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Volltext: Alte und Moderne Kunst XIV (1969 / Heft 104)

Otto Mauer 
BRUNO GIRONCOLI 
Jahrgang 1936 (Villach), Kärnten; Studium bei 
Professor Eduard Bäumer, Hochschule für ange- 
wandte Kunst, Wien; erstmals ausgestellt bei 
Heide Hildebrand (Klagenfurt, dann 1968 und 
1969 in der Galerie nächst St. Stephan, Wien). 
ist von Grund auf und mit Leidenschaft Bildhauer. 
Seine von merkwürdigen Einfällen angefüllten 
Zeichnungen und Gouachen sind Begleit- 
erscheinungen und Vorläufer seiner Plastiken. 
Nicht alles, was die Zeichnung phantasiert, kann 
leichter Hand in Plastik umgesetzt werden, nicht 
alles - leider - wird m Plastik realisiert werden 
(dazu sind seine Einfälle zu viele, die Projekte 
und Modelle verlangen nach fast monumentaler 
Größe der Verwirklichung). Die Arbeiten Giron- 
colis sind absolute Plastiken; sie verlangen nach 
keiner Erklärung, sie haben keinen symbolischen 
Charakter (die Zeit der Allegorese ist ein für 
allemal vorbei). Alles ist sichtbar, an der Ober- 
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fläche, nirgends lauern mysteriöse Hintergründe. 
Vielleicht sind gerade deshalb seine Objekte so 
aggressiv, so schockierend (obwohl nichts 
Krasses, nichts Exhibitionistisches an ihnen zu 
finden ist). Seine Arbeiten sind Mythen, aber auf 
dem Boden des sekundären Systems, nicht der 
sogenannten Natur.„Was Natur ist,daß bestimme 
ich", könnte der Bildhauer gedacht, gesagt 
haben. Die technische Welt bietet ihm ihre An- 
regungen, aber er konstruiert keine Maschinen; 
weder funktionierende, noch Pseudomaschinen. 
Das Trivialste ist ihm ebenso willkommen wie 
das Renommierte; wenn er sich von der Natur 
anregen läßt, dann verfremdet sich unter seinen 
Händen das primäre System: Wolken werden 
Material, Felsen erweichen sich auf Befehl, ein 
Herz wird aus Röhren gebildet, Alliterationen der 
Natur und technisch-urbaner Welt besagen nicht, 
daß der Künstler die Absicht zu interpretieren 
besitze; auch von Abstraktion ist keine Rede 
er will keine Essenzen aus dem konkreten Well 
material erheben, ihn verfolgt auch kein idez 
Iistisches Streben, Inbilder des Vorhandenel 
Vdrgegebenen zu erschauen, zu entdecken. Sein 
Objekte sind neue Wesen, die unversehens unser 
Welt zu bevölkern beginnen. Man kann sich vor 
stellen, von ihnen eingekreist oder verdrängt odt 
überwältigt zu werden. Manche von ihnen habe 
drohenden, beängstigenden Charakter, manch 
sind von skurrilem Humor, grenzen ans Groteske 
viele scheinen unheimlich nutzlos, fremd i 
dieser lunktionalisierten, linalisierten Welt dl 
Produktion. Gironcoli ist ein Träumer und Ei 
finden aber kein Konstrukteur; so wie er es dr 
Natur nicht nachzumachen gedenkt, so auc 
nicht der Technik (die ja vom Zweck lebt). Di 
Welt der klassischen Ursachen, vorab der Kausz 
lität. ist für ihn uninteressant. Trotz der Härte. dt
	        
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