1877 erfolgte Schenkung einer kleinen Kollektion fpanilch-maurifcher Fayencen durch
Seine kaiferliche Hoheit den Herrn Erzherzog Rainer. Sie demonftriert den Übergang
von der perfilchen zur europäilchen Fayencefabrikation.
Die Gruppe, der vom Anbeginn an die größte Aufmerkfamkeit gefchenkt wurde,
ift die der italienifchen Majoliken. Die erlte Erwerbung datiert vom Jahre 1863 und
bildet heute noch eines der wertvollften Stücke der Sammlung, es ift eine Sienefer
Schülfel mit dem Violine fpielenden Apollo im Fond, ein Gefchenk des Herrn Friedland.
Weitere bedeutende Erwerbungen erfolgten gegen Ende der Sechzigerjahre, darunter
eine (chöne Madonna mit dem Kinde aus der Schule der Deila Robbia aus der Weigellchen
Verfteigerung, zu dem heute interelfanten Preis von 75 Talern, fowie eine Anzahl fchöner
Apothekergefäße und ein Majolikateller aus Caftel Durante, einer Fabrik, die fpäter
durch den Ankauf von drei weiteren Gefäßen repräsentiert wurde. Zu Beginn der
Siebzigerjahre fand Deruta durch mehrere Majoliken eine gute Vertretung und erfolgte
die Schenkung einer Kollektion von 31 Schöffeln und Teilern der Fabrik Caftelli bei Neapel
aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts durch Seine Hochw. den Herrn Prälaten Kratky. Sehr
bald nachher glückte die Erwerbung von dreizehn prächtigen Fliefen aus dem Palazzo
Petruzzi in Siena, einer Faentiner Schülfel fowie einer Anzahl venezianilcher Majoliken
und Solcher aus Nove. ln den Achtzigerjahren fanden die Fabriken von Urbino, Gubbio
und Caffagiolo durch einzelne Stücke eine Vertretung und gleichzeitig füllten wiederholte
Gefchenke Seiner Durchlaucht des Fürften Johann von und zu Liechtenftein empfindliche
Lücken. Weiteres kam im folgenden Dezennium durch Ankauf hinzu, wodurch namentlich
die Majolikainduftrie Venedigs ziemlich anfchaulich vorgeführt wurde, und auch Padua,
Candiana und Montelupo berückfichtigt werden konnten. Die lebten Erwerbungen
auf diefem Gebiete, eine fpanifch-maurilche Schülfel und zwei Mezza-Majolika-Schalen,
wurden 1911 auf Grund einer Schenkung des Herrn Rudolf v. Guttmann gemacht.
Außerdem wird diefe Sammlung durch Leihgaben wefentlich ergänzt.
Was die öfterreichilche und deutlche Töpferkunft des 16. und 17. Jahrhunderts
betrifft, So war fie anfänglich fall ausschließlich durch einige, allerdings ausgezeichnet
Ichöne Ofenkacheln vertreten. Neben den prächtigen füddeutfchen Renailfancekacheln
traten Salzburger Arbeiten glänzend hervor und auch ganze Öfen, wie der prächtige
Renaiffanceofen aus Schwaz in Tirol (im Saal V) und der üppige, bunt bemalte Schwei
zer Ofen von 1725, ein Werk von Ottmar Vogler und David Sulzer in Elgg, beide
erworben im Jahre 1874, ergänzten diefe Sammlung, die Später im Ankauf öfterreichilcher
und deutfcher Rokokoöfen ihre Ergänzung fand. Namhafte Zuwendungen von feiten des
Herrn Dr. A. Figdor bereicherten in den folgenden Jahren die Sammlung öfterreichilcher
Kacheln und Kachelmodelle. Eine der intereffanteften Erwerbungen der lebten Zeit auf
diefem Gebiete ift die einer Eckkachel vom gotilchenOfen aus der Sakriftei von St. Stephan,
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