Braunschweig und Stuttgart nicht möglich. Ihre Hand-
schrift unterscheidet sie von J. U. Hurdters sogen.
KienIen- und von dem Kölner Humpen, ihre Oualität
setzt sie von den für David Heschler d.Ä. gesicherten
Werken ab. Ähnliches gilt für den Zylinder des Liebieg-
hauses in Frankfurt am Main", der jedoch im ganzen
nicht so ausgeprägt ulmische Züge aufweist.
Für eine auch nurvorläufige Klärung der Fragen, diedie
Verbindung von In Ulm und in Augsburg montierten EI-
fenbeingefäßen, die die Modelle oder gar die Schnitze-
reien selbst lieternden Bildhauer- und KleinkünstIer-
Werkstätten sowie ihre Vorbilder und Vorlagen betref-
fen, müßte man meiner Meinung nach u. v. a. für die er-
sfe Jahrhunderthälfte den Elfenbeinkünstler zu bestim-
men suchen, der- mit seinerWerkstatt- in Augsburg
u.a. die beiden höchst qualitätvollen Becherrellefs im
Kunsthistorischen Museum, Wien, schuf. Der zweite
dieser Becher, deren Fassung der Gold- und Silber-
schmied Wolfgang I John (um 1581 - 1634) fertigte, ist
in seinen Götterszenen und in deren Deckelputto von
zarterer Auffassung." Das Todesdatum des Gold-
pfeilziehenden Apollostatuetten - auch ein Rhinoze-
roshornpokal des British Museum" trägt solch eine Fi-
gur-sindin der Figurenkompositionfastidentisch. Die
Fassungen schuf Hans Jakob Mair (um 1641 - 1719) in
Augsburg, bald nach 1670. Gerade bei dem Berliner Po-
kal möchte man in den Reliefs auch ulmische Einflüsse
erkennen. - Während die den Deckel bekronende Put-
tengruppe eines von Hans Ludwig Kienlen d.Ä. (gest.
1653) in Ulm gemerkten Humpens in den Kungl. Husge-
radskammaren, Stockholm, auf Augsburg zu weisen
scheint, erinnert der Relieffries mit Chronos (Abb. 30a)
etwas an die HeschIer-Werkstatt." - Verwandtschaft-
Iiche Verbindungen z. B. durch die Goldschmiede gab
es zwischen Ulm und Augsburg": 169a liefert ein
Goldschmied Michael Hurfer von Augsburg nach Doz-
burg. ein Hans Georg Hurterwird 1675 genannt, wobei
offen ist, ob sie engere Bindungen in die Schweiz oder
nach Ulm hatten. Neben Melchior I Gelb (um 1581 bis
1654) stammte auch der ebenfalls in Augsburg tätige
Matthias I Gelb (1597-1671) aus Ulm. Sie gehören
wahrscheinlich zuJ. U. Hurdters AugsburgerVerwandt-
18 Bacchusknabe. Elfenbein. Monogrammiert von J, L
ter. Letztes Drittel des 17. Jahrhundets. Ehem. Kuns
bemuseum. Berlin
19 Sog. KienIen-Humpen. Zweite Ansicht von Abb. 1
20 Venus und Amor. Deckelgruppe des sogen. l
Humpens von Abb. 1,19
21 Humpen mit Fischerszene. Fassung von Hans Ludw
Ulm. Um 1665? Elfenbein. WerkstattJ. U. HurdteflM
Ulm
22 Humpen mlt Diana und Callisto. Fassung Joh. Adam
d. Ä.. Ulm. zugeschrieben. Elfenbein. Ulm? Museuh
23 Humpen mltPuttenreigen. Fassung Joh. Adam Kienl
Ulm. Um 1G50l60? Elfenbein. Werkstatt J. U. Hurdt
seum, Ulm
24 Humpen mit Bacchus und seinem Gefolge. Fassur
Ludwig Kienlen d. J., Ulm. Um 1660? Elfenbein J. U,
und Werkstatt. Kunstgewerbemuseurn, Köln
24a Der trunkene Bacchus. Zweite Ansicht des HI
von Abb. 24
15
schmieds gibt einen terminus ante iür das äußerst pla-
stisch tiet hinterschnittene Figurenrelief des Bechers
mit dem Bacchanal (Abb. 29)? Der Stil dieses von Pe-
telschen Einflüssen relativ unabhängigen Schnitzers
bildet meiner Meinung nach neben dem Ferdinand Mur-
manns eine der wichtigsten Voraussetzungen iür die
Entwicklung und Bedeutung der Werkstatt des Johann
Bernhard Strauss in Augsburg seit etwa 1650 sowie die
davon ausgehende viellältige Produktion bis gegen das
Ende des Jahrhunderts.
Fürdas Verwenden derselben Prototypen, bisweilen so-
garderselben hModelletr in Augsburg und in Ulm sei u. a.
aufdie Deckeltigurdes Schwertziehenden aut dem Wie-
ner Becher(Abb 29) vonWolfgang I John von vor 1634
hingewiesen, die 7 als behelmter Mars! 7 auf dem
vielleicht erst dreißig Jahre später entstandenen ellen-
beingeschmückten Deckel eines Humpens der Samm-
lung des Fürsten zu Salm-Salm autSchloß Anholt (Abb.
30W wiederkehrt, dessen Wandungstries sehr an die
Humpen der Hurdter-Werkstatt erinnert.
Ahnliches gilt z.B. für die in der Qualität wte im plasti-
schen Stil unterschiedlichen,erheblich später entstan-
denen. typengleichen augsburgischen Pokale mit rei-
chern Eltenbeinschmuck an Fuß, Kuppa und Deckel im
Grünen Gewölbe. Dresden" bzw. im Berliner Kunstge-
werbemuseum in Charlottenburg? Ihre bekrönenden,
42
20
schalt von der Seite seiner Frau Anna Christina; ja. ein-
zelne Figuren dieser Gold- und Silberschmiede. bei-
spielsweise der Neptun einer Muschelkanne von
1652153 im Kreml bzw. ein Satyr als Träger eines Berg-
kristallpokals in Wien von Matthias l Gelb. erinnern im
Stil an die Heschler-Hurdter-Werkstatt. Ob diese Bild-
hauerauchfürGold-und Silberschmiedein Ulmarbeite-
ten (zwei Pokalständerfiguren 1926 in Prtvatbesitzfg?
- Hier lehlen grundsätzliche Untersuchungen. in wel-
chem Maße einheimische oder auswärtige Bildhauer
Modelle lielerten und inwieweit man sich an Entwürfe
von Malern (s. Schorer) orientierte.
In den Kopltypen der Putten. im Figuren- und Gewand-
stil scheinen mirdie Eltenbeinteiledesum 1660 von Phi-
lipp Jakob ll und Abraham Drentwett in Augsburg gear-
beiteten. edelsteinbesetzteh Wagens des Bacchus im
lparmüveszeti Muzeum Budapest (Abb. 31)"" dem Stil
David Heschlers und seiner Nachfolge in Ulm zumin-
dest ebenso verwandt (vgl. I, Abb. 9) wie den zeitglei-
chenArbeitendesinAugsburgtätigenJohannBernhard
Strauss, dem Humpen in London von 1651 oder dem
späteren Wiener Pokalf"
Obgleich das sehr qualitätvolle Humpenreliel mit der
Fahrt des Merkur in Stockholmu in den an J. B. Strauss
erinnernden Figuren (Deckelstatuette) auch ulmische
Elementez. B. in dem temperamentvollen Bewegungs-
Anmeikurigen 69 - 98 (Anm. 69 7 79 s. Text S. 40. 41
ß inv Nr 1977 9063. H 16cm 71014794. Beschau RI4732 -
ben bei Christie's Geni, 9. Xi 19765 55,Nr 224. Farblatelt
"I Haceriekienien, i92s.s 24,Abb.4l 7Ausst Kal Elienbel
rdckiirbachi 0,19709 17.kat Nr 1U1.Abb s 40 7zuiet,
se, H. Mayr, Verborgene Schätze aus Sieben Jahrhi
Kunstgewerbemuseum, Köln 1977, s. 9611., Abbn (R1 4790.
FF 47341
11 inv Nr 0334 Dernriachst c Theuerkauri im Katalog der n:
allerlichen Eliertbeinbildwerke der Skulplurengalerie seriin
derebentallsam9 XI. 197strerchristie's.eeri1, versieigerlei
hunipen rnit Neptun und Meeresgdtlern tkat s 55, N1 223.
vor s. 55, N 19.5 cm) tsl Ulmer Herkunft, der i-iescnier Hurd
stattuml650l60nahe.vorallemirnDeckelputtoaulüelphtndt
Getäßlnv Nr 996a, vgl hierAnrn.67,Abb.2l,vergleichbar
11 Theuerkauil, in Apollo, 19e7,s. 392L,Abb.i0 -Seh1ähr1lic
glelch7 7 die Arbeiten des Francls van Bdssuit
11 vgi Schetoid.1933,S 41 7u a.AlbrechtDu1ei,1471 7 19'.
Kat Germanisches Naiidnairnuseurn, Nurnberg. 1972, s
Nr 494, Abb.
1' schadier, Petei, 1973. kat Nr 4,Abb 11,00
13 AussteiiungvdnwerkenatterkunstausdemPrivatbesitzdert
des Kaiser-Friedrich-Museums-Verelnes, 27 I. - 4. 111 . 191
Nr. 25a. 7 Eine Ellenbeinscbale mit Fassung vcn Hans Ludwl
d A 1907 in wien ausgestellt, vgl. Haberle, 1926, s 23.Anr
1' Bertiner, Katalog Munchen 1926, katNr. 187l..Tat 107
77 BmiineLKat Nr 134,159, Tat. 110
YI Demnactist in dem vdrn venasser vorbereiteten Katalog dt
lung. 7 .1. rhinesse. Appendik zum Elteribeinkatalog Rudoitl
Magisterarceit. Murictien 1977, s 91
1' Es scheinen sich treiden kdpien vor allem stiieiernente uirnis
kuriil mir solchen des Pirundt-Kreises zu mischen 7 ich dar
P Zansiia. Amsterdam. lur seine treundiiche Hille
Iß inv. Nr SLP 144 70. schrnin, kataidg Barock-Plastik. Fia
1929. s so, H 10 cm. ohne Abb.
I1 inv. Nr. 4469. 7 U.a.H Müller, in. AugsbulgerBarbck A1
Augsburg 1959, s 321, unter Kat Nr 466 -rneuerkaui1,
Priundi, in- Anzeiger des Germanischen Naticinalmuseums i
1974,s.ss,Anm 153,131 7i1.seiirig.DiekunstderAugsuur
schmiede 1529- 136a, Muncnen 1990, 1. s. 110
I1 inv Nr 4490.7Augsuurgersardck. 1969, s 321. kat. Nr.-
35.7sehng, 1960.19 110. ll,Abb 410.111, Nr 1342
I! Die Bau- und Kunstdenkrnälervon wesiiaieri. 46. w naives.
kreis Burken. Munsier 1954,s 94, Nr. 5, Abb.S 92
I1 J L sudnsei. Das Giune Gewolbe zu Dresden. IV. Ellenbeii
1932,s 6a. Tat 14a -se1ing,19a0,1i1.s.21d1,Nr 1657
I: Dievdmveriasserin DieElraridenbulgisch-PreußischeKunst
i9eriin19s1,s lB71.Kat N1.102,AboOllengeIasseneFrag
SUng des Meisterzeicheris HlM durch n. Sellng, 1950. iii.
Nr 1657, S.21.Beschau Nr 10711570). i,s 104 zugunsten
lost.
II Theuerkaull. Plrundl. 1974, s. 95, Anm. 181,Abb 59
I1 inv. Nr HGK ss 144, H 23,0 cni. 7 A. Julius, Jean Cavalier c
andra eiienbeinssnidere, upsaia, stdckhctm 1926, s 47, tig
II Vgl. im idigenden Thieme. Becker, XVill, 1925, s. 175, und u
1930, l,S 277.ii. Abb 409.415,111,Nr.1414(M Gelb)
III Häberle. t92s.s 251 .Abb s 7Einwerteresindiz1ureine sr
bindung zu dem Heschtev-Hurdter-Kreis scheint das von Matt
vGoldschmieds Gesell-r lui seinen Vater Georg Gelb gezeic
burriblatt mii Adam und Eva zu sein, das 1993 im seriiner Kur
auitauchieuaaieriee Bassenge Alte kunsi, Auktion 42, 2 13
s 35, Nr 4630. Abb s 36)
"" Selirig.i9BO,l,S ii5.283.il.Abb.465.iil,S l92,Nr 1525 -
dievdnn krugeneiienaern. Dresden1967.s a0 Abb 22eiw
nus in schwerin
I1 v Pniiipdcvich, eiiencein. 19927, Abb. 191 11 7 1993 irn H
1656 datierter, ungeiaßter Ellenbeinzylinder. sdihecy, Lcnr
196310611.LdrdßstcrciHevertkataicds 351 ,Nr 312,4iartr
durigen, H. 10.1 cm
I1 lnv. Nr. HGK ss 146. Slalens Historiska Museum - JliilUS.
119.11 (rnußle i2heißen) 7 Der PHO, PD oder PHD(ltgieil)g
wdhi von Philipp Jakob I brentwettAugsuurgtum 1593 7165
lel-iumperilnv Nr HGK sst45 : Juiiuscavaiiehiig 11.lr(
scher Zusammenhänge Oiienbal lruhei, urn oder na
entstanden Vgi Sel1ng.lll,S 147.Nr 12745
'I DasSlutklehltbeiSeling, iii, 19009 21s1.Nr 1657 inder
WerkeH .1 Mairsaberauchbeid H Manniich undJ Miiier 7
ke curatdr Dr 1-1 Lepa. stdckhdim. iur alle Hilfe
I1 kaimar tans Museum, lnv Nr. 25,372, H 41 cm 7 JUiii
s 401,119 a
I; inv Nr KH 13,14 34cm 7Ft.kruger,Ei1enaetn.1967.Abt
II in Jahrbuch der Hamburger kunstsaniniiungen 23, 1979
Abb 137161 a Kat Nr s 7vgi AussLKal sarcckniastii
deutschland. Hamburg, Museum iur kunst und Gewerbe 197
unter Kat Nr 129 e Tardy, lvoires, Abb s 1st
"Y H OISEH, Aeldre Udcriiandsk Skulptur, Stalens Museum lOl h
penhagen, 1989, I, S 125, ll, Abb 155 7 Vgl C Theuerkai
DobberrnanntiriddoachimHennen ,inAIleu11drr1odeIlneKi
1979, s 24.Anm es
II lnv Nr 9521992 -M A Longhurslßatalogueollvoiyßarv
(Olli and Aiaeri Museum. ii London 1929. s, 91, ohne Abb -
cherem Reltei ein Humpen in Budapest, Judit kavasz. Oriri
Ekszeiekyes az Esleihazy KlnCS, iparrriuveszeii Muzeu
Abb. 25 (Deutsch, 17 Jahrhundert)