Anmerkungen 1 - 2
' Nora Watteck, Geschnitzles Stelnbockhorn - ein vergessener Zweig
des Sallburgel Kunsthandwerks. Alte und moderne Kunst, Hell SBISQ.
1962.
' Eugen von Pmlivvovlch. Steinoocknom, ein sehr seltenes Material. und
seinekunstlerische Verwendung. Kunst- und Antiquitäten W32. s es lt
Im achtzehnten Jahrhundert kulminiert noch einmal die
Sucht. ausgefallene Materialien, Dinge, die nicht dem
täglichen Leben entstammen, zur Anwendung zu brin-
gen. Nocheinmal soll die iiKunst- und Wunderkammem
in Erinnerung gerufen. zum Ahnherrn der zeitgenössi-
schen Bestrebungen über Wunder der Natur in Schatz-
kammern der Kunst gemacht werden.
Eine Zerlegung des Wortes vSchatzkammerK führt uns
zur Grundzelle aller Museen. Heute haben wir große
Räume, Säle, zurVerfiigung, um Kunstwerkeeinerbrei-
ten Öffentlichkeit darbieten zu können. Der Beginn war
klein, es war die iiKammem, oftmals neben dem Schlaf-
raum des Königs, in welchem er seine Schätze aufge-
hauft hatte. lnviel spätererZeitbeginnt ein neuer Begriff
einzudringen. das Kunstkabinett, Diesesistaberbereits
relativweitverbreitet, aufSchlössern,zum Teil schon in
wohlhabenden Kreisen des Großbiirgertums, der
Sammlerschicht, anzutreffen. Noch heute kennen wir
den Begriff DKabiÜenStüCkK, derdieser Zeit entstammt.
einerseits ein kleineres Format und andererseits ein
qualitatsvolles Objekt damit definiert.
lm Kunstkabinett, welches man als einen Teil seiner Le-
bensbestrebungen betrachtete, hatte man im wesentli-
chen Gemälde kleineren Formats. Kleinskulpturen.
wohl auch Naturalien interessanterer Art, angehäuft.
Bei Bildern. eventuell Sandbildern. deren Bildträger
Glas war, auf welches eine Schicht Sand aufgeleimt
wurde, in welche dann die Farbe eingebracht wurde.
Ludwig von Hagedorn (1712 - B0), Generaldirektorder
Galerien und iiCabinetsrt in Dresden, hat selbst gemalt
und gestochen. Von ihm hat sich ein solches Sandge-
mälde erhalten, das eine Familie in einer Landschaft,
umgeben von Tieren, zeigt. Es ist monogramrniert. die
Dalierung nicht mehr voll leserlich. Hagedorn mag uns
als Beispiel dafür dienen, daß selbst so hochmögende
Leute wie er es auf dem Gebiet der Kunstsammlungen
war. diese Bestrebungen zum seltenen Kunstwerk nicht
nur generell, sondern auch persönlich förderten.
Materialien ohnejeglichen Materialwert,wie etwa Kork,
kamen plötzlich zu Hang und Namen. Darmstadt und
Kassel etwa, Berlin und Gotha, schufen sich ein Kabi-
nett von Korkmodellen, die gelehrten Gesprächen als
Anschauungsunterricht dienten. Das Pantheon in Rom,
eine ganze Reihe von Tempeln, standen in verkleinerter
Form dem gelehrten Gespräch nördlich der Alpen zur
Verfügung.
Das Geistliche Fürstentum Salzburg war nichtgenötigt,
nach ortsfremden Materialien Ausschau zu halten, um
den Gegebenheiten des achtzehnten Jahrhunderts zu
genügen. Rares vorstellen zu können. War es bei den
Korkmodellen eines Antonio Chichi z. B. der Klassizis-
mus, der danach rief, so war in Salzburg bei den Stein-
bockhornarbeiten unteranderem auch der Hintergrund
des Mystischen, der hindurchschimmerte. Man legte ia
dem Material Steinbockhorn eine medizinische Kompo-
nente zu.
Die Nestorin der Steinbockhornforschung hat mit ih-
rem Untertitel "ein vergessener Zweig des Salzburger
Kunsthandwerksi: bereits das zuwege gebracht, daB
Objekteausdiesem Materialabsolutnichtmehrüberse-
hen werden, wenn es um Sammlerobjekte geht.
Womit wir uns hier in diesem kurzen Aufsatz beschäfti-
gen wollen, ist nicht so sehr eine Vorstellung im allge-
meinen, das ist bereits? einige Male geschehen. son-
dern bereits mehr in die Tiefe gehen und uns der Motiv-
wahl widmen.
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