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Volltext: Alte und Moderne Kunst IX (1964 / Heft 72)

lrierungen kunsthandwerklicher Meisterwerke 
r Zeit war der private und öffentliche Kunstbesitz so gefährdet gewesen wie in den letzten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts. In keiner Epoche jedoch wu 
etan. um Kunstwerke zu erhalten und zu pflegen. Eine allgemeine Restaurierungswelle im weitesten Sinne erfaßte nach dem Kriege ganz Europa. die Mus 
wrivaten Sammlungen. Der Beruf des Restaurators und seine Probleme erhielten eine besondere Aktualität. eine Bedeutung wie nie zuvor. In Wien hatte r 
2 Einrichtung einer Meisterklasse für Konservierung und Technologie an der Akademie der bildenden Künste und durch die Restaurierwerkstötten 
nkmalamtes dieser Tatsache schon frühzeitig Rechnung getragen. 
ildung zum Restaurator und die überwiegenden Restaurierungen erstreckten sich bisher meistens auf die ..hohe" Kunst. auf die Werke der Malerei. der Pla 
Architektur. Weniger Bedeutung maß man den Restaurierungen von Werken der Kleinkunst zu, dem Kunsthandwerk, den Arbeiten der Gold- und Sill 
der Schlosser. der Tischler. der Hafner. Töpfer und Parzellanmodelleure. Hier überließ man das meiste dem Zufall. d. h. geschickten Handwerkerr 
stötten der Museen. die aus eigenem lnteresse sich dem Restaurieren zugewandt hatten. Ein Ausbildungszentrum in der Form einer akademischen Meistersch 
isse oder einer Werkstätte. an der Akademie für angewandte Kunst. könnte dem abhelfen und eine willkommene Ergänzung der bisherigen Ausbild 
ussetzungen für eine solche Werkstätte liegen sicherlich anders als bei der schon bestehenden Meisterklasse für Konservierung. Welche Probleme auf die 
iber zu lösen sind, ldßt sich annähernd aus den Restaurierungen erschließen. die Otto Nedbal. der Leiter des Emailstudios an der Akademie für angewav 
den letzten Jahren durchgeführt hat. Als Goldschmiede- und Emailleurmeister konnte er. bevor er an die Akademie berufen wurde. reiche Erfahrun 
Bei seinem ersten großen Auftrag, der Restaurierung des Verduner Altares vom Jahre 1181. kamen sie ihm gut zustatten. In eineinhalbjühriger Arbeit: 
die 994 Einzelteile der Altarwand wieder zusammen, ergänzte er die zahlreichen Emailschöden und fügte 16 neue Schmuckleisten hinzu. die bei voraus 
Restaurierungen falsch oder mangelhaft gemocht worden waren. 
urierung des Zinntaufbeckens in der Stadtpfarrkirche von Steyr stellte Nedbal vor eine fast unlösbare Aufgabe. Der allgemeine Zustand war so desolat 
üstung durch die Zinnpest bereits so weit fortgeschritten. daß es niemand wagte. das Taufbecken zu öffnen. Durch Unterlegung mit Blei gelang es Ned 
en des Deckels wieder zu einem Ganzen zu schließen und aus den vorhandenen Teilen wenigstens eine Schauseite zu gewinnen. 
der Ausstellung ..Gotik in Österreich" wurde ihm die berühmte Messerer-Manstranz der Stadtpfarrkirche von Waidhofen an der Ybbs zur Erneuerung 
1866 falsch ergänzten mittleren Turmhelmes übertragen. Nach dem Vorbild der Freisinger Halzmonstranz schuf Nedbal eine neue Ergänzung des verlor 
ien ursprünglichen Turmhelmes, die formal mit den beiden Seitentürmen übereinstimmt. 
rierige und langwierige Aufgabe war die Restaurierung des Kreuzes aus dem Stifte St. Paul im Lavanttale. Alle Metallteile der Vorder- und Rückseite dii 
letzten Viertel des 11. Jahrhunderts stammenden Reliquienkreuzes mußten van dem Holzkern gelöst werden. Die vergoldeten und gravierten Silberplatten 
. die schwer beschädigt waren. wurden gesichert, kleine Einzelteile auf Silberplotten mit Silber aufgelötet und neu vergoldet. 
Ilge restaurierte Nedbal noch den Carvinuspakal und zahlreiche kleinere Objekte. Vor kurzem hat er die Restaurierung des Salzburger Rupertikrei 
tssen. Mit diesen Restaurierungsarbeiten hat Otto Nedbal einigen prominenten Goldschmiedearbeiten der Vergangenheit wieder zu einem Aussehen verhol 
Würde, aber auch den modernen Restauriermethoden und dem Denkmalschutzgedanken unserer Zeit entspricht.
	        
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