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Volltext: Alte und Moderne Kunst XX (1975 / Sonderheft Europäisches Denkmalschutzjahr 1975) (1975)

Werner Kitlitschka 
Zur Restaurierung 
und Revitalisierung der 
niederösterreichischen 
Burgen und Schlösser - 
Schloß Grafenegg 
Das Bundesland Niederösterreich besitzt mehr 
als 400 Burgen und Schlösser von erheblicher 
künstlerischer, historischer oder sonstiger kultu- 
reller Bedeutung. War ein Teil dieser Obiekte 
bereits in den vergangenen Jahrhunderten ganz 
oder teilweise zu Ruinen geworden, so drohte in 
den Jahren nach T945 der Mehrheit des nieder- 
österreichischen Burgen- und Schlösserbestandes 
der Untergang. Viele Bauwerke waren noch in 
den letzten Kriegstagen schwer beschädigt wor- 
den und konnten aus verschiedensten Gründen 
nicht instand gesetzt werden. Zahlreiche Burgen 
und Schlösser kamen als deutsches Eigentum 
erst nach Abschluß des österreichischen Staats- 
vertrages im Jahre 1955 in devostiertem Zustand 
an die Eigentümer zurück. Die Hauptursache 
schwerster Bauschöden bildete vielfach der Um- 
stand, daß jahrelang die ständig notwendigen 
Dachinstandhaltungsarbeiten nicht durchgeführt 
werden konnten. Der Zustand unzähliger Ob- 
iekte erschien hoffnungslos. Günstigenfolls kam 
es zur Vornahme der allernotwendigsten Siche- 
rungen, an umfassende Restaurierungen war 
nicht zu denken. 
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Der wirtschaftliche Aufschwung Österreichs, die 
Entwicklung des Fremdenverkehrs und des Wo- 
chenendausflugstourismus sowie die Entfaltung 
eines neuen Kulturbewußtseins in der Bevölke- 
rung vermittelten auch den Bemühungen um die 
Erhaltung der Burgen und Schlösser Niederöster- 
reichs richtungweisende lmpulse. Es setzte gewis- 
sermaßen die Wiederentdeckung dieser von vie- 
len bereits tatgeglaubten oder totgesogten Bau- 
denkmale ein. Wie oft hatte man noch kurz zu- 
vor gehört, man müsse und solle dieses oder 
ienes Bauwerk „in Schönheit sterben lassen". Am 
Zustandekommen dieses Umdenkens haben Pres- 
se, Hörfunk und Fernsehen einen außerordentli- 
chen Anteil. 
Zu den Pionierleistungen dieser Ära zählt die 
Einrichtung des Donaumuseums und einer Außen- 
stelle des Österreichischen Museums für ange- 
wandte Kunst in Schloß Petronell. Die Burgen 
und Schlösser betreffenden Aktivitäten waren 
überwiegend auf das Nah- oder Fernziel orien- 
tiert, in dem ieweiligen Gebäude ein Museum 
einzurichten. Das Zauberwort, das den einstigen 
Herrschaftssitzen neues Leben zu garantieren 
schien, hieß „Schloßmuseum". Zu den Obiekten, 
die Anfang der sechziger Jahre restauriert und 
als Museen der Öffentlichkeit zugänglich ge- 
macht wurden, zählen etwa die Schlösser von 
Bad Deutsch-Altenburg, Gobelsburg, Heiligen- 
kreuz-Gutenbrunn, Matzen und Riegersburg. 
Auch der Wiederaufbau des eingestürzten Pot- 
tenbrunner Turmes und die Adaptierung des 
Schlosses als Museum fällt in dieses Dezennium. 
Die damals geplante Präsentation von Möbeln 
der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus Be- 
stönden des Museums für angewandte Ki 
Schloß Ernstbrunn kam allerdings bisher 
zustande. 
ln der zweiten Hälfte der sechziger Jahre 
sich eine verhältnismäßig breite Aufföcl 
der Verwendungsmöglichkeiten, die in der 
ren Zeit von 1945 bis 1955 nahezu unvors 
erschienen war: Schloß und Burg komm: 
als Hotel, als Tagungs- und Ausbildungszi 
sowie als Unterbringungsart kommunale 
richtungen und als privater Wohnsitz in Be 
Es konstituieren sich Vereine, die sich die 
tung und Revitalisierung eines oder me 
Objekte zur Aufgabe machen. Diese Ei 
lung, die sich ab etwa 1965 abzuzeichni 
gann, hält weiterhin an und hat bereits 
reiche positive Auswirkungen gezeitigt. S: 
den etwa - um nur einige zu nennen 
Schlösser Hernstein und Rosenau zu Ta 
zentren ausgestaltet. Schloß Weikersdorf 
den wird gegenwärtig restauriert und als 
adaptiert. Das Schloß in Bad Vöslau 
nach der umfassenden bautechnischen San 
und Restaurierung eine ideale Widmur 
Rathaus der Stadtgemeinde. Einige Scl 
bzw. Burgen wurden von kulturell engag 
Persönlichkeiten - und hierbei besondei 
Künstlern - erworben und als Domizil i 
gesetzt. Als ein Beispiel für viele sei in i 
Zusammenhang Schloß Lengenfeld erwähi 
vom Künstlerehepaar Hans und Christa 
mann bewohnt und teilweise als Galerie 
nössischer Kunst der Öffentlichkeit zugi 
gemacht wird. Die Burgruinen Gutenstein 
Kollmitz und Streitwiesen verdanken die
	        
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