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Selbst in den schweren Zeiten des XVI. Jahrhunderts wurde die Jlluminirkunst in
Mähren nicht gänzlich unterbrochen, wie der berühmte Codex des Z naimer Stadtrechtes,
vollendet um das Jahr 1525, beweist. Verfaßt ist das Werk von dem Notar Stefan
von Wischan, gemalt wurde es von Wolfgang Fröhlich von Olmütz. Der
Stilrichtung nach zeigt das Figürliche viel Ähnlichkeit mit den Arbeiten Schonganers
und denen der Schule van Eycks aus dem Ende des XV. Jahrhunderts, während das
Ornament, von hoher Vollendung in Zeichnung und Colorit, entschieden bereits den
Charakter der Renaissance an sich trägt.
Initiale 0,1. 8, L, 0, aus mährischen Bauern-Cancionalen.
Ans den bisherigen Betrachtungen ergibt sich die Thatsache, daß sowohl in der
romanischen und gothischen als auch in der Renaissance-Zeit die Miniatm malerei
in Mähren verbreitet gewesen ist und eine hohe stilistische wie technische Vollendung
erlangt hat.
Wir können unsere Mittheilungen über die edle Kleinmalerei nicht schließen, ohne
jener volksthümlichen Miniatnrmalerschnle zu gedenken, die im vorigen und im
Anfang dieses Jahrhunderts im südöstlichen Winkel Mährens, im slovakischen Hochland,
blühte und die volksthümliche Ornamentik, welche besonders an Stickereien, Ostereiern