Alois Vogel
KARL STERRER,
EIN MALER SEINER ZEIT-
ZUM 85. GEBURTSTAG
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Am 4. Dezember 1855 wurde Karl Sterrer in Wien
geboren. Seine Vorfahren schon beschäftigten sich
mit Malerei und Architektur, sein Vater war Bild-
hauer und schuf eine der Figuren auf der Rampe
des Wiener Parlaments. Mit sechzehn Jahren kam
der iunge Karl Sterrer bereits an die Wiener
Akademie am Schillerplatz, wo er bei Professor
Deliug und später bei Professor Griepenkerl stur
dierte. Seine Begabung fiel schon bald auf, und
am Ende des Studiums, im Jahre 1908, erhielt er
den Rompreis.
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Schon in seinen frühen Bildern macht sich eine
Feuerbach geschulte Ruhe und Ausgeglichenh
bemerkbar, die für das ganze Werk dieses Künstle
mit wenigen Ausnahmen, bezeichnend ist, Die m
sten iener frühen Bilder können in die Nähe c
in München wirkenden Hans Thema gerückt werdi
Es ist eine Romantik treudeutscher Beseeltheit, wov
schon die Bildtitel „Bloublümelein" und „Die Blü
lein fein", beide Bilder entstanden 1911, zeugt
Es ist eine Welt der Idylle, der Stille und der heil
Ordnung, die sich hier widerspiegelt. Eine abg
schirmte lnnenwelt, mit der man der äußeren begz
nen zu können glaubte. Von der nahenden Ersch
terung des ersten Weltkrieges ist nach nichts
bemerken. In derselben Zeit entsteht das Bild „l
Demoiselles d'Avignon" (1907) von Picasso. Zwisch
diesen Werken liegen allerdings Welten. Und r
Künstler, die sich damals im „Bateau-Lavoir"
Paris trafen, galten nicht nur in Wien als Narr
und Scharlatane. Die Situation in München war nlt
viel anders. Interessant ist daher in diesem Zusa
menhang, daß Karl Sterrer bei einer großen Ai
steliung, die 1913 in der bayrischen Kunstmetropr
stattfand und auf der Österreich mit Ferdinand Anc
Gustav Klimt, Oskar Laske, Jan Preisler, Fra
Rumpler, Karl Sterrer und Max Svabinsky vertret
war, von der Münchner Presse sehr gefeiert und l
der bedeutendste österreichische Aussteller geschö
wurde.
Der erste Weltkrieg änderte im CEuvre Sterrers Tlll
allzuviel. In dem bekannten Kriegspressequart
schuf er meistens Offiziersparträts. Einige eher r
den Jugendstil zurückgreifende Aquarelle des Jahi
1919 weisen auf eine Abkapselung. Erst einige Jal
nach Kriegsende findet der Maler zu seiner für i
fruchtbarsten Epoche, die eine größere Flüchigk
zeigt, eine gewisse Manumentalitöt in der Erfassu
des menschlichen Körpers und in der herben GTL