezelchnung, Goldschmied Manfred Nlsslmuller vergeben, vertreten, sowohl traditionelle wie experimen-
50 cm 411x315 cm (Abb. Ball aus der Aus- Der Leiter des Österreichischen Kulturinstltutes teile mit neuen Materialien, Pop-alt", „Op-
9 Claus Pack, Schreltender Akt, 1961. stellung_0sterrelchlsche Aktzeichnungen in New York, Dr. Gottfried Helndl wird am art" und „Sltuatlonen" irn ereiche der mo-
Feder-Tusche, 43x26,5 cm von Kllmt bis heute" in der Wiener Z4. September l969 an seiner Stelle bei der derncn Plastik Die Ausstellung findet in der
10 Karl Anton Fleck, Sitzende, 1969. Blei- Secesslon 7 im Gedenken an Herbert Preisverteilung im Hotel Barblzon Plaza die Zelt vom 5. September bis 1G. November
Stift-KfEldE, 45x31 cm Boeckl („Action Tusch") Auszeichnung entgegennehmen. 1969 stalt.
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