Auch hier werden offenbar mit „Ectilia" einfache
Tonbecher bezeichnet und nicht im allgemeinen
Gefäße aus weichen, bildsamen Stoffen, so daß
man aus ihrer Gegenüberstellung zu den Murrinen
nicht mit Thiersch den Schluß ziehen kann, daß
diese unbedingt zu den Arbeiten aus hartem Ma-
terial, Fossilien, zu rechnen seien. Dagegen zählt
sie Arrian offenbar gleich dem Onyx zu den Steinen. In seiner Beschreibung
des Roten Meeres wiederholt er Mitteilungen des Nearchos, des Admirals
Alexanders des Großen, der die makedonisch-griechische Flotte vom
Indus zum Euphrat führte und von seiner Bekanntschaft mit den Mur-
rinen bereits Kunde gab. Arrian spricht von ihnen zweimal in der Form
„üvzxf-iq Äitha xai poppimßf wobei freilich zu berücksichtigen ist, daß die
Griechen auch die farbigen Glaspasten, die aus Ägypten zu ihnen herüber
kamen, gegossenen Stein, M80; 16m, nannten.
Außer Arrian spricht nur noch ein griechischer Autor von den Murrinen,
welche zu seiner Zeit nicht mehr so außerordentlich hoch wie früher
geschätzt waren. Es ist der bekannte Reiseschriftsteller Pausanias, der sein
für die Kunstgeschichte so wichtiges Quellenwerk, die Periegesis, in den
]ahren 160 bis 180 n. Chr. während der Regierung Marc Aurels verfaßte.
Er sagt darin: „QYaÄo; uäv zozi xpuuroiÄÄo; m'a poppia zal 60a äcxriv ävßpmirul; dÜJtu
M300 itmriupavzff" das heißt „Glas, Kristall, Murrinen und was sonst von den
Menschen aus Stein hergestellt wird." Wir sehen daraus, daß die Angaben
der Alten, die Murrinen seien aus Stein hergestellt, cum grano salis zu ver-
stehen sind, denn auch Glas wird hier als ein Steinprodukt bezeichnet. Da
unter den zur Glasbereitung erforderlichen Grundstoffen Kieselerde und
Quarzkiesel die Hauptrolle spielten, ist diese Anschauung ja auch einiger-
maßen begründet. Dazu kommt, daß die Griechen die opak-farbige Glas-
paste, wie eben erwähnt, als Älüo; xü-rq, gegossenen Stein, bezeichneten, im
Gegensatz zu 6010;, dem durchsichtigen Glase späterer Periode. I-Iyalos
und Kristall sind bei Pausanias Ausdrücke für zwei verschiedene Glassorten,
das farbig-durchsichtige Glas einerseits und das gänzlich farblose, wasser-
helle Glas andrerseits. Dazu werden noch Murrinen hinzugefügt, was im
Zusammenhang die dritte Sorte, das opak-buntfarbige Glas ergibt. Jene Stelle
des Pausanias ist offenbar so zu deuten, daß er darin die drei ihm bekannten
Hauptsorten des Glases anführt, alle drei Produkte von
Stein im übertragenen Sinne. Sie gibt demnach jenen,
welche die Murrinen für Arbeiten aus festem Edel-
gestein erklären, keinen Anhaltspunkt. Bezeichnend ist
ja auch, daß er den drei Sorten keine aus Ton und
keine solchen anfügt, die zweifellos aus Edelsteinen,
wie Onyx, Achat und dergleichen gearbeitet sind, ob-
wohl eine derartige Zusammenstellung sehr nahe läge.
Antike Glasschale. Köln, Privatbesitz
Antike Glasschale. Köln,
Privatbesitz " Arrian, Periplus rubri man. ad. Hudson, S. 47, x. - "PausaniagVlII, x8.
7!