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Anmerkungen 1-6 (Anm. 4-6 s. Text S. 102
'Albert Knoepfli, Ordinarius für Denkmalple e an der
ETH Zürich, erläutert diesen Satz weiter: „ es heißt,
wir sollten das Bauwerk auf Bestand und Möglidikeiten
ausharclien und danach die Restaurierung planen und
durchführen. Wir dürfen ihm keine Funktion aufzwängen,
die es überfordert und einen maßlose Anpassungen zu
seinem architektonischen Ruin führt." (Zsdtr. f. Stadtgesctn,
Stadtsoziolagie und DenkmalpfL, 2174i.
"Ämtsblatt der Landeshouptstadt Salzburg, Jg. ZÄINr. 1D
und Jg. ISINr. 10, „alte und moderne kunst", H. 1301131.
SDie Aufnahrneaktion, von der Evidenzstelle des Stadt-
senates bereits 1963 initiiert, hat bereits den Baublack
zwischen Getreidegasse und Resideriz- bzw. Siegmunds-
platz zur Gänze, die Baublöcke am Älten Markt zu einem
großen Teil und die Häuser an der Gold- und Brodgasse
teilweise erfaßt. Sie wird von dem Institut für Baukunst
und Bauaufnahmen der TH Wien unter der Leitung des
Ayerfossers durrchgefiihrt.
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WESTSElTE SÜDSElTE
geringerer Höhe, aber ähnlich turmartiger Wir-
kung muß ursprünglich auch die Erscheinungs-
form dieses Hauses an der Salzachfront gewe-
sen sein. Zur Zeit seiner Erbauung stand es un-
mittelbar hinter der ersten Stadtmauer des 13.
Jahrhunderts an der Salzachlände.
Die zweite Stadtmauer und die Häuserzeile am
Rudolfskai wurden erst wesentlich später errich-
tet. Die Hauptfrant des Hauses war also die
schmale Nordseite an der Salzach. In der Folge
wurde dieses wohnturmähnliche Haus durch Zu-
sammenlegung mit den drei anschließenden Bau-
körpern (Kranzlmorikt 5, Rudolfskoi 4 und 6),
später umgekehrt durch Besitzteilung („Verstuk-
kung") so verändert, daß die (theoretische!)
Rekonstruktion seines ursprünglichen Zustandes
nicht einfach ist. Bei der Verstuckung wurden
vor allem mehr Geschosse in den vorhandenen
Baukörper eingebaut, weshalb die alten Fenster
zugemauert und neue Fenster ausgebrochen
werden mußten. Diese unorganische Entwick-
lung hat die Standfestigkeit des Bauwerkes so
erschüttert, daß in der Zone der Fensterein-
brüche Vertikalrisse entstanden, die im Westen
durch eine Strebemauer aufgefangen werden
mußten. Unschöne Ladeneinbauten und eine to-
tale Verbauung des Hofes haben dieses illustre
und stadtgeschichtlich bedeutende Haus dann
noch vollends um seine Wirkung gebracht. Heute
ist es nur noch ein Schatten seiner selbst.
Um Mißverständnissen zu begegnen, io gar nicht
erst aufkommen zu lassen, muß gesagt werden,
doß die nachfolgenden Vorschläge nicht darauf
ung" und Verkrustung der Substanz trat, auf die
dann der technische Zerfall notwendigerweise
folgen mußte.
Die Zielrichtung ieder Wiederherstellung muß
also primär der „Wieder-Herstellung" der ein-
stigen Funktionsfähigkeit und einer Verbesse-
rung der Lebensverhältnisse in der Altstadt die-
nen. Sie darf keineswegs eine rein historische
Regung bleiben. Wenn man heute Bilder ver-
öffentlichen wollte, wie trostlos es in dem Zwi-
schen-Raum zwischen dem Rathaus der Stadt
Salzburg und dem „Bürgermeisterhausß in des-
sen Räumlichkeiten und vor allem im Hofraum
ausschaut, dann kann man verstehen, daß in
diesem Chaos auf die Dauer niemand gerne
wohnen möchte. Sa wird die bekannte soziale
Deklassierung der Altstadtgebiete progressiv
weitergehen, falls nicht rasch und gründlich sa-
niert wird. Die Bilder, die sich dem Betrachter
im Verlaufe der Aufnahmeaktion der Salzburger
Altstadt" - auch aus Bereichen hinter den Fassa-
den der berühmten Getreidegasse - geboten
haben, sind weniger von der Art Spitzwegscher
Skurrilität, sondern schon eher van einer Pouvrete
und Tristesse, die empfindsamere Charaktere zur
Verzweiflung treiben können.
Wenn im Gefolge notwendiger Sanierungsmaß-
nahmen dann auch verborgene Baudetails aus
früheren Epochen wieder zutage treten, so ist
deren Aufdeckung nicht nur ein Gewinn für das
einzelne Haus, sondern auch fraglos ein Gewinn
für das gesamte Stadtbild. Eine Stadt darf nicht
nur - rein materiell gesehen - ein funktionieren-