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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIX (1984 / Heft 192 und 193)

sprungs sind?" Die im Querschnitt spitzbogig zulaufen- 
den Dienste treten in Roche und Byiand auf, so daß die 
Zisterzienseralsdie Verbreiterfranzösischer Bautradi- 
tion gelten können. Dlenstbündei dieser Art sind in der 
iiwestlichen Schulett zu einem Charakteristikum des 
ausgehenden 12. Jahrhunderts gewordenw (Abb. B). 
Die Profilierung in den Arkadenbögen entspricht zwar 
dem Aufbau des Pteilers aus Dienstbündeln, aber im 
Gegensatz zu Frankreich wird den Diensten - mitAus- 
nahme der Dienste für Gurtbögen und Rippen des Sei- 
tenschiffes - keine weitere funktionelle Aufgabe gege- 
ben alsdieArkaden zu tragen, so daßdie Gestaltung der 
architektonischen Funktion in den Bereich des plasti- 
schen Schmucks rückt. Zweierlei ist für diese Gestal- 
tung in Wells kennzeichnend: zwischen den Spitzen des 
Arkadenbogens und dem als Halbrundstab gebildeten 
Triforiumsgesims bleibt jener freie Raum, der einmal 
die Kontinuitätder Flächeundzum anderen die Horizon- 
talität des Wandaufbaus gewährleistet; der auf den Ar- 
kaden aufruhende und sie nach oben abschließende 
Wulst wird nicht bis auf die Abakusplatte herunterge- 
führt, sondern steigt jeweils neu von einem meist als 
Kopf ausgebildeten Kragstein auf, so daB das in dem 
Pfeiler ausgedrückte Denken von Lasten und Tragen 
hier einem gänzlich anderen Gestaltungswillen begeg- 
riet, nämlich dem, eine vorgegebene Fläche plastisch- 
dekorativ zu bespannen. 
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Zweifelsohne ist neben dem Spiel von Licht und Schat- 
ten bei den Diensten und Profilen das Kapitellieneropti- 
sche Focus,derdiemöglicheMonotoniederFlächeund 
desGroBraumesausglelcht,ähnlichwieiene Fteliefplat- 
ten in dem Inneren der Triforiumsbogen und in den 
Zwickeln dieser Bögen. Die Formen des englischen 
Blattkapitellsweisen gegenüberdem Kontinenteine be- 
merkenswerte Unabhängigkeit auf," Trotz vieler Ein- 
flüsse aus dem Ausland - Heinrich von Blois bringt 
1151 eine ganze Schiffsladung mit Kunstwerken aus 
dem antiken Rom nach Winchester - ist das wstiff- 
ieafti-Kapitell eine eigene Entwicklung Englands. In 
Wells läßt sich der Fortschritt der Steinmelzarbeiten 
vom Chor überdas nördliche und südliche Ouerhaus bis 
hin zum Langhaus nach Westen genau verfolgen." Die 
Bewegung der Blätter nimmt zu, die Einzelformen wer- 
den filigraner, die Hinterschneidungen und Überschnei- 
dungen akzentuierter, dieAnzahl dermenschlichen und 
tierischen Figuren nimmtnach Westen zu aber ab. Dem 
Steinmetzen hier in Wells ist offenbar freie Hand gelas- 
sen, ob er einen riDornauszieherri oder einen Diebstahl 
oder ein Fabelwesen darstellt. Für den Beschauer oder 
Gläubigen sinddiese Kapitelle ebenso wie fiirden arbei- 
tenden Steinmetzen ein kleiner Bereich von Freiheit, 
den man nicht einem größeren, zusammenhängenden 
theologischen Konzept unterordnen kann. 
Das Triforium ist für den Charakter des lnnenraumes 
7 Kathedrale von Wells, südliches Seitenschift nach Osten 
(George H. Hall) 
80uerschnitte der Pfeiler der irWestlichen Schule-t (Etrak- 
spear) 
9 Kathedrale von Wells, nördliches und südliches Querhaus 
nach Osten (Britton) 
10 Kathedrale von Wells, Aufrtß des Langhauses (Brakspear) 
11 Kathedrale von Wells, Aufrtß des Nordportals (Brakspear) 
Anmerkungen 29 - 35 
1' Bony, 1949, 5 f 
3" Brakspear, 1931 7 
3' BOnd, 1906, 509 rthul Gardner. English Medievai Sculplure, Cam- 
bridge 1951 ,95t iawrence StcneSculpture In Brllain. Peltcan HISlO- 
ryof Art 1955. 101 ff 
u Vgl. den geschichtlichen Hintergrund bei Church. 1888, und die Bau- 
analyse bei BiiSOn, 1928. 50 f?" der den Baustopp zwischen 1210 und 
l220 genau untersucht hat 
" Vgl auch KelsoAbbeyein Bauinschottlandausdem Endedes 12 Jahr- 
hunderts, bei dem ebenso Wand- und Gewölbediensle fehlen, bei dem 
Jede Jochetnteilung zugunsten der HOIIZOMBUIZI unterdrückt wird 
M Der großte Teil des Bauwerks wird 1 t70 DlS1213 errichtet 
u Größenangaben über Hohen und Olfnungsweiten sowie eine detaillier- 
te Beschreibung bei BiISOn, 1928. 42 ff 
 
   
 
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