Österreich naturgemäß mit den angrenzenden Ländern
seit jeher eine einheitliche Provinz, nur ist hierzu-
lande die Verarmung an eigenartigem, angestammtem
Besitz längst eine erschreckend große geworden, und
wie die alte Tracht ist dem niederösterreichischen
Bauer auch die altertümliche Wohnweise, sein natur-
wüchsiger Hausrat und worin sich sonst der Volkse
sinn ein Zeugnis schaffen mochte, völlig abhanden
gekommen. Bei dieser Sachlage braucht nur mit
einigen Worten auf einige dürftige Zweige haus
industriellen Schaffens in Niederösterreich hinge
wiesen zu werden, die in den letzten Jahrzehnten er
loschen sind. Ich erwähne die Erzeugung bäuerlicher
Majoliken an verschiedenen Orten des Steinfeldes mit
Brunn a. St. als Mittelpunkt, die Verfertigung von
Hausleinwand und Borten im oberösterreichischen
Grenzgebiet, die Erzeugung der Gold- und Spitzen
hauben, die bis in die Fünfzigerjahre zur weiblichen
Tracht gehörten und Gegenstand des Hausfleißes in
den kleinen niederösterreichischen Städten gewesen
sind. Die bemalten Möbel, welche in der Umgebung
von Enns und Amstetten noch manchmal in den
Bauernhäusern angetroffen werden, leiten bereits nach
Oberösterreich hinüber, wo sie in der Gegend zwischen
Ste7er und St. Florian in besonders reicher und an
mutig-naiver Dekoration begegnen.
Reicher an Volksgut und so auch an hausindu
strieller Produktion ist Oberösterreich, nament
lich in seinem zum Salzkammergut gehörigen
Teil, wo die Gebirgslandschaft wie anderwärts die
angestammte Eigenart erhalten geholfen hat. Die
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