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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIX (1984 / Heft 192 und 193)

Dom in den neuen übernommen wurde. ist eine offene 
Frage. Jedenfalls befand sich im Ostchor (Presbyte- 
rium) des Barockdomes ein Orgelinstrument (ein Re- 
gal), als das zweite große Fest stattfand. das Salzburg 
und sein neuer Dom im 17. Jahrhundert erlebte: die 
1100-Jahr-Feier des Jahres 1682. 
Bei diesem auch im Bild hervorragend dokumentierten 
Ereignisfwir kommen daraufzurück - waren fünfOr- 
geln beteiligt: vier auf den Pfeileremporen, und das Re- 
gal unten im Hauptchor rechts. Die beiden westlichen 
Pfeileremporen bzw. ihre beiden Orgeln dürften um 
(vor'?)1650 erbautworden sein, vielleicht noch von Leo- 
pold Rotenburger (T 1653), oder von seinem Sohn Paul 
(1598 - 1661), der schon zu Lebzeiten des Vaters und 
auch in Salzburg (St. Blasius, St. Sebastian) selbständi- 
ge Arbeiten alsOrgelbauerdurchführte. Daß die beiden 
westlichen Pfeiler-Emporenorgeln nicht sehrviel später 
als die (1628 schon vorhandenen) beiden östlichen er- 
richtet worden sind, dafür spricht die Tatsache, daß alle 
vier Orgeln gleichzeitig Anfang der 1660er Jahre repa- 
raturbedürftig waren, "ganz und gahr ins abkhommen 
geralhen, und theils darum gar nit zu brauchen seync, 
wiees1668in einerseitsechs Jahren wiederholten Peti- 
tion des Vizekapellmeisters Andreas Hofer heißt. 
Die beiden vorderen Pteiler-Emporenorgeln verfügten 
zumindest seit dem 18. Jahrhundert über zwei Manuale 
mit 14 bzw. 13 Registern, die beiden rückwärtigen (auf 
den sogenannten Trompeterchören) - und auch die 
seit dem 18. Jahrhundert bestehende Chororgel im 
Presbyterium - hatten nur ein Manual mit jeweils fünf 
Registern. Zumindest Hoforgel und Heilig-Geist-Orgel 
hatten schon damals (1682) auch ein Pedal. 
Zwanzig Jahre nach diesem säkularen Ereignis. im 
Sommer 1702, erteilte Erzbischof Johann Ernst Grat 
von Thun den Auftrag zur Errichtung einer großen Orgel 
auf der Westempore seiner Kathedralkirche. Vom Hof- 
orgelmacher Christoph Egedacher (1641-1706) als 
Werk mit zwei Manualen und Pedal und insgesamt 
vierundzwanzig Registern disponiert und nach nur ein- 
jähriger Bauzeit fertiggestellt, wurde diese Orgel von 
Christoph EgedachersSohnJohannChristoph(1666bis 
1747) durch zwei Erweiterungsbauten in den Jahren 
1705lO6 und 1718 auf 42 Register und um ein drittes 
Manual vergrößert. Dabei hat Johann Christoph Ege- 
dacher Erfahrungen eingebracht, die er durch eine 
Besichtigung der Orgel in der Konzilskirche S. Maria 
Maggiore in Trient (1 703) und während eines Besuches 
bei dem berühmten Orgelbauer Andreas Silbermann in 
Straßburg gewonnen hatte (vor 1718). Ein besonderes 
Novum gegenüberden bisher im barocken Dom v1 
denen Orgeln waren die zehn neu hinzugekomr 
Zungenstimmen, die dem Werk weine sonderliche 
und Schärfen gaben. 1753 erfolgte eine geringfüg 
weiterung um vier Stimmen durch Johann Chr 
Egedachers SohnJohann Rochus(1714 - 1785). 
ren nunmehr 46 Registern auf drei Manualen und 
bestand die große Salzburger Domorgel, bestau 
vunter die vortreiflichsten, die es gibtrr gezählt u 
priesen, weitere neunzig Jahre. 
Die Restaurierung der Egedacher-Orgel in den t 
nach 1842 durch Ludwig Mocser kam, trotz der 
haltung von Gehäuse und Prospekt und Verwendi 
haltenen Materials, mehreinem Neubau gleich (je 
60 Registern). Damit war eine Entwicklung einge 
die auch vor erheblichen Veränderungen von Ge 
und Prospekt nicht Halt machte, ein viertes Manu 
zufügte(1880 - 83) und die Registerzahl schließli 
101 enrveiterte (1914). 
Doch sind wir damit auch weit überden zeillichei 
men unseres Themas hinausgegangen. Kehren 
die Mitte des 19. Jahrhunderts zurück und überb 
das musikalische und liturgische Geschehen i 
rocken Salzburger Dom von dessen Weihe im 
1628 bisdorthin. Dabei sollen und können nureini- 
nige besondere Ereignisse und Berichte hervoi 
ben werden, die die jeweiligen Verhältnisse im 1 
und 1 9. Jahrhundert (bis 1 859) beleuchten und na 
nur mit Einschränkungen als pars pro toto ange 
werden dürfen. 
Domweihe 1628, 
Für das festliche Hochamt teilt Domkapellmeistr 
fano Bernardi Sänger und Instrumentalisten in 
Chöre (Gruppen)auiund placiertsie aufden nOrat 
(den seitlichen Marmoremporen in Langhaus und 
armen). Beteiligt sind nzwei wohlgezierte Orgel 
den östlichen Vierungspfeilern bzw. auf deren l 
ren). Von Stefano Bernardi stammte auch die ge 
Musik, in deren krönenden Abschluß (trTe Deum 
musu) Salutsalven von der Festung herabschallt 
Festum saeculare 1682. 
Als Festmesse erklingtdiesogenannte wMissa Sa 
gensisu (bis zu Ernst Hintermaiers Publikation vor 
irrtümlich mit Orazio Benevoli in Verbindung gebt 
abschließend der Hymnus "Plaudite tympanar, t 
Kompostionen von Heinrich Ignaz Franz Bibel 
festliche Ereignis ist auf Küsels Stich festgehalter 
die Abbildungen 1, 4, 9 und 10.) 
Besonders deutlich sind die fünf Orgeln und die l 
5 Blick aul den südöstlichen Vierungspteiler und uns südliche 
Querschitl der Domkirche (heutiger Zustand). 
6 Plane zur Architektur der Salzburger Domkirche (6 und 8). 
Grundriß des nordwestlichen Vierungspleilers. Der obere 
Teil des Stiegenaufganges, derzum Ausgang aufdie Empore 
luhrte, ist vermauert, der untere zugeschüttet worden. Die 
Maße der Empore stammen aus einem vor dem Abbruch der 
Emporen (1859 angelertigten Grundriß des Domes (Mu- 
seum Carolino ugusteum, Salzburg). Vgl Abb. 8. 
 
VIERUNGSPFEILER IM DOM ZU SALZBURG 
16 
lsnuucmss 
W14 vismlßswtrizn 
ä mm. "einem... 
7 Inneres des südwestlichen Vierungspleilers (Zustand 1983). 
Hier belanden sich der Stiegenaulgang zum Trompeterchor 
und (zumindest in den 1840er Jahren} die Blasbälge der Or- 
gel dieses Trornpeterchores. 
8 Schnitt des nordwestlichen Vierungspieiters (vgl Abb. 6) 
9 Ausschnitt aus dem Stich Abb. 1: Blick aui die Empore des 
nordöstlichen Vierungspieilers mit der HeiltgvGeistürgel 
und (von links nach rechts) drei Sängern, zwei Posaunisten, 
Organist, Zinkenist, Kapellmeister. Am linken Bildrand Teil 
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des nordwestlichen Trompeterchores mit zwei Holti 
tern und dem Rand des linken Teiles des Orgelgehä 
10 Ausschnitt aus dem Stich Abb. 1: Blick aul die Empr 
südöstlichen Vierungspleilers mit der Hoiorgel undr 
erkennbar. von links nach rechts) Kapellmeister um 
nisl, ihmzurSeite mindestens dreiStreicheLAutderr 
Bildhälite der südwestliche Trompeterchor mildem r 
Teil der Orgel und mindestens sechs Musikern, davc 
Holtrompeter. 
 

	        
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