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Internationale 
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Zentralblatt für Sammler, Liebhaber und Kunstfreunde, 
Herausgeber: Norbert Ehrlich. 
9. Jahrgang. Wien, 15. Mai 1917. Nr. 10. 
Eine Versteigerung fürs Rote Kreuz. 
Von Rudolf Freiherrn von Dräsche (Wien). 
Wenn ich mir heute in der ..Internationalen 
Sammler-Zeitung“ das Gastrecht für die Besprechung 
einer Wohltätigkeitsauktion erbitte, so glaube ich 
dies damit rechtfertigen zu können, daß es sich hier 
nicht nur um eine Wohltätigkeitsveranstaltung schlecht 
weg, sondern um eine ernste künstlerische Sache 
handelt, die auch das Interesse jener Sammler zu er 
regen geeignet ist, die gewohnt sind, nur Stücke von 
Qualität ihren Sammlungen einzuverleiben. Aus den 
Kreisen der bekanntesten Sammler der Monarchie re 
krutieren sich die Spender, die dem guten Zwecke 
Objekte widmeten. Es ist ihnen gewiß nicht leicht 
geworden, sich liebgewordener Dinge zu entäußern. 
Wer die Psychologie des Sammlers kennt, weiß, wie 
schwer es ihm fällt, schöne Stücke, die ihm ans Herz 
gewachsen, wieder aus seiner Sammlung zu eliminieren. 
Wenn es die Sammler dennoch taten, so brachten sie 
dem eminent wohltätigen Zwecke, dem die Kunst 
auktion dient, das Opfer. Denn es war ihnen wohl 
bewußt, daß man große Beträge nur an wirklich wert 
volle Sachen wendet und daß man ernste Sammler 
nur durch Stücke anzuziehen vermag, die sie gern in 
ihre Sammlungen auf nehmen. 
Die Kunstausstellung, die im Palais Auersperg 
vom 14. Mai an zugunsten der Tuberkulosenfürsorge 
des Roten Kreuzes für Niederösterreich geöffnet sein 
wird, umfaßt alle Gebiete der Kunst. Die Auktion 
der Bilder und Antiquitäten findet vom 18. bis 22. Mai 
statt. Sollte ich aut alles hinweisen, was in dieser 
Ausstellung erwähnenswert ist, müßte ich den ziemlich 
umfangreichen Katalog abschreiben. Ich greife darum 
aus der Fülle der Spenden nur einige besonders inter 
essante Gegenstände heraus. 
Die wertvollsten Objekte sind einige Bilder aus 
fürstlichem Besitze, ferner die Altwiener, Meißener 
und Porzellane der Berliner Manufaktur, die in Vitrinen 
zur Schau gestellt sind. 
Unter den Gemälden älterer Meister dürfte ein 
Aquarell von Achenbach „Italienische Landschaft“, 
bezeichnet Osw. Achenbach, interessieren. Bosboom 
ist mit einem Aquarell „Kircheninterieur“, gespendet 
von Dr. August Heymann, vertreten, das 
33x27 groß ist. Eine Bleistiftzeichnung von Dan 
hauser, „Händestudien“ ist von Frau Minna von 
Seybel geschenkt worden. Aus dem Besitze des 
regierenden Fürsten Liechtenstein stammen „Die 
Rast am Felde“ von Friedlich Gauermann, signiert 
F, Gauermann, 1844, ein Ölgemälde auf Leinwand, 
zwei Ölbilder von Carl Marko, „Ideale Landschaft“ 
und „Römische Landschaft“, ein Ölgemälde auf Holz 
von Franz von Pausinger „Orientale zu Pferd“, 
ein Ölkarton von Anton Schrödl „Im Stall“ und eine 
Landschaft von Ferdinand Georg Waldmüller „Der 
Dachstein mit dem Gosausee“, bezeichnet Waldmüller, 
1834. Graf Siegfried Wimpffen spendeteein „Herren 
bildnis “von Waldmüller, das ein Brustbild darstellt, 
in Öl auf Holz gemalt ist und „Waldmüller 1853“ 
bezeichnet ist. Die zwei Entwürfe zu Bildern, Tusch- 
Bleistiftskizzen von Gauermann rühren aus dem 
Besitze der Frau Minna von Seybel her. Frau von 
Tschirschky und Baronin Pretis steuerten eine 
Bleistiftskizze „Detailstudie“ von Marko dem Älteren 
bei. Aus dem Besitze des Barons Louis Rothschild 
ist der zweite Pausinger „Gams im Hochgebirge“, 
eine Kohlenzeichnung in der Größe von 112 x 170 cm. 
Aus dem Besitze des Oberstkämmerers Grafen Leopold 
Berchtold sind in der Ausstellung ein „Vornehmer 
Ritterzug“ von C. Reimech, nach Meissonnier und 
ein Aquarell „Betendes Kind“ von Rungaldi er 
vorhanden. Frau von Tschirschky und Baronin Pretis 
spendeten außer den erwähnten Bildern eine Silber 
stiftzeichnung, die .1910 in der Auktion Lanna erstanden 
wurde, „Meine Reiseerinnerung aus dem Jahre 1860, 
Ansicht von Hallstadt“ von Carl Reinhold. Daß 
Makart in dieser Auktion nicht fehlt, ist selbstver 
ständlich. Eine reiche Anzahl von Aquarellen, Stichen 
und Skizzen haben die großen Wiener Kunsthändler 
Wawra und Gilhofer und Ranschburg gespendet. 
Die Antiquitäten umfassen sehr hübsches Por 
zellan, einige schöne Miniaturen, wie das von Graf 
und Gräfin Berchtold gespendete Miniaturbild, auf 
Elfenbein der Kaiserin Katharina von Rußland in 
Biedermeierrahmen, einige französische und Bieder- 
meiergläser, und andere interessante Stücke, wie das 
Reliquienkästchen in Buchform aus rotem Samt mit 
reicher Goldstickerei, das die Äbtissin Prinzessin 
Antonie Liechtenstein selbst gestickt hat. Dazu 
gehört ein Futteral in Lederband. Das Werk stammt 
aus dem 18. Jahrhundert. Schön ist auch eine ovale 
Schüssel aus Silber, getrieben, mit einer Reliefdar 
stellung „Diogenes und Alexander“. Auf dem Rande der 
Schüssel, die um 1700 gearbeitet wurde, sind Ranken
	        
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