WALTER GROSSMANN
Der Maler Ludwig Mestler
1891-1959
Als Ludwig Matter entdeckte. daß in einer Gruppen-
austellung im Museum für zeitgenössische Kunst in
Boston im Winter 1947 zwei seiner Aquarelle über
einem Heizkörper gehängt waren, beschwerte er
sich e nach einer schlaflosen Nacht A bei dem ihm
gutgesinnten Direktor James Plaut: dieser antwortete.
daß er erwarte, daß die Künstler ihm vertrauen.
und er noch niemals eine Beschwerde hatte. Mestler
suchte Rat bei seinen Freunden. die ihn zu beschwich-
tigen suchten. aberer halte keinen ruhigen Augenblick,
bis er die beiden Aquarelle wieder zurückerhalten
hatte. Matter. der in diesen Jahren dem Hungern
oft mehr als nahe war. der selten eine kleine Radierung
verkauhe. niemals eines der Aquarelle. ging die Sorge
um seine beiden Aquarelle weit über die ganz einzige
artige Gelegenheit. in diesem bedeutenden Museum
auszustellen. Dieser hungernde Künstler, der sich
weigerte. irgendeinen njob" zu nehmen. seine prak-
tischen Kenntnisse als Architekt zu verwerten. und
lieber von der kargen wöchentlichen Unterstützung
von der Fürsorge der Gemeinden Brookline und
später Cambridge vegetierte, erschien den meisten
ein Narr. Und doch scheint es uns schon heute, fünf
Jahre nach seinem Tod. als würde eine Tagebuch-
eintragung von ihm (1955) sich bewahrheiten: ,.Eines
Tages, wenn ich nicht mehr bin, werden meine Arbeiten
meine Lebensführung erklären und verteidigen."
Bei dem Verkauf seines Nachlasses fanden manche
seiner Werke ihren Weg in Museen und Privatsamm-
Iungen. und vielleicht der größte Bestand ging in
den Besitz der Joan-Petersan-Gallery in Boston. Es
muß hier angemerkt werden. daß Mestler sicherlich
schon früher Anerkennung gefunden hat. Die Radie-
rung .,Blick von Sievering" wurde 1936 auf der
vierten Internationalen Ausstellung des Chicago
Institute cf Art preisgekrönt, 1939 widmete das Wor-
cester Art Museum eine Ausstellung seinem Werk.
das schon enuähnte Bostoner Museum zeitgenössischer
Kunst hatte 1948 eine umfangreiche Schau seiner vor
allem in New England entstandenen Werke. und das
Worcester Art Museum, das Fine Arts Museum in
Boston und Harvard's Fogg Art Museum kauften