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und Sammlern herstammt und auf den bauend wir die Ausstellung überhaupt wagen
durften. Das Österr. Museum für Kunst und Industrie konnte eine Auswahl guter Stücke
chinesischer und japanischer Keramik beisteuern und die Ausstellung in dieser Richtung
fundieren. Das übrige lieferte der Zufallsbesitz der Privatsammler, der vorwiegend von
Diplomaten, Offizieren und Kaufleuten beigesteuert wurde, die kürzer oder länger m
Ostasien tätig waren.
Ein geschlossenes Bild von der hohen Kunst Ostasiens kann die Ausstellung daher nicht
geben. Allein sie kann zeigen, in welcher Richtung die wahre Kunst des fernen Ostens zu
suchen ist. Sie kann die grundfalschen Vorstellungen der weiteren Kreise von dieser Kunst
in die richtigen Bahnen lenken oder solche überhaupt erst schaffen. Die Ideen der ost
asiatischen Kunst, die ja nur ein treues Spiegelbild der ostasiatischen Kultur sind, können
wir, wie gesagt, auch aus zweiter Hand nehmen, dazu bedarf es nicht unbedingt der Ori
ginale. Die Frage aber, ob wir diese Ideen brauchen, ob sie uns — heute noch —
fördern können, ist unbedingt zu bejahen. Es an dieser Stelle zu beweisen, würde zu
weit führen. Nur das eine sei gesagt, daß die chinesische Kunst die tiefste ist, die je
geschaffen wurde, gerade weil sie nicht in der Darstellung des Menschen gipfelt. Nirgends
sonst und nie wieder wurde die Natur mit so tiefer Seele erfaßt, wie sie in China heute
noch vom gewöhnlichsten Menschen begriffen wird. Dieses innige Verhältnis zwischen
Mensch und Erde zeigt sich in der ostasiatischen Kunst überall wieder, so daß das kleinste
Porzellantöpfchen mit seinem symbolischen Dekor noch das chinesische Weltbild und die
chinesische Seele spiegelt.
Wenn bei der Kürze der zugemessenen Zeit und hei der Schwierigkeit der Beschaffung
des zerstreuten Materials Versehen oder Irrtümer unterlaufen sein sollten, so möge man
dies den Bearbeitern des Katalogs, die das Unternehmen wagten, obgleich ihnen in Wien
nicht wie bei anderen ostasiatischen Ausstellungen erfahrene Spezialisten für die zahl
reichen Kategorien der Kunst des fernen Ostens zur Verfügung standen, nicht zur Last
legen, sondern das Ziel der Ausstellung im Auge behalten, die das Verständnis weiterer
Kreise für ostasiatische Kunst auch in Wien wecken will.
Die Anregung dieser Ausstellung ging nicht von den Wiener Museen, sondern von
der Wiener Universität aus und geht in letzter Linie auf Josef Strzygowski zurück,
der als einziger Kunstforscher der älteren Generation seinen Blick auf die Kunst aller
Länder eingestellt und sein Universitätsinstitut dementsprechend organisiert hat. In diesem
Institute wurde der Grund für diese Ausstellung gelegt, die längst geplant war, als sich
die beiden Bearbeiter' dieses Kataloges endlich zur Durchführung entschlossen. Hofrat
Professor Dr. Josef Strzygowski gebührt daher in erster Linie die Anerkennung aller,
die in der Ausstellung eine dankenswerte Tat sehen.
Dank gebührt ferner der Direktion des Österr. Museums, besonders Herrn Hofrat
Dr. Eduard L e i s c h i n g, der in Erkenntnis des kulturellen und wissenschaftlichen
Zweckes die Ausstellung von Anfang an förderte, einen geeigneten Ausstellungsraum zur
Verfügung stellte und das Unternehmen auch sonst in jeder Hinsicht werktätig unterstützte.
Ebenso gebührt der Leitung der Ethnographischen Abteilung des Naturhistorischen und der
Direktion des Kunsthistorischen Staatsmuseums, ferner allen Priuatsammlern der öffent
liche Dank für die bereitwillige Hergabe ihrer ostasiatischen Kunstschätze für die Dauer