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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVI (1971 / Heft 114)

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Richard Stciskal-Paur 
ISERLOHNER DOSEN 
Aus der Vielzahl der Aufsätze in verstreuten 
Zeitschriften und Büchern der letzten 80 Jahre 
können wir entnehmen, welch großes Interesse 
für die Dosen herrschte, deren Meister, Her- 
stellung, Form und Prägungen Gegenstand der 
vorliegenden Untersuchung sein soll. 
Die Bergstadt Iserlohn (Abb. I) in Westfalen 
war schon im 15. Jahrhundert ein Fabriksort. 
Der Galmeibergbau, dort schon früher nicht 
unbedeutend, nahm 1751 einen besonderen 
Aufschwung und bewirkte das Entstehen einer 
Messingindustrie. Friedrich II. von Preußen 
hatte schon mit Reskript vom 16. November 
1740 die Einfuhr aller französischen Gold- 
galanteriewaren verboten und förderte statt 
dessen die Gründung heimischer Industrien. In 
den Vereinigten Niederlanden wurde bereits 
gegen Ende des 16. Jahrhunderts der Tabak 
und dessen Genuß eingeführt, und es ist zweifel- 
los, daß dieser und die zu seiner Aufbewahrung 
dienenden Dosen zunächst von dort in deutsdie 
Länder gelangten. Diese waren vorwiegend aus 
Messing und Kupfer, Werkstoffen, deren Ma- 
terialeigenschaften eine ähnliche Bearbeitung 
wie Gold und Silber zulassen. Sie wurden mehr 
oder weniger künstlerisch oder primitiv mit An- 
sichten, aktuellen Ereignissen, biblischen, reli- 
giösen oder humoristischen Szenen aus dem 
Alltagsleben figural und ornamental graviert, 
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mit bezugnehmenden Sprüchen und Hinweisen 
versehen, jedoch nie signiert. 
Um deren Import zu vermeiden, wurden nun 
auch in Iserlohn Einzelstücke handwerklich her- 
gestellt und vermutlich auch dort graviert. Dies 
bezeugen nicht bloß die deutschen Inschriften, 
sondern auch der gegen die holländischen völlig 
verschiedene Charakter der Gravur (Abb. 2 und 
3), aber besonders die mitunter am Rande der 
Wandung angebrachte kleine Punze eines preu- 
ßischen Adlers, die an gleidier Stelle manchmal 
auch auf den später geprägten Dosen vorkommt. 
Die in Holland neben der ovalen entwickelte 
längliche Form wurde übernommen und war 
Vorbild für den Iserlohner Typus für etwa 
20 Jahre. Dieser ist länglich rechteckig mit 
abgerundeten Edten. Dedtel und Böden sind 
meistens rundum leicht gekehlt und meist aus 
Messingbledi gestanzt, das härter und dauer- 
hafter als Kupferblech ist, das man aber, wohl 
zur Erhöhung der farbigen Wirkung, zur Wan- 
dung nahm. Doch kommen auch Dosen mit 
kupfernem Deckel und Boden und der Wan- 
dung aus Messing vor oder auch zur Gänze aus 
dem einen oder anderen Material. Schuhmacher 
(s. Lit. 18) kannte auch zwei geprägte Iserlohner 
Dosen aus Silber, die eine im Museum in 
Weißenfels (DDR), die andere in einer Berliner 
Privatsammlung. 
Die Iserlohner Dosen sind im Durchsdinitt I3 
bis 16 cm lang, 3 cm hoch und 5 cm tief. 
Für die Wandung wurde ein glatter Blech- 
streifen verwendet, welcher in die entspre- 
chende Form gebogen an einer Schmalseite 
zusammengelötet wurde. Der Boden ist mit 
einem schmalen Rand an die Wandung ange- 
lötet, während der Deckel, in gleicher Weise 
wie der Boden mit einem übergreifenden Rand 
versehen, in einem mehrteiligen, 10 bis 12 crn 
langen Scharnier sich bewegt und, fest zu- 
gedrückt, auf der Wandung haftet. Dieses ist 
keine separate Zutat, welche andere Dosen 
verteuerte, sondern entstand durd1 Rollung 
einer entsprechenden Anzahl eingeschnittener 
Streifen des Deckelrandes und der Wandung 
und deren Verbindung mittels eines durch- 
gesteckten dünnen Metallstiftes. 
Wie schon früher bei den Medaillenprägungen 
und auch sd-ion auf französisdien Dosen unter 
Ludwig XV. wurde nun auch in Iserlohn eine 
verbilligte Massenerzeugung und Vervielfälti- 
gung durch Prägungk jedoch im Walzverfah- 
ren angewendet. Für die bisher gravierten 
Darstellungen der Deckel und Böden wurden 
nun nach künstlerisdnen Vorlagen Negativstem- 
pel aus Stahlmatrizen angefertigt. 
Als Vorlagen dienten neben Vorzeichnungen 
zeitgenössische Ansichts- und Geschichtswerke.
	        
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