Georg Wacha
Bleiplastik
Georg Wacha
Bieiplastik
Anmerkungen 1 -20
1
Michael Hostowtzelf. Die hellenistische Welt, B11. ll. S. 939.
Leopold Schmidt. Heiliges Blei, Leobener Grüne Hefte 32.
1558, S. 54. Anm. 101.
Kurt Heiter. Die römische Treunbrücke von Wels und die Ari-
1änge des Weiser Bruckamtes. Jahrbuch des Mueeelvereines
Wels 1955, S. 1261., Anm. B und Abb. 25. Giibert Trlthnigg.
Fundplatze rbmischer Statuen in Wels. 5. Jahrbuch Wels 19581
59, S. 201. Gerhard Winkier. Zum Reiterstandbiid eines römi-
schen Kaisers im antiken Wels. 20. Jahrbuch Wels 1975175.
3.19 und Abb. 4.
Michael Meeß. Antike Rlnderblider der klelripieetiechen Metall-
kunst. In: Münchner Jahrbuch der bildenden Kunst. 3. F. 29.
1978. S. 231., Abb. 20 und S. 291.. Anm. 1241 Steetl. Antiken-
Sammlung München. inv. Slg. v. Schoen 251. L. 14 cm. H. 9 cm.
Aug. Hug.. Plumberlus. In: Pauiy-Wlssowa. Reai-Ericyclopldle
der claseiachen Altertumswlssenscheften 21H. 1951. S. 6131.
Maurice Besnier, plumbum. in: Darembergöaglio, Dictlonnelre
des entlqultes grecques et remnlnes 411. 1907 (1963).
p. 514.
i Schmidt. Hi. Blei. s. 49 (Steinemenger u. a. Orte).
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ßesnler. Daremberg-Seglle 4l1. p. 514. Schmidt, HI. Blei. S. 49.
Helmut Wiiedori, Blei. in: Lexikon der Antike. 1971i1977, S. 94.
Besriler. ebenda.
Blümner. Blei, In: Pauiy-Wiseovve. 311. 1897. Sp. 562.
Bei Gartenplastiken wird angegeben. sie eeleri eus Blei leich-
ter zu gießen und zu ziselieren. Vgl. Volk in seiner unter
Anm. 37 zitierten Arbeit S. 211.
Kubitschek. Römische Funde lri Wels. Jahrbuch 10r Altertums-
kunde 2,'Wlen 1906. S. 35, Abb. 13. Schmidt. HI. Blei. S. 50.
K. Preisendaril. Fluchtelelii. In: Reeliexlkon für Antike und
Christentum 8. 1972. Sp. 1- 29.
Schmidt, Hi. Blei. S. 50.
Horst Appuhn - Christian von Heusiriger. Der Fund kielnarAn-
dachtsbiider des 13. bis 17. Jahrhunderts im Kloster Wienheu-
sen. Niederdeutsche Beiträge Zur Kunstgeschichte 4. 1965.
S. 2.33. Nr. eo. Abb. 214 und S. 235. Nr. 94. Abb. 218.
Hans Hochenegg. Mittelalterliche Piigerzeichen aus Heller Bo-
deniunden. In: Heiilgenverehrung in Nord- und Dsttirol. 1965.
S. 7211. Zu Stclfsiegein vgl. Arbeiten von Walter Endrei und Op-
grevlngen in Amsterdam. is'n. p. 110 -12s.
August Neuheus. Blei, Bieigub. in: Reaiiexikon zur deutschen
Kunstgeschichte. hg. Otto Schmidt. Bd. 2. 194a. Sp. x77.
Abb. 2. Herie Robert Weihrauch. in: Münchner Jahrbuch iür bil-
dende Kunst. 3. Folge 15. 1984. S. 2251.. Abb. 5 auf S. 227. Die
Kunst der Doneuschule. Katalog 1965. S. 2551.. Nr. 560. Vgl. da-
zu auch eine KatherInen-Steluette im Versteigerungekateiog
Die Sammlung Dr. Albert Flgdor in Wien, 1. 56., 1930. Nr. 210.
Reste einer Krippe aus Blei nennt Hocheneilü. S. 73.
Neuhaus. RDK 2. Sp. B771.
Ebenda. Sp. 874.
Bertrand Gllie. Ingenieure der Renaissance, Paris 1964. bzw.
(deutsch) Wien-Düsseldorf 1968, S. 36. Hans R. Hahnloser. Vli-
lard de Honnecourt. Kritische Gesamtausgabe des Bauhütten-
bucties ms 1r. 19093 der Pariser Nationalbibliothek W972.
S. 1341. und 3701.. N. 68. T31. 144.
Bauemulett mit Horoskop. Durchmesser 3,3 cm. Hohe 1 cm.
Augustiner-Museum Freiburg. eiehe Katalog Kunelepochen
der Stadt Freiburg, 1970, Nr. 151.
Victor H. Elberh. Der eucharlstleche Kelch im frühen Mittelal-
ter. Zeltachrilt des deutschen Vereins für Kunstvvissensohaft
17. 133. S. 73. N. 25. S. 76. N. 37. Blei lür rReiiqulen-i: vgl. die
Bleikepsßl ll.lr die Andechser Hoetleri. Reiner Rücken. Der
Schatz vorn Heiligen Berg Andeche. 1967. s. 2er. Nr. 1a, Wit-
telshecivund Bayern. Die Zelt der frühen Herzöge. 1980, S. 55.
Nr. 59.
Es laßt sich kein bestimmter Grund dafür ange-
ben. warum die Herstellung von Großpiastlken
aus Blei in der Antike zu den Seltenheiten gehörte.
Man hat es beispielsweise zur Standfestigkeit gro-
ßer Figuren benötigt - etwa beim Kolcß von Rho-
dos. Als dieses Wunderwerk griechischer Plastik
durch Erdbeben gefällt worden war. wetteiferten
die hellenistischen Könige, zu seiner Wiederer-
richtung beizutragen: König Antigonos von Maze-
donien, der über die bedeutendsten Erzbergwerke
im näheren Umkreis verfügte, stellte Rhodos rund
hundert Talente Silber (2820 kg) und dreitausend
Talente Eisen zur Verfügung, seine Gemahlin
Chryseis fügte die gleiche Menge Blei, also wohl
auch dreitausend Talente (75600 kg oder rund
80 t) hinzuJ Es ist wohl anzunehmen, daß diese
bedeutende Menge zur Beschwerung der Figur
dienen sollte. So verfuhr man ia auch bei "norma-
ien-i Großplastiken, etwa bei römischen Reiter-
denkmaiern. Der im Stadtmuseum Wels aufbe-
wahrte Fuß einer solchen Reiterstatue aus
Ovilavislwels ist mit Blei ausgegossen." Unter den
antiken Filnderbiidern aus dem Peioponnes (5. Jh.
v. Chr.) ist ein Stierfigürchen ein Bleiguß, alle an-
deren sind aus Bronze, doch eines davon mit Blei-
füllungß
Die Römer beherrschten die industrielle Anferti-
gung bieierner Wasserleitungsrohreß sie gossen
gelegentlich bieierne Vasen oder dekorative
Gefäßeß, Bleibecher und dlonysische Bilder in Me-
daiilenform. Fiachreliefs für den Mithraskult ha-
"ben sich in römischen Grenzstädten Pannoniens
erhalten! in Metz in Lothringen fand sich eine
Bieiplatte mit einer Victoria, welche eine Büste
der Göttin Fioma bekränzt; auch Bieiamulette wie
das im Lasvatal in Pannonien gefundene. Blelme-
dailions. etwa mit der Ansicht von Mainz, sind zu
nennen!
Die Zahl erhaltener antiker Freiplastiken aus Blei
ist gering. Die Archäologen sind sich darin einig,
daß der Eros oder Perseus im Museum in Athen,
der Hermes von Marzabotto bei Bologna oder an-
dere Figuren wnetaient que des ex-voto de petites
gensv oder, wie dies das deutsche Handbuch
ausdrückt. "Figuren aus Blei dienten im wesentli-
chen zu Votivgaben für Ärmereiß.
Die Gründe dafür mögen in der leichten Verarbei-
tung gelegen gewesen sein, man konnte ja Blei
ohne große Schwierigkeiten gießen oder in Relief
ausformen. aber angeblich nicht gravieren oder zi-
selierenl", iedenfails sicher nicht für Trelbarbeiten
verwenden. Wollte man also wirklich nicht zu viel
Mühe an ein Material verschwenden, das zu billig
und zu wenig formbeständlg war? Diese Argumen-
te mögen aber gerade eine andere Verwendung
nahegelegt haben.
Viel häufiger haben sich Amulette. Fluchtäfei-
chen. kleine Bieifigürchen. teilweise als Glttergüs-
se, teilweise in verlorener Form gegossen, erhal-
ten. Sie steiien - wie auf dem Beispiel aus Wels
(Abb. 1)" - die Fortune dar, aber auch die Venus,
Silvanus und Siivane. die Wegegottheiten der Tri-
viae und Quadriviae. manchmal auch einen klei-
nen Neptun."
im Mittelalter sind die Verhältnisse ganz ähnlich
gelagert: Aus dem sensationellen Fund kleiner
Andachtsbilder im Kloster Wienhausen stammt
das Hochrelief einer Marlenkrönung mit Resten
der Bemalung. wohl um 1330 in Lünebur herge-
stellt (5 x 3,5 cm). auch aus dem 14. Jahrhundert
ein hl. Antlitz oder eine Johannesschüssei, viel-
leicht als Piigerzeichen angefertigt (Durchmesser
2.1 cm)." Bodenfunde mittelalterlicher Piigerzei-
chen in Hall in Tirol, 195D ausgegraben und wohl
von einem Brand von 1509 stammend. enthalten
auch ein Wallfahrerzeichen aus Einsiedein. einen
hl. Laurentius. bieierne Kugeln und Warenplom-
ben." Aus dem späten Mittelalter und der Zelt der
Donauschule sind einige Klelnplastiken in Blei zu
nennen: Die Statuette einer stehenden Maria mit
angeschmiegtem Kind im Kunstgewerbemuseum
Köln, eine sitzende Maria mit sehr naturalistisch
dargestelltem. lebhaft bewegtem Kind sowie ein
aus zwei Modeln gegossener Guter Hirte im Baye-
rischen Nationaimuseum München. Es handelt
sich wohl um Zeugnisse einer häuslichen religiö-
sen Kleinkunst, wie sie - zu Anbetungsgruppen
zusammengefaßt - in großer Zahl vorhanden wa-
ren, aber wegen des unedlen Charakters des Me-
talls nur in verschwindend geringer Anzahl erhal-
ten geblieben sind's Daß die Figürchen vergoldet
wurden. spricht sowohl für ihre Venuendung als
bewegliches Andachtsblld im Hause - übrigens
hat in Nürnberg der Rat die Vergoldung der Klein-
arbeiten aus Blei wegen Vertauschung einer Edel-
metalihersteiiung verboten" -, es könnte sich
aber dabei auch um Goidschmiedemodelle gehan-
delt haben, die zur Schonung der Urmodelle aus
Blei angefertigt worden sind. Blei hat ja von allen
Metallen die geringste Schwundmasse und gibt
daher beim Guß die Form genau wieder!"
Nicht erhalten blieb ein Engel aus Blei von der
Kathedrale in Chartres. bezeugt vor dem Brand
von 1836. der sich ehemals um seine Achse drehte
und vielleicht wie der bei Villard de Honnecourt
beschriebene Automat mit dem Finger auf die
Sonne wies."
Die Stoffheiligkeit von Blei war aber der Anlaß zur
Verwendung dieses Materials bei Objekten. die
mit Aberglauben, Zauber, Alchemie und auch
Astrologie in Verbindung standen. In Freiburg
i.Br. hat sich ein solches Stück aus dem späten
Mittelalter im AugustIner-Museum erhalten (Abb.
2"). Die runde, niedrige Kapsel zeigt auf den in-
nenseiten tief eingeritzte Linien und Zeichen, die
ein Horoskop bilden. ln der Mitte des Bodens ist
das gegossene Relief eines Löwen, der eine Burg
mit zwei Fiundtürmen auf dem Rücken trägt, auf-
gesetzt. Auf der Innenseite des Deckels windet
sich eine Schlange mit einem Kind im Maul, pla-
stisch in BleiguB. über die horoskopischen Zeich-
nungen. Die Kapsel wurde beim Wiederaufbau des
ehemaligen wStürzelhofsrr in Freiburg in den Fun-
damentmauern gefunden und ist zweifellos ein
Bauamuiett, das bei der Grundsteiniegung einge-
mauert worden war.
Kirchliches Gerät wurde aus solch unedlem Mate-
rial nicht hergestellt - es sei denn, daß man es
nicht zur kultischen Verwendung, sondern als Zei-
chen des geistlichen Standes benötigte, also etwa
ein Kelch als Grabbeigabe für Priester. in solchen
Fällen begnügte man sich oft mit einem Zinn- oder
Bleikelch." Nur ganz vereinzelt ist Blei zur Deko-
ratlon eines Meßgerätes herangezogen worden:
Auf einem Ziborium aus dem 15. Jahrhundert
(Abb. 3), aus vergoldetem Messing hergestellt (Hö-
he 46 cm), sind Brustbilderjugendlicher Heiliger in
Bleiguß aufgelötet." Den Hauptbestand plasti-
scher Werke des Spätmittelaiters aus Blei bilden
die sogenannten Piigerzeichen, von denen die
größte Zahl im Musee de Cluny in Paris verwahrt
wird." Es befinden sich darunter neben den Erin-
nerungen an die großen französischen Wallfahr-
ten auch politische insignien. etwa Feldzeichen in
Form des Dauphin-Wappentieres". Auch von
österreichischen Wailfahrtsorten gibt es Nach-
weise über die Hersteiiung bleierner Piigerzeichen
im Spätmlttelaiter. Der Abt von Zwettl ordnete um
1500 die Gründung einer marianischen Bruder-
schaft beim Wailfahrtsort Raffingsberg, südlich
Waidhofen an der Thaya, an und erteilte 1502 die
Erlaubnis, Weihemünzen aus Blei (signa plumbea)
zu verteilen." Der Abt von Llllenfeld erwirkte 1514
bei der römischen Kurie die Erlaubnis, für die Ka-
pelie in Annaberg zur Erinnerung für die Wallfah-
rer 71519118 seu insignia aliqua stangnaea seu plum-
D881: herzustellen und zu verteilenßs
Von diesen ersten Massenprodukten haben sich