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Darstellungen („Heilige Nacht", „Die heilige Familie", „Herzog Udalrich und Bozena")
und durch seine ebenso vorzüglichen Porträts.
Leo Lerch, im Jahre 1892 im Alter von 36 Jahren gestorben, malte anfangs
beinahe nur Porträts — davon sehr viele in Pastell; in seinen letzten Lebensjahren
stellte er sich größere Aufgaben; das poetisch schön gedachte „Irrlicht" und die „Pieta"
waren seine letzten größeren Arbeiten, in welchen er seine hohe technische Meisterschaft
zur vollen Geltung brachte.
Vorwiegend religiöse, geschichtliche oder cnlturgeschichtliche Stoffe behandeln Emil
Lauffer („Bekehrung des Bnlgarenfürsten Boris zum Christenthum", „Chriemhildeus
Klage") und Gottfried Roubalik, der in München ansässige Alfred Seifert aus
Horovitz und außer dem bei einer früheren Gelegenheit erwähnten Adolf Liebscher
unter Andern auch Karl Pavlik aus der Schule Professor Max Pirners, welcher
während seiner kurzen Lebensdauer einige große Gemälde schuf („Kleomenes erscheint
Venus im Traum," der „Römische Sklavenhändler" und „Libusa's Gericht"), in
welchen er seine Begabung für Composilion und als tüchtig geschulter Maler bewährte.
Zu den jüngeren Malern dieser Gruppe gehören Johann Ritter von Skramlik mit
seinem „Kaiser Rudolf II. im Laboratorium seines Alchymisten", Johann Gretsch mit
seinem „Galileo Galilei" und seiner „Vision auf dem Prager Altstädter Ring" und
Karl Dite, derzeit in Rom, mit seinem für eine Schulkapelle in Kuttenberg gemalten
Altarbild und mit seinem großen Gemälde: „Kaiser Karl IV. als Erbauer der Hunger
mauer ans dem Prager Lorenziberge spendet dem Volke während der Hungersnoth Brot
und Almosen."
Die Genremalerei war während der ersten Jahrzehnte unseres Jahrhunderts
vollständig vernachlässigt: erst die von auswärts eingesandten Genrebilder in den neuen
Kunstausstellungen scheinen zu solchen Darstellungen angeregt zu haben, seit Rüben die
Leitung der Prager Akademie übernommen hatte. Die Genremalerei ist in Böhmen —
abgesehen von den „Conversationsstücken" eines Norbert Grund (geboren 1714,
gestorben 1767) im vorigen Jahrhundert — nicht älter als fünfzig Jahre, hat sich aber
außerordentlich rasch zu hoher Blüte entwickelt und ist in der Gegenwart durch Meister
vertreten, die in der ersten Reihe dieses Kunstzweiges stehen.
Von seiner ernsten Seite schildert das Leben Jakob Schikaneder (geboren 1855
zu Prag, Professor an der k. k. Kunstgewerbeschule daselbst) in der Mehrzahl seiner dem
Volksleben entnommenen Darstellungen; so in seiner „Trübe Heimfahrt", insbesondere in
seinem „Mord im Hause", einem Bilde von ergreifender Wirkung. Rudolf von
Ottenfeld, geboren 1856 zu Verona als Sohn eines österreichischen Officiers von .
böhmischer Abkunft und in Nachod heimatberechtigt, war Schüler der Wiener Akademie,
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Adalbert Bartonek: Rekruten.