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eine PrunkwaEe, deren Fläche durch drei
streifen dreigeteilt und von einem breiten
rband rundum eingefaßt ist. Diese Deko-
)n ist in schwerer, feuervergoldeter Ätzung
geführt und enthält ein dichtes Muster
verschlungenem Blattgeranke, fast ein
hungel zu nennen, in dem sich Fabelwesen
'egen: Meerweibchen oder Nereiden, ge-
elte Genien oder Amoretten, die auf
:hwänzten Drachen reiten, Putten und
sken. Die drei Mittelstreifen und der
ldstreifen werden begleitet von einer
nalen Einfassung aus zartem Bandge-
rlt.
den drei blanken Feldern sitzen ebenso
it verzierte und vergoldete Medaillons
r Rosetten. Aus den Ecken der Felder und
den Rosetten wachsen wie Büsche kalli-
ahisch gezeichnete Linienranken hervor.
sind tief geätzt und mit schwarzer Masse
gefüllt. Dasselbe gilt von dem Außenrand,
zu einem dicken Wulst von übereinander-
enden Schuppen aufgetrieben ist. Der
;esetzte Mittelstachel über dem Schild-
kel ist leider verlorengegangen.
Reichtum in den Farben (blank-gold-
warz), in der Gliederung und Füllung ist
allend. Er wird in sehr eigenartiger Weise
ihr durch eine Besetzung mit Halbedel-
rien (Tiirkisen) und blauen sowie honig-
ien Glasfiüssen, die bis auf 9 fehlende in
Anzahl von 42 noch vorhanden sind. Sie
I rund gemugelt (Cabochons) oder in
m von sogenannten Tafelsteinen flach
eckig zugeschliffen. Sie sitzen nach einem
orativen System verteilt in runden oder
rckigen, vergoldeten Fassungen. Ihre An-
igung war von Anfang an fest geplant.
Ätzung beschreibt nämlich rund um sie
im kreisförmige oder viereckige Rahmen,
12 Fabelwesen des breiten Randstreifen
an denn auch wohl verteilt zwischen
len 12 Edelsteinen.
. moderne rote Samtfutter wird durch eine
he von 32 modernen Messingnieten am
ild festgehalten. Daneben erkennt der auf-
'ksame Blick weiter innen, waagrecht
tellt, vier Paare von Nieten, welche die
idgriife festhalten. Rechts im Bilde stehen
etwas weiter auseinander: hier greift der
1c Arm des Trägers durch. Links stehen
etwas enger: hier umschließt die linke
1d den kleinen Griff. Der oberste und der
erste Punkt sind dadurch an diesem Rund-
ild genau bestimmt.
aen von den acht Nieten für die Griffe
l ebenso moderne Hinzufügung wie die
:ten am Rande für das Futter. Die einzige
te jedoch verrät uns den ursprünglichen
itzer. Sie trägt in vergoldeter Ätzung das
tugiesische Königswappen: Für einen König
1 Portugal muß der Schild angefertigt
rden sein!
r stilistische Charakter dieser prunkvollen,
rlrhaft königlichen Waffe ergibt ihre Ent-
WO (IICSCI OCKLIJCI HUECICYUEII WOIUCD 15K, DICIDI
eine zu klärende Frage. Die vergoldete Ätzung
findet sich, so wie sie hier vorliegt, am ähn-
lichsten auf den gesicherten Harnischen des
Nürnberger Waffenschmiedes oder genauer
Plattners Kunz Lochner (um 1510-1567). Er
ist I-Iofplattner Erzherzog Maximilians II. von
Österreich, des späteren Kaisers. Er hat
Prachtwerke für den Herzog von Bayern, den
Kurfürsten von Brandenburg, die Kurfürsten
und Herzoge von Sachsen, für die Habsburger
Ferdinand I., Maximilian II. und Philipp II.,
aber auch für Sigmund II. August König von
Polen und seinen Kanzler Nikolaus IV. Fürsten
Radziwill hinterlassen. Er hat also weit nach
dem Nordosten, bis nach Litauen geliefert. Er
ist selbst nach Polen gereist. Er hat sich in
diesen letzten Werken erstaunlich dem öst-
lichen Geschmack, den Wünschen seiner Auf-
traggeber angepaßt. Sollte er neben Spanien
auch den äußersten europäischen Südwesten
beliefert haben?
Sein Stil bzw. der Formgeschmack des mit
ihm in Verbindung arbeitenden „Ätzmalers"
ist an dem Wiener portugiesischen Königs-
schild deutlich zu spüren. Die unendlich
fortgesponnene Musterung ist jedoch so
gedrängt, so dicht, so unruhig, so schwer
erkennbar und „lesbar", daß geradezu ein
vorderindischer Charakter der Dekoration
entsteht. Die Medaillon-Rosetten sind orien-
talisches Motiv. Der Besatz mit Steinen, der
erst am Ende des 16. Jahrhunderts in Europa
allgemeiner wird, ist für die Mitte desselben
Jahrhunderts noch völlig ungewöhnlich. Er
wirkt ganz orientalisierend.
Die Gepflogenheit, Harnischnieten mit Wap-
pen und Emblemen ätzen zu lassen, ist eine
ausschließlich portugiesische. Der Prunk-
harnisch A 290 der Real Armeria zu Madrid,
dort König Sebastian von Portugal (1557 bis
1578), von mir jedoch seinem Vater Johann III.
(1521 -1557) zugeschrieben, ein signiertes
Werk des Augsburger Plattners Anton Pfef-
fenhauser von etwa 1550-1555, trägt auf
seinen Nieten das Königswappen von Portugal,
das Kreuz des portugiesischen Christusordens
und die Armillarsphäre (das Emblem König
Emanuels, des Vaters Johanns 111.).
Wer muß also der Besitzer des Wiener Rund-
schildes gewesen sein? Niemand anderer als
eben König Johann III., für den er gerade
in jenen Jahren angefertigt wurde, als Dorn
Joao de Castro für ihn in Vorderindien seine
Siege errang und seine Triumphe feierte. Ob
zwischen diesen Taten des Feldherrn und der
Prunkwaffe seines Königs Beziehungen walten,
entzieht sich vorläufig der Erkenntnis.
Nicht von den Tapisserien, nicht von dem
Seereisealbum und dem Gebetbuch der Castro,
nicht vom Rundschild König Johanns III.
wissen wir, wie all diese Kostbarkeiten nach
Österreich gelangt sind. Sie dokumentieren
in Wien jedenfalls die Weite der habsburgischen
politischen und kulturellen Beziehungen.
kiuliawemmwrmiliweiivbvjidrami
106111191 reizvoll. dim seltsamen Pwlrqdleniin im. Wien
deuulupuhürn hier vorzustellen.
LITERATUR
Zudm Tapisxrizn:
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Kaise-rhauses beElndlid-ien Niederländer Tapeten und G
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a .
Konkovdmz der Nurnerierung der Castro-Tapisserien:
Birk Serie XXll 1 2 3 4 5 6 7 8
Balclas 91 92 93 94 95 96 97 98
Keil VIII IX VI I X VII V IV
Keil I II III IV V VI VII VIII
Baldass 94 100 99 98 97 93 96 91
BirkSerieXXll 4 10 9 B 7 3 6 1
Zur unpublizierten Vvrzeirhnung vergleidae:
Max J. Friedläuder: Die altniuierlanclisdie Malerei.
Leiden 1935; darunter Pietcr Coock: S. 52-63. Tafel 22
Otlo Benesch: Die Zeichnungen der niederländischen
des 15. und 16. Jahrhunderts. (Bschreibender Kata
Handzeiehnungen in der Graphischen Sammlung A
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Zum Szeveixe-Bildbnichl:
Dom Joalo de Castro: Prirneiro Roteiro da Costa da lnd
Goa ate Diu. ed. Diogn Köpke. Porto 1843.
Zum Srumknbuch:
Franz Unterkircher: Österreichische National-Bibliothek:
landisdse Buchmalerei (Aussbellun (8108). Wien
Nr. 224. - Franz Unlerltircher: Bilfotheque National
triche: Manißcriß et livres im rixnes concemanr Vhisi
Pays-Bas 1415-1600. Brüssel 962. Nr. 66. - Franz
kircher: Ambraser Handschriften. Ein Tausch zwisch
Kunsrhistorischen Museum und der National-Bibliol
Jahre 1936. In: Jahrbuch der Kunsthirtorisdien Saml
in Wim. Bd. 59. Wien 1963. S. 240. - Franz Unlel
Ambraser Kunst- und Wunderltamxner: Die Bibliothc
lirägädekAiäästellnng. Wien, Österreichisdie National-Ei
. r. .
Zum Rundsdnild:
Bruno Thomas: Die Augsbur Funeralwaden Kaiser
In: Walfm- und Kostümkun e, Bd. 1. Miinchm 195'
Anm. 7: vergleiche ferner S. 38-40 (über die geoeal
Bfdgllllllgm der dllerreichixdi-spanisch-portußesisdlel
stlcn .