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trügt, die einzelnen Theile des Körpers richtig zu zeichnen. Die Wissenschaft des
Zeichnens , von welcher die Perspecüve einen integrirenden Bestandtheil bildet, wurde
erst su Ende des v. Jhdts. durch das berühmte Werk ,_geometrie descriptive" des frsne
sösischen Geometer: Monge begründet. Das Zeichnen lässt sich eintheilen in dns Frei-
hnndzeichuen, das geometrische oder Projeetionnlzeichnen und das sog. perspectivisehe
Zeichnen. Das Freihsndzeichnen und das Perspectivzeichnen gehören, insoferne bei beiden
alle dnrznstellenden Objecte in Beziehung auf das menschliche Auge (resp. vom Standort
des Zeichners) aufgefasst werden, eigentlich in eine Kategorie, während jedoch bei dem
Freihnndzeichnen das Auge als der alleinige Mnssstab fiir die Anfertigung und euch Eir
die Beurtheilung der Zeichnung angenommen wird, geschieht die Darstellung bei dem Per-
spectivzeichnen nach Gesetzen der darstellenden Cwometrie, dnher auch die Elemente dieser
Wissenschaft, ebenso wie die Gesetze des Sehens vorausgeschickt werden müssen.
Nach dieser Entwickelung iiber die Aufgaben der Perspectrive ging der Sprecher auf
die Darstellung der Gesetze des Sehens über, erklärte zunächst die Constmction des Auges,
den Begrid" des Sehwinkels (sls desjenigen Winkels, unter dem die Strahlen in das Auge
fallen), wies sodann hin auf die Abhängigkeit des Sehwinkels von der Grösse der Entfernung
des wshrsunehinenden Gegenstandes, erörterte den Begriff des Gesichtslcreises und die
Grenzen dss Sehens und berief sich auf die Bestätigung der perspectivischen Grundsätze
durch die Photographie und Stereoskopie.
Kleinere Mittheilungen.
(Zum Programm der Museums-Vorlesungen.) Das Programm der im
Winter d. J. im Museum ahzuhaltenden Vorlesungen (mitgetheilt in der Oetoher-Nummer
dieser Blätter) hat insofern eine Veränderung erfahren, als Herr Oherhaurath Van der
Nüll den angekündigten Vortrag über die Restaurirungsprojeete fiir die Faeade des
Florentiner Domes bereits vor Beginn der Vorlesungen des l-lrn. Dr. Falke und zwar am
16. November hält; Custos Falke wird anstatt sechs acht Vorlesungen abhalten, von
denen die erste asn 23. l. Mts. stattfindet. Endlich wird zu den bereits angekündigten
Vorträgen noch ein Vortrag des Hrn. Ingenieurs von Ruppert hinzukommen, welcher
über sein Project zur Ueberbrüekung grosser Spannweiten sprechen wird. Dieser Vortrag
wird wahrscheinlich in den Monat Jänner k. J. fallen.
(Besuch der Anstalt.) Die Zahl der Besucher des österr. Museums im Monate
Octoher hat IZJIH Personen betragen. Diese Ziffer repräsentirt gegenüber dem Monate
September I. J. eine Steigerung um heil. 3600, gegenüber dem Monate October 1864 um
5000 Personen.
(Neu ausgestellte Gegenstände.) Seit der Drucklegung der vorigen Nummer
der Mittheilungen sind folgende Gegenstände im Museum neu zur Aufstellung gelangt:
Am 12. Octoher: die Skizzen zu den Statuen der Feldmsrschiille Graf Dann und
Graf Traun , bestimmt für das k. k. Arsenal und ausgeführt vom Bildhauer S ilher-
nagel; das Original-Thonrnodell (von Thorwaldsen) des Löwen von Luzern, Eigenthum
des Herrn A. Schmidt, und eine Anzahl von Proben eines neuen Verfahrens zur Verviel-
fältigung der Photographien durch den lithographischen Druck, Erzeugnisse des Lithographen
Giessendorf in Wien.
Am 18. October: eine Reihe von Porträts des Prinzen Eugeu von Savoyen aus
der kaiserlichen Familien-Fideicomnriss- und Privat-Bibliothek St. Majestät und ein Oel-
portrüt des Prinzen Engen von van Schuppen, Eigenthum des Herrn Professors RadA
nitzky (siimmtlich seither wieder zurückgestellt); ferner über Veranlassung der Handels-
und Gewerbekasnmer in Briinn eine Exposition von Schularbeiten aus der mlihrischen
höheren Wehereischule in Briinn; weiters die Bronzebiiste des Bofraths Rittinger, modellirt
von Professor Radnitzky; zwei Aquarellgernälde, welche das kühne Project des Ingenieurs
Ruppert zur Ueberhrüekung grosscr Spannweiten durch die Darstellung einer Eisenbahn-
brücke über den Bosporus und einer Hängebrücke über eine weite Gehirgssehlucht im
Balkan illustriren, und ein dem FeldmarschalleLieutennnt v. hlarnula zu seinem äüjährigen
Dienstjubiliium von den Stahs- und Ober-Oßicieren, Civil- und Militär-Parteien in Dahnatien
gewidmeter Ehrenschild, entworfen und ausgeführt vom Hofgraveur J auner.
Am Octoher: zwei Elfenheinschnitzereien, ein Holzschnitzhild und ein Email-
kästchen aus dem Besitze des königlich schwedischen Gesandten Hrn. v. Duiä; ein Pastellv
Portrüt des Prinzen Engen von Savoyen von Merisn, Eigenthum des Herrn Kaeser,
und ein Oelportriit des Prinzen Engen, Eigenthnm des Herrn Kaff (beide seither wieder
zurückgestellt); ferner eine Elfenheinbüste des Prinzen Albert, gearbeitet von Wilhelm
Frünsel, und eine Credeuz vom Hodischler Schmidt.