4 WzluarMuhammsd Mßm, DerDnnaukanalvcmRingluvm
bis zur Urania, was. Tuschs-Fsdar-Znichnnng, 48x
SL5cm
s Weiler Muhummad Malli, In der Sullgasse. 1967.Tusche-
Feder-Zaxchnung, 418x545 cm ' '
s Wallev Muhammad Malll, Das Bulgwl, das Mausoleum
und da! Dom in Graz, 1967, Tusche-Fednr-Zcichnung,
4a x am cm
Malli verengt den Horizont und zieht ihn kreis-
förmig zusammen. Er kann so Objekte auf
einem Blatt vereinigen, die in der Natur nicht
gleichzeitig sichtbar, wohl aber gleichzeitig „da"
sind. Dieser Versuch muß notwendig zu neuen
perspektivischen Lösungen lühren.
ln den Bildern der Jahre 1960 und 1961 ist
Mallis Strich hart und präzise. Aul dem „Donau-
uier mit Kran" bilden die Umfassungslinien der
Gebäude und Gerüstteile deutliche Winkel, die
"Feuermauer am Kai" wird von den Dachkanten
und Baikonverstrebungen klar umrissen. In den
folgenden Jahren wird Mallis Strich zusehends
nervöser und unruhiger. Stark gekrauste oder
häkchenlörmige Lineamente bestimmen die
Umrisse der Gebäude nur noch undeutlich. In
dem Gewirr feiner Strichlierungen. welche die
Fassadendetails andeuten. findet man das
Formenvnkabular aus der abstrakten Periode
des Malers (vor 1950) wieder. Zu „stark ge-
füllten", zu intensivem Leben geweckten Fes-
saden treten kompositorisch bedingte Leer-
stellen in Dialog (z. B. „Der Donaukanal vom
Hingturm bis zur Uran "). Eine besondere Be-
deutung scheint Melli in diesem Zusammenhang
den Feuermauern zuzumessen (z, B. „in der
Stiitgasse" und „Blick auf St. Aegyd und die
Rechte Wienzeile").
Schwerpunkte der Komposition sind die Leie
tungsdrähte, lsolationskörper und Kreuzung:-
gabeln der städtischen Straßenbahn. Mallis
Wien kann dieses Verkehrsmittel nicht ent-
behren. Das Drahtgewirr erhält die Funktion
von Verstrebungen, die das Bildgefiige im
Gleichgewicht halten. In der interessanten
Kompnsition „Brauhausgasse", die ellipsen-
förmig die gesamte Bildfläche bedeckt, be-
schreiben die Lichtdrähte eine umhullende Linie,
die das gesamte Bildmaterial umfaßt und so die
einzelnen Elemente aneinander bindet. Die
beiden Lampen setzen die entscheidenden
Akzente.
Die Themenwahl des Zeichners Walter Muham-
mad Malli verlegen sich allmählich von der
Peripherie der Stadt in das Zentrum. Am Anfang
galt sein Interesse der lndustrielandschaft des
Donaukanalufers (Simmering, Brigittenau). Es
folgten: der Wientaleirischnitt, der Naschmarkt,
die Gumpendorfer Straße. In jüngerer Zeit be-
schäftigten ihn der Neue Markt mit dem Donner?
brunnen und der Franz Josefs-Kai. Schöne
Blätter hat er seiner Heimatstadt Graz gewidmet
(z. B. „Das Burgtor, das Mausoleum und der
Dom in Graz").
Auffallend bei Malli ist das Fehlen jeglicher
Stalfage. Sein Wien ist ein Wien ohne Wiener,
man mochte fast sagen, eine glückliche Stadt.
Es gibt hier weder Autos noch Polizisten. Selbst
aul dem Naschmarkl reden nicht die Standel-
weiber, sondern die SKBlHE.
Walter Muhammad Malli nähert sich dem
dreißigsten Jahre. Er wurde 1940 in Graz ge-
boren. Dort hat er auch an der Kunstgewerbe-
schule bei Prof. Brunnen seinen ersten Unter-
richt erhalten. in Wien studierte er in den Meister-
klassen der Professoren Unger und Gütersloh.
Er gehört der Kunstlergruppe „Der Kreis" an.
Häufig stellte er zusammen mit seinem Freund
Ahmad Pechok in dessen leider nicht mehr
bestehender gemütlicher Galerie „Zum roten
Aplel" in der Landstraßer Hauptstraße aus. Die
beiden Zeichner haben einander viellach beein-
flußt. Heute hat jeder von ihnen seine eigene
völlig unverwechselbare Beziehung zur Um-
welt.
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