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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Mähren und Schlesien

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Runstindustrie. 
Neste der Brücke zwischen der Bethätigung des menschlichen Kunsttriebes in vor 
geschichtlicher Zeit und dem knnsthandwerklichen Schaffen der geschichtlichen Zeit vermögen 
wir in einzelnen Elementen der Ornamentik mährischer Volksstickereicn zn erkennen. 
Insbesondere einzelne Bestandtheile der Tracht der mährisch-slavischen Bevölkerung 
kommen hierbei in Betracht. Die Elemente dieser Ornamentik erinnern theilweise an 
prähistorische Bronzen, theilweise und überwiegend sind sie geometrischer und pflanzlicher 
Natur; zahlreich kommt auch die Thier- und Menschengestalt vor. Nach den Bevölkernngs- 
stämmen können sie in drei Hanptgruppen unterschieden werden, in jene der Hanaken, 
Walachen und Slovaken. 
Die Stickereien der Hanaken, immer auf Leinen ausgeführt, werden charakterisirt 
einerseits durch die Wahl der Farbe (Hochgelb, Creme oder Schwarz) und das Stick 
material (immer Seide), anderseits durch die Composition des Musters, das in der 
Massenvcrtheilung vielfach Anklängc an Stickereien einzelner Gegenden Böhmens verräth. 
Hauptsächlich sind es Hemden, an diesen wieder die Ärmel-, Hals- und Kragcnbesatze, 
Bruststreifen, die in Streifen ornamentirten Längsaxen der Vorsegnetücher, die Bordüren 
der Schutzdecken, welche für die Placirung der Stickerei ausgewählt werden. Von 
beliebten Motiven seien Früchte, der ausgeschnittene Apfel und die Herzform genannt. Dre 
Vorsegnetücher (der Wöchnerinnen) zeigen häufig als ornamentale Zuthat auch Schrift, 
bestehend aus willkürlich und unverstanden aneinander gereihten Buchstaben, oft auch 
weibliche Vornamen, wohl die der Eigenthümerinnen; die vorherrschende Sticktechmk ist 
der doppelseitige Plattstich. 
Die Stickereien der Walachcn sind mit jenen der Hanaken, wenigstens hinsichtlich 
einer Gattung, der Vorsegnetücher, in stilistischer Beziehung auffallend verwandt, m 
einigen, mehr nur nebensächlichen Elementen der Ornamentik bestehen kleine Unterschiede. 
Vorliebe für Cremefarbe macht sich dabei besonders bemerkbar; sodann gibt es auch groß 
gemusterte Arbeiten, Bettbehänge mit rother Wollstickerei auf grobem Leinen, Kirchen 
tücher u. s. w. 
In Bezug ans den Stil stehen unter den mährischen Hausindustrie-Arbeiten die 
slovakischen Stickereien obenan; ihr Stil ist theils geometrisch, thcils entspricht er den in 
die Krenzstichtechnik übersetzten, der Pflanzen- und Thierwelt entlehnten Motiven; wir 
schen Hirsche, Vögel, häufig den Adler in heraldischer Stilisirnng, nicht selten aber auch 
die menschliche Gestalt in Einzelfiguren, tanzenden Paaren u. a. ans den Bordüren dcr 
Handtücher, Bettdecken in schönster, höchst origineller Vorführung; die erstere Art, meist 
an Brautschleicrenden und Hanbenböden in Seide, in Gelb und meist in verschiedenen 
Mähren.
	        
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