MAK

Volltext: Alte und Moderne Kunst IX (1964 / Heft 73)

Stein in seiner linken Fußkralle hält. 
rläuterung im Text ist überschrieben 
"rwarsame der feind halben" (Abb. 3). 
zwei Jahre nach der Basler Ausgabe 
arapoll erschienenen „Hier0glyphica" 
erius Valerianus40 wird der Begriff 
dia" (Wachsamkeit) durch das Bild 
allein stehenden Kranichs, der einen 
n der Fußkralle trägt, wiedergegeben 
i). 
te Erweiterung fanden die Hieroglyphen 
die Emblemata. Die emblematische 
ng hatte in allen europäischen Landen 
fertreter. Einer der bedeutendsten 
atoren für Deutschland war der Nürn- 
Arzt Joachim Camerarius. In seinen 
olorum et Emblematum Centuriae lV"4l 
wir den Kranich in Anlehnung an 
Valerianus für den analogen Begriff 
Diesmal aber mit den das Emblem 
ichnenden Elementen einer Überschrift 
a) und einer kurzen Erklärung (Ek- 
) (Abb. S). Im „Mundus symbolicus" 
rocken Kompilators Filippo Picinelli 
ist das Emblem in Anlehnung an 
)ll gestaltet und mit dem prägnanten 
r „ut alii dormiant"4l versehen, wäh- 
n Text zahlreiche weitere Erklärungen 
legstellen angeführt werden (Abb. 6). 
rsonifikation, die dritte bildliche Grund- 
des Begriffes für die Wachsamkeit 
wir bei Cesare Ripa als „Vigilanza" 
det43. Dem Hauptbilde der mensch- 
Gestalt mit den Attributen Buch, 
und Rute, ist als wichtigstes Nebenbild 
ranich beigesellt, so wie er sich bei 
Valerianus findet (Abb. 7). 
iar aber die Personifikation nicht das 
Glied in der Kette der Bildmöglich- 
Wie schon oben ausgeführt, konnte sie 
urch Fatti erweitert werden. In der 
sehen Ausgabe" der „Iconologia" des 
Ripa gesellt sich daher zu der im Vor- 
td und mit den bekannten Attributen 
nen ikonologischen Figur der Vigilan- 
Fatto storico sacro im Hintergrund. 
s kommt als Bräutigam um Mitter- 
1 die Kammer der wachsamen Bräute, 
igen Jungfrauen (Abb. 8). Eine la- 
e Ekphrasis und ein deutsches Lemma 
ständigen das Bild, in dem alle mög- 
Srundformen zu einer neuen und selb- 
:n Bildeinheit vereinigt sind. 
lifferenten bildlichen Grundformen für 
ivedankenkern gaben die Möglichkeit, 
den Augen in bis zu vier voneinander 
:denen Variationsformen präsent zu 
. Die Kompositionstechnik der Barock- 
orzuizte die drei- und vierfache Varia- 
„Grundton, Terz, Dominante und Oktav" 
innerhalb des einzelnen Bildverbandes ergeben 
wie beim musikalischen Akkord. Was damit 
erreicht wurde, stellt wohl das Äußerste an 
Versinnlichung eines einzigen Gedankenkernes 
durch eine mehrstimmig geführte und kunst- 
voll Verschränkte Bildfolge dar. 
Daß dieses Komponieren und Variieren von 
Bildakkorden zu Haupt- und Nebensätzen 
eine allgemein geübte Zeittendenz war und 
bis in die Bereiche der Kleinkünste und für 
den täglichen Gebrauch sich erstreckte, zeigt 
die „Enzyclopädia oder Schau-Bühne . . ." des 
Augsburger Malers Gottfried Rogg 47. Dieses 
Buch war „sehr dienlich zu allerhand Er- 
Hndungen, besonders vor Mahler, Kupffen, 
Silber- und Siegelstecher, Goldschmiede, Glas- 
schneider, Schmöltz- und Stahl-Arbeiter". Das 
Gerüst dieses Vorlagenwerkes für Künstler 
und Handwerker ist das Kompositionsschema 
der dreifachen Bildakkord- und Variations- 
folge. Der Akzent liegt auf den Fatti, und so 
zeigt die erste Stichfolge Historien aus dem 
religiösen und mythologischen Bereiche. In 
einer zweiten und dritten Folge werden die 
entsprechenden ikonologischen Figuren oder 
„Gemüths-Affecten" nach Ripa und Emble- 
mata oder „Sinn-Bilder auf die Gemüths- 
Affecten" hinzugefügt. So vermag der Fatto 
historico sacro „Abigail vor David" (Abb. 11), 
der, wie die Erklärung ausführt, für die Klug- 
heit der Frauen im allgemeinen steht43, auch 
mit acht weiteren ikonologischen Figuren" 
in Verbindung gebracht werden (Abb. 12). 
Diese aber können bezogen und in Überein- 
stimmung gebracht werden mit acht Emble- 
mata50 (Abb. 13). Daraus wird offensichtlich, 
daß bei Verlagerung der Akzente sich eine 
kombinatorische Permutationsfolge von Haupt- 
und Nebensätzen ergibt, die um einen Ge- 
dankenl-zern angeordnet sind und Ähnlichkeit 
mit syntaktischen Abfolgen der Sprache oder 
den harmonikalen in Musikkompositionen 
haben. Liegt der Akzent auf dem Fatto 
(Abb. 14), dann ist dieser Hauptsatz und 
nimmt das ganze Bildfeld ein, und die Embleme 
ordnen sich unter und treten in die Randzone 
der Komposition5l. Es ist aber auch möglich, 
daß der Fatto um Personiiikationen erweitert 
wird, wie z. B. in der Komposition zum 
Gleichnis vom Splitterrichten (Abb. 15). Diese 
sind als Selbst- und Gottesliebe links und 
rechts des Hauptfeldes angeordnet, während 
die Emblemata bescheiden und unauffällig in 
dem oberen und unteren Rand hineingesetzt 
sind51. 
Darüber hinaus gibt es noch die Möglichkeit 
der unisonen Bilderfolge. Ein Fatto kann durch 
übereinstimmende Fatti in tvpologischer Weise 
haut-a 52.1. " "i" 
U Min 
Eeüd- -. 
2611 
1515:. ' 
"W232": 
"St" 
r 
"Ü" 
ANMERKUNGEN 35 -- 53 
v Emz Mandovsky. Untersuchungen zur lconologic des Ccs 
Ripa, Disn Hamburg 1934. 
M Cesare Ripa. lconologia. Venezia 1645. 
11 Oktavius Scarlatinus, HD1110 indivisus et integer nguratus 
symbolictis. Augusta: Vindelicorum 1695. 
M Filippo Picinelli. a. a. 0.. ..ordn seu dispositio mundi sy 
bolid". Die Ordnung reirhr in der Gruppe der cdrp 
naturalia von den Himmelskörpem bis zu den Metallen; 
der Gruppe der Cotpora artiüctalia von den Kirrhengeri 
bis zu den Bauemwcrkzeugen und Corpora mixta. 
1" johan Herold. Heydenweldt und ihrer Götter dnrsnghr 
Ursprung... Horis eines vdr dreytausend jare in Agy t 
Kunigs und Priesters gebildete waarzeichen.. . Basel 5 
w Pierius Valerianus. Hicrogly-phica sive de Sacris Agyptior 
aliarumque gcntium literis, Basel tsss. 
4' Joachim Cameraritis, Symbolorum et emblematum C 
turiac lV. Norimbcrgae 1590-1604. 
41 Filippo Picinelli. a. a. 0., S. 304. 
41 Ccsare Ripa. Ieonologia. Padova 16H. S. 532. 
M Johann Georg Hcrtel, Des benihmten italian. Ritters Ces 
Ri ae. allerley Künsten und Wisenschaften dienlicher Sil 
bildet u. Gedancken, welcher jedesrnahlen ein: hiczu taugli 
Historie oder Gleichnis beigefügt, Atfburg o. 1.. T. si. 
ß Voyage de sa Majeste tannique en Olllndc, 2 u Haye, 16 
46 Voyagc de sa Majeste Britannique en Hollande. a la Haye. 16 
v Gottfried Rogg. EKlCyclopidia oder Schaubuhne curict 
Vorstellungen. . .. Augspurg 172a. 
II Gottfried Rose. a. I. 0.. s. 42. In der Erklärunglzum Kur 
heißt es unter anderem: "Hier sieht man. was emunft t 
Tugend nur kan enden. Was ein velstindig Weib. vor ungh 
ab kan wendcn . . ." 
4' Gottfried Rogg. a. a.O.. 5.47. Die Personiftkationen si 
i. Die Enthaltsamkeit vom Hosen. 2. Die Demut. 3. l 
Geiz. 4. Die Zufriedenheit. 5. Liebe des Nächsten. 6. 1 
Gefahr. 7. Große Würde und Hoheit. 8. Gottcsfurcht. 
50 Gottfried R085 a. a. 0.. S. 51. Die entsprechenden Emblew 
sind durch folgende Lemma: auf die Pcrsonitikationen 
zogen: l. lch meide die Gefahr. 2. Niedrig und doch gescgt 
3. O sußc Sclavereyl 4. Bcy Brod und Wasser wohl zufricd 
5. Mein Hertz, dein Hertz. 6. Groß die Gcfahr. größer 
Hoffnung. 7. Dem Sturz am nächsten. B. Nach dir scl 
ich nicht um. (Die Seele kniet vor den Grsetzcstafeln. bli 
nach oben und beachtet nicht die hinter ihr stehende W: 
 

	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.