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Volltext: Alte und Moderne Kunst IX (1964 / Heft 72)

 
beiden Grundformen plarliullen Gerlalten: 
'or wir auf diese Probleme eingehen, mögen noch einmal die beiden 
aentlichen Grundformen plastischen Gestaltens betrachtet werden: 
r aufbauende Technik, die modellierend aus weichen Materialien 
NUachs und Ton zu Plastiken formt einerseits, und die wegnehmende, 
lhauernde Technik, die aus dem harten Materialblock die Plastik 
ausschneidet oder herausmeißelt. Italien unterscheidet seit der 
tike grundsätzlich zwischen dem „Scultore", der alle diese Tech- 
en beherrscht, der in XVachs und Terracotta formt, danach gießt, 
aber auch nach seinen Modellen maßgetreue Nachbildungen als 
dhauer in Stein oder Holz herausschneidet, und dem „Intagliatore", 
n Bildschnitzer, der mehr als Künstler zweiten Grades angesehen 
7d, da er nur die wegnehmende Technik übt, vielleicht auch ein 
ines Modell beniitzend, aber ohne die klassischen großen Vorbereitun- 
1 des „Scultore". 
e bedeutenden uollrunden Meisterwerke der Geschichte der Plastik 
d alle vorerst in weichen Materialien modelliert worden. Verwendet 
rde vor allem Wachs und Ton. In dieser Technik kann nicht nur 
höchste Perfektion der vollrund ausgewogenen Qualität erreicht 
rden, sie bewahrt auch zugleich im Detail den Reiz der unmittel- 
ren künstlerischen Intuition. Der Künstler, der in Wachs oder 
rracotta geformt hat, sucht sein Werk durch Guß in Metall oder 
zin für die Ewigkeit zu erhalten. 
1 bedeutendes vollrundes Werk in der wegnehmenden Technik 
; Herausschneidens oder Herausmeißelns aus einem Block aus 
rin oder Holz bedarf vorher ebenfalls eines Modells, welches maß- 
treu übertragen werden muß. Aber dabei tritt auch bei größter 
rgfalt eine Verhärtung gegenüber dem Modell ein. Diese Über- 
gung ist sehr mühevoll, ungleich mühevoller als der Guß, der 
ter Aufsicht des Meisters durch Mitarbeiter ausgeführt werden kann. 
eilich gibt es auch große Meisterwerke y vor allem der Spätgotik 
d des Barock - die der „Intagliatore", der Bildschnitzer, im kraft- 
llen Impromptu aus Holz oder Stein herausschlug. Betrachten wir 
er die wichtigsten der vollrunden Schönen Madonnen, beispiels- 
zise die Schöne Madonna von Breslau (Abb. 2), dann wird es klar, 
ß diese ausgewogenen und wohldurchdachten klassischen Formen 
r Kunst um 140D ein Modell gebraucht haben, sei es zum Abguß 
'r sei es zur maßgerechten Abnahme. 
ie alle Sulglzurger Überlieferung 
I6 Technik des Steingusses ist in Salzburg seit altersher überliefert. 
der Lebensbeschreibung des hl. Thiemo, Erzbischof von Salzburg, 
r 1101 auf dem Kreuzzug starb, wird dieser als vielseitiger bildender 
ünstler beschrieben. Er ist nicht nur Maler und Goldschmied, er 
vor allem auch ein Meister der Plastik (Sculptoria) und „seine 
instfertige Hand versteht es besonders, das Material des weichen 
achses (mollis cerae) zu gestalten". Er ist ein Meister der Gießkunst 
isoria) und in allen kunsthandwerklichen Techniken wohlerfahren 
'assio Thiemonis, Von. Germ. Scriptores XI 53). Er wird daher als 
ieister des Gießens in der verlorenen Form bezeichnet, bei der das 
unstwerk zuerst in Wachs gebildet wird. Salzburgs Überlieferung 
it ihm dann auch zahlreiche Steingußbildwerke zugeschrieben, die 
nge nach seinem Tode entstanden sind, wie die Madonna von Groß- 
rnain 3. Es geht jedenfalls daraus hervor, daß die Technik des Stein- 
usses eine altehrwürdige Salzburger Überlieferung besitzt. 
Pie Technik des Gusses in der verlorenen Form gestattet nur einen 
nzigen Abguß. Die Form muß nach dem Guß zerstört werden, um 
as Gußstück freizulegen. Diese Technik ist eine der ältesten plastischen 
echniken der Menschheit. Sie diente auch in Italien nicht nur dem 
Ietallguß, sondern ebenso dem Steinguß. In der TOSCMIH bCfindCn SiCh 
JClI viele Steingußbildwerke des 14. Jahrhunderts, wie beispielsweise die 
:ehende Madonna des Nationalmuseums in Pisa (Abb. 4) aus dem 
4. Jahrhundert. 
friterien, die den Guß lrenleiren 
X6 Madonna von Mariapfarr besitzt auf den größten Teilen der Ober- 
lache eine Gußhaut. Diese entsteht, wenn die verschieden großen 
Sestandteile der Gußmasse gleichmäßig an der Oberfläche der Plastik 
tehen, ohne daß die größeren Körner angeschnitten wurden (siehe 
ibb. 1). Jene Teile der Oberlläche, welche der Künstler nach dem 
fvusse nachgearbeitet hat, zeigen angeschnittene größere Kalkstein- 
md Quarzkörnchen (Abb. 1a). Die verwitterten Teile der VordßrSßüß 
l (Jberilichenschnin der Gußhaur 
der Madonna von Marizpfarr 
2 Kalkstein OdCf Steinguß? 
m: Schone Madonna 
von Brmlau. um m0 
Nationalmuseum, Warschau 
3 Salzburger Steinguß, 
Schön: Madonna "Maria Säul", 
Salzburg, Anfang 15. 1h, 
Sliüskirch: Sr. Peter
	        
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