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Volltext: Alte und Moderne Kunst XVI (1971 / Heft 114)

Berichte 
In INNSBRUCK, in der GALERIE IM 
TAXISPALAIS, stellte vom 22. September 
bis 1B. Oktober 1970 ANTON 
CHRISTIAN aus. Dem 1940 in 
Innsbruck geborenen Künstler, der an 
der Wiener Akademie studierte und 
einige Zeit in Paris gelebt hat, geht 
es um das Raumproblem. Mit 
Gegenüberstellungen von organischen 
Figuren und anoranischen Räumen, 
erreicht durch verschiedene 
SClilCIiflIflQS- und Durchblickeffekte, 
aktiviert er den Betrachter zu einem 
geistigen Mittun. Der Katalog der 
Ausstellung, von Peter Weiermeir 
gestaltet, gibt ein einleuchtendes 
Beispiel von Christians Bemühen, 
erinnert aber auch an ähnliche 
Obiekte, die Peter Baums Edition vor 
zwei Jahren von Helmut Krumpel 
brachte. (Abb. 11) 
In GRAZ fanden zur Berichtszeit 
Ausstellungen im Rahmen des 
STEIRISCHEN HERBSTES statt, wovon 
wir an anderer Stelle berichten. In der 
GALERIE IM CAFE SCHILLERHOF 
wurde eine Auswahl von Arbeiten 
der beiden Maler GREGOR 
TRAVERSA und MANFRED GONITZER 
vom 30. September bis 19. Oktober 
gezeigt. Während Traversa in seiner 
phantastischen Strichelmanier 
hauptsächlich immer neuen 
graphischen Feinheiten nachzuiagen 
sucht, wirkt Gönitzer flächiger, 
neueren Strömungen zugetaner. 
In SALZBURG zeigte die GALERIE 
STUBHANN vom 29. September bis 
24. Oktober 1970 eine Kollektivschau 
der geborenen Meranerin MARTHA 
COUFAL-HARTL. Es handelte sich 
dabei um Arbeiten aus einem 
Zeitraum von zehn Jahren, das 
Hauptkontingent stellten Medaillen, 
Reliefs und Kleinplastiken. Das 
verwendete Material ist Bronze, 
Serpentin und gemeißelter Stahl. 
Von der Medaille kommend, wandte 
sich die Künstlerin, die bei Professor 
Ferdinand Welz in Wien studiert hat, 
auch freieren Gestaltungen zu. Daß 
sie schon lange auf einem Weg dazu 
ist, zeigten auch ihre Sieger- 
medaillen für die Olympischen Spiele 
in Innsbruck, die 1964 entstanden. 
Diese Arbeit trug ihr auch den 
1. Preis einer internationalen Jury 
ein. Auch die Technik der gemeißelten 
Bronzen und Stahlplatten verrät das 
künstlerische Herkommen der CoutaI- 
Hartl. Die Serpentinsteine, alle in 
den letzten Jahren entstanden, sind 
ein interessantes Vortasten in einen 
neuen Raum. Eine Anzahl von Farb- 
linolschnitten ergänzte die Schau. 
(Abb. 12) 
In LINZ war in der NEUEN GALERIE 
vom 21. September bis 18. Oktober 
1970 das Stadtmuseum Linz mit der 
Dokumentation FAHNEN UND 
TEXTILIEN zu Gast. Es wurden damit 
die Restaurierungs- und Kon- 
servierungsarbeiten der Mitarbeiterin 
des oberösterreichischen Landes- 
museums, des Stadtmuseums Linz 
und Hallein Frau CLARA HAHMANN 
einem breiteren Publikum vor Augen 
geführt. Der Hauptteil der Schau, 
mit den wertvollsten Stücken, war 
den Fahnen zugedacht. Die älteste, 
ein hochrechteckiges Banner aus 
rotem Fahnendamast, war eine 
„Linzer Bürgerfahne" aus dem Jahre 
1605, die iüngste, die „Fahne der 
Bürgerschaft von Urfahr zur 
Begrüßung Kaiser Franz' 1.", aus dem 
48 
Jahre 1814. Die Schäden waren oft 
recht beträchtlich, und in dem 
umfangreichen, wissenschaftlich 
bearbeiteten Katalog, der Beiträge 
von Georg Wacha, Ernst Burgstaller, 
Ernst Penninger und Franz Lipp 
enthält, wird spwohl die Arbeit des 
Restaurators gewürdigt als auch über 
die einzelnen Obiekte referiert. 
Neben den Fahnen waren noch 
Krippenfiguren, bekleidete Figuren, 
Heilige darstellend, aus Holz und 
Wachs, Marionetten und einzelne 
andere Beispiele der Textilkunst nach 
erfolgter Restaurierung ausgestellt. 
(Abb. 13) 
Ebenfalls in LINZ, allerdings im CLUB 
DER BEGEGNUNG, konnte man 
vom 24. September bis 22. Oktober 
1970 die Malereien und Collagen des 
Wiener ERNST ZDRAHAL sehen. Der 
iune Künstler, der sich in seinem 
Guvre auf immer weniger Farben 
beschränkt, der Fläche zu Fläche in 
Verhältnis bringt und mit seinen 
aggressiven Anstrichen einer 
technisierten Welt ihre kalten, glatten 
Oberflächen vorhält, verläßt immer 
öfters die Anordnung des recht- 
eckigen Tafelbildes. Dem Kalten 
und Glatten entsprechend, baut 
Zdrahal oft runde Spiegel in seine 
Farbkörper ein, auf daß der 
Beschauer selbst in das Werk, kühl 
und in der Krümmung des Glases 
verzerrt - dach wie sind wir 
wirklich? -, aufgenommen wird. In 
manchen Tafeln ist noch die humane 
Bindung deutlich, in anderen wieder 
eine mythische Bezogenheit, die 
iedach durch lndustrieformen 
verfremdet ist. (Abb. 14) 
MAUTHAUSEN, mit dem Granitstein- 
bruch Gusen bei Langenstein, war 
heuer der Ort, an dem das 
1. BILDHAUERSYMPOSION in 
Oberösterreich stattfand. Die Firma 
Anton Poschacher stellte Granite 
im Werte bis 60.000 Schilling zur 
Verfügung. Die Leitung des Treffens 
lag in den Händen des Linzers 
Hannes Hasledrer. Drei Künstler 
entschieden sich für hohe Stelen. Es 
waren das KARL PRANTL, STEFAN 
KAMENECZKY und UDO KIRCHMAYR. 
Haben Prantls und Komeneczkys 
Steine Ruhe, Würde und Geschlossen- 
heit, so ist dem Obelisken Uda 
Kirchmayrs etwas unruhig Flatterhaftes 
eigen, das dem Stein widerspricht. 
Eine sehr schöne Gestaltung ist dem 
Japaner MAKOTO FUJIWARA 
gelungen, der einen gewaltigen Block 
gespalten hat und ihn gewissermaßen 
von innen bearbeitete. Wohl sind 
auch diese Flächen bewegt, doch 
spürt man hier organische Zusammen- 
hänge. Ein Einklang mit dem Stein- 
Sein und den Proportionen ist 
gegeben. Auch HIROMI AKIYAMA, 
der einen schwarzen, afrikanischen 
Granit bearbeitete, schuf eine in 
seiner Geschlossenheit schöne 
Leistung. Die Komposition des 
Niederästerreichers MATHIAS HIETZ, 
mit seiner Gedrungenheit und 
Schwere, ist mit der Großen Mutter 
in Verbindung zu bringen. HANNES 
HASLECKER schuf einen „Altar aller 
Konfessionen". OSAMU NOKASJIMO 
baute ein ausgewogenes architek- 
tonisches Gebilde. Die Arbeit des 
Franzosen Walter GÜRTLER ist die 
unpersönlichste. Die von der 
menschlichen Figur bestimmte Form ist 
spannungslos und tot. Die 
Aufstellung der Skulpturen auf dem 
Plateau oberhalb des Steinbruches 
wurde am 31. Oktober in Anwesenheit 
zahlreicher Festgäste gefeiert. 
(Abb. 15,16) 
LINDABRUNN in Niederösterreich 
war heuer zum vierten Male der Ort 
eines solchen SYMPOSIONS. Der 
Japaner JIRO SUGAWARA schuf ein 
Sonnensymbol, SHIGERU SHINDO, 
sein Landsmann, knochenähnliche 
Gebilde, GERHARD CLASS aus 
Kanada erarbeitete ein sehr 
statisches Zeichen mit zwei kugel- 
förmigen Teilen, die durch einen 
Sattel verbunden werden. Die beste 
Arbeit ist wohl die des Polen 
MACIEJ SZANKOWSKI. Der gut 
gegliederte Stein ist eine freie 
Abstraktion mit großen rhythmischen 
Bezügen. Auch die Skulptur des 
Osterreichers JOHANN REISCHER, 
eines Autodidakten, ist eine gelungene 
und gute Leistung. GERHARD LABER, 
auch Österreicher, schuf ein 
begehbares Werk, HERMANN 
WALENTA ein ausgewogenes, 
weichgeformtes Element, das mit 
seinen erosiansartigen Durchbrüchen 
besticht. FRITZ PILZ aus Wien stellte 
gebündelte vertikale Formen auf, die 
durch kugelförmige Elemente wie 
durch Nieten verbunden werden. 
FRANZ KATZGRABER, der heuer der 
Leiter des Symposions war, formte ein 
monumental wirkendes, in der 
Senkrechten orientiertes Werk. JÜRG 
SCHWARZENBERGER aus Wien 
verteilte niedere, wellige 
Steinelemente in der Landschaft. 
Bei der am 28. September erfolgten 
Feier zum Abschluß der Arbeiten 
waren, wie alle Jahre, viele Freunde 
des Unternehmens und Interessenten 
gekommen. Landeshauptmann Maurer 
sprach von der Wichtigkeit, diesen 
Steinen einen Platz in Brennpunkten des 
täglichen Lebens, vor allem an Orten, 
wo iunge Menschen verkehren, also 
etwa in Schulanlagen, zu geben. 
(Abb. 17, 18) 
Die Kulturverwaltung der Stadt KREMS 
an der Donau hatte heuer erstmals 
einen ÖSTERREICHISCHEN 
GRAPHIKWETTBEWERB 
ausgeschrieben. Eine Ausstellung 
der mitPreisen ousgezeichnetenWerke, 
ergänzt durch eine Auswahl der 
eingereichten Arbeiten, war in der 
Zeit von 26. September bis 
11. Oktober 1970 im KUNSTLERHAUS 
STADTPARK zu sehen. Die Jury, 
bestehend aus W. Koschatzky, 
F. Nowotny, M. Melcher und 
H. Kühnel, erkannte die ersten beiden 
Preise ieweils einer handkalorierten 
Lithographie von PETER PONGRATZ 
und einer Kaltnadel-Aquatintaarbeit 
des Salzburgers RUDOLF HRADIL zu. 
Weitere Preisträger waren: BRIGITTE 
SIMLINGER, ADI HOLZER, OTHMAR 
ZECHYR, KURT AMMANN, PETER 
KUBOVSKY, LINDE WABER, THEO 
BRAUN, KARL KREUZBERGER. Die 
sehr erfreuliche Initiative der Stadt, 
die damit zeigt, daß sie nicht nur zur 
Vergangenheit orientiert ist, müßte 
vielleicht bestimmter zusammengefaßt 
werden. Etwa in einer Konzentration 
allein auf Druckgraphik oder Hand- 
zeichnungen etc. Schade, daß sich 
anerkannt gute Graphiker wie 
Frohner, Hrdlicka u. a. nicht 
beteiligten, womit sehr zu Unrecht 
von vornherein eine Wertung des 
Unternehmens entstand. (Abb. 19) 
KREMS hatte aber in der selben Zeit 
auch mit der Entdeckung eines bis 
dahin vollkommen vermauerti 
Kreuzganges aus dem letzten 
Viertel des 13. Jahrhunderts 
aufzuwarten. Im Laufe der Re 
rierungs- und Wiederherstelli 
arbeiten an der Dominikaner 
und dem ganzen Klosterkomr 
stieß man auf dieses nach ob 
italienischen Vorbildern erric 
nördlich derAlpen einmalige K 
An einer Seite des Hofes soll 
Reste freigelegt und ergänzt 
um so einen onnähernden Eir 
des einstigen Zustandes zu Q1 
freilich durch die spätere Auf 
auf alle Fälle nicht wieder he 
ist. (Abb. 20) 
In KVOTO, Japan, stellte die 
Österreicherin LINDE WABEIi 
GALERIE HEIAN vom 6. bis 
11. Oktober 1970 aus. Sie zeig 
Farbholzschnitte, die in Wien 
entstanden sind, und ebenso 
brasilianischen Zyklus, über c 
in diesem Heft ausführlicher 
berichten. Die Exposition T0111 
allen Landeszeitungen eingeh 
Würdigungen. (Abb. 21) 
In WIEN-HIETZING präsentie 
rührige GALERIE WITTMANF 
9. bis 30. Oktober neue Bilde 
LUCIA KELLNER. Die kleinen, 
lebendi und farbenfreudig g 
Aquarelle kommen wohl zum 
von Kandinsky, oft aber von 
wir denken besonders an „Ja 
Choisy II" oder „Schnee im 
Frühling". Es sind Traumbilde 
Besonders iene Blätter der Iel 
Monate, bei denen die Künstl 
sparsame Federzeichnungen 1 
großen Farbflächen kombinie 
einen köstlichen Reiz. (Abb. i 
AI 
Dr. Wanda Aschenbrenner 1' 
Am 10. Jänner 1971 ist Frau D 
Aschenbrenner nach schwere 
kurzem Leiden gestorben. Dll 
gebildete Kunsthistorikerinbe 
sich ihr Leben lang mit der I 
der Barockzeit, insbesondere 
Lebenswerk Paul Trogers, de: 
eine umfassende Monographi 
widmete. Unsere Zeitschrift ve 
ihr mehrere Beiträge zu diese 
Wir verlieren mit ihr eine Mitc 
deren besondere Fachkenntn 
wir hoch einschätzten. 
BILDTEXTE 11-22 
11 Anton Christian, Ausstellun 
Galerie im Taxispalais, Innsb 
12 Martha Coufal-Hartl, Weinbei 
1970. Serpentin 
1a Clara Hahmann, Wappen da 
Fahne des Bürgerkorps Hallei 
14 Ernst Zdrahal, Doppelfigur, 1' 
110 x 90 cm 
15 Bildhauersympasion in Mouthi 
Oberösterreich. Plastiken von 
nach rechts: Hiromi Akiyam 
Hannes Haslecker, Karl Prantl 
Österreich) 
16 ildhauersymposion in Mauthi 
Oberösterreich. Plastiken von 
rechts Stefan Kameneczky S1 
Osamu Nokasiima (Japan 
Hietz (Usterreich), Makoto 
gaben) 
17 ildhauersymposion in L 
Niederösterreich, 1970. P11 
Sugawara (Japan) 
18 Bildhauersymposion in l 
Niederösterreich, 1970. Plasti 
llünri Reischer (Österreich) 
19 Rudolf Hradll, Pietons, 196a. 
und Aquatinta (ein 1. P 
uUsterreichischen Graphikwet 
der Stadt Krems, 1970i 
20 Ehemaliges Dominikanerklos 
051110991 des Kreuzganges, a 
fundene Säule aus dem letz 
des 13. Jahrhunderts. 
21 Linde Weber vor dem Ausste 
der Galerie Heian in Kyoto 
I? Ausstellung Lucia Kellner in l 
Witlmann in Wien-Hietzing
	        
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