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Volltext: Alte und Moderne Kunst XXIX (1984 / Heft 195)

Ä Künstlerprofile Ernst Skriöka 
 
Es war eine schwere, bedruckende Zeit, als der Graphiki 
Skricka in Wien geboren wurde 1946! Ein Jahr nach de 
des Zweiten Weltkrieges. Hunger, Bombenruinen, Ko 
und Willkur der Besatzungsmächte kennzeichneten dlr 
tion. Von Not und Leid spricht auch einer seiner ersten 
mildem derjunge Graphiker, Melcherschuleraul derAk 
der bildenden Kiinste in Wien, vor die Öttentlichkeit tri 
Es sind die Radierungen zum Thema iiHiobii Die Tect 
Radierung ist es auch, in derSkricka die meisten seiner 
nen verwirklichte Auf den in der zweiten Haltte der se 
Jahre entstandenen Blättern sehen wir Situationen a 
Leben des leidgeprüften Mannes und Emporers, der rr 
Boden liegend die Faust gegen den Himmel hebt Hie 
menschliche FigurinihrernatiirlichenErscheinungimm 
deutlich erkennbar. Spater wird sie meist zusammeng 
Ausdruck eines Zustandes. Doch bei aller Konzentrat 
Masse, bei der Verschiebung der Perspektiven, bei bilc 
chen Verdichtungen späterer Bilder, immer ist die mens 
Figur präsent lst sie in dem Zyklus iiHiobii, t966, nocl 
verschiedenen Aktionen und Situationen gestellt, so 
später diese Figuren selbst Aktion. Mit der Steigert 
Expression geht auch eine Steigerung der Bearbeiti 
Druckpiatte durch Skricka Hand in Hand Auch die F 
werden zusehends größer So sehen wir bereits 1957 l 
Zyklus riSchwankende Gestaltenii eher umrißhatte For 
Mit der sogenannten Normalisierung der äußeren Gege 
ten, mit dem wirtschaftlichen Wohlstand sind nicht z 
auch Not und Leid aus dem Gesichtsfeld des KUflSiir 
schwunden. Nein, die elementaren Note haben nur 
Namen bekommen, sind unter Umständen noch aggi 
' geworden. Wo früher die Distanziertheit des Schicksa 
' ' A" ' ' dergottlrchen Fügung-SkriökaerarbeiteteZyklenmit 
1 Motiven -. gegen die sich der emporende Mensch zi 
2 lehnt, ihr jedoch schließlich fremd gegenubersteht, 
nun die auleinanderwirkenden, quälenden Machte ZVl 
menschlicherundinnermenschlicherunddamitoftvon 
ten Grausamkeiten gekennzeichneten Krafte testgeha 
Anfang der siebziger Jahre entstanden freilich nocl 
Radierungen , die von der Bedrohung von außen spreche 
wie auch später, setzt Skriöka zusätzlich Farbe ein. Im 
dominiert aber immer der Strich. Mit ihm gestaltet er t 
aus, Mit der Farbe wird moduliert, ein emotionelles Fe 
steckt Der Kiinstler setzt die Nadel und die Floule' 
gekonnt und präzise gegen die Wertigkeiten der Atzun 
Dabeisinddie Schwunge derLinientreivonieder Manie 
oder eklektrzistischer Bindung 
Die etwa auch in jenen Jahren entstandenen Lithograpt 
gen, der Technik entsprechend, zwar weichere Form 
aber nicht minder bedrückend. lst in der Radierung e 
der Strich als solcher schon aggressiv wirksam, so 
Masse,dasdunkle.belastende,aberoftauchbelastete 
paket, In diesem. i-Spaltungii betitelten Zyklus von zer 
graphien, der in derZeitvom November t97t brsAprilt 
standen ist, scheint uns überhaupt die Qual des Fieis 
vielerlei Variationen, in den verschiedensten Gefahr 
(iiGelahrdungii heißt auch eines der Blätter) testgi 
Wobei oft der Titel der jeweiligen Darstellungen nur e 
Anhaltspunkt ist und viel mehr dahintersteckt, als die 
Formulierung aussagt. Lemurenhatte Geschople drang 
an die Leiber, besitzen sie, er-greifen sie Aus dem 
Urgrund zeichnen sich die gespenstischen Umrisse n 
barerÄngste.VielleichtsindmancheTitelnichtimmerg 
tend. doch der Kunstler ist kein Dichter sondern Zeicl 
GraphikerErhalt,sowillesunsscheinen, mit seinenMr 
Damonen, die in uns schlummern e schlummern Sie 
lest, indem er sie vor uns an die Wand malt, eigentlich z 
und sie auf diese Weise für uns bannt. 
Es ist in diesen Arbeiten auch eine Auseinandersetzr 
dualistischen Wesens Mensch manifestiert Wir se 
Skriöka die Machtdes Fleisches, derdie geistigen Kraft 
wieder ausgeliefert sind. Das weiche, massige Fleisc 
deckt alles zu, wird aber auch immer wieder gefangen i 
Netzwerk, in unbestrmmbare Spalten oder einfach 
selbst, von sich selbst aufgesogen. 
Wie ernst der Kunstler unser Menschsein, wie gefahr 
schwierig er es sieht, zeigt der 1977 entstandene Radir 
iiSeiltanzeru immer wieder sehen wir eine schwere Ge 
dem dunklen Strich, der ouerdurch die Flache des Blatt 
schwankenden Schrittes, mit tastenden, mit gehemrn 
verviellaltigten Beinen und Filßen, und immerwieder si 
hier auch den Sturzenden. Wir sehen den bereits Stü 
neben dem noch Balancierenden. Denn immer ist I 
auch im Vcrwärtsschreiten, schon der Sturz inbegrit 
Tönungen im Hintergrund lassen die Weite und Trete a 
die der Gefallene stürzt, Es ist aber auch zugleich etwa: 
tiges, Heroisches an diesen Sturzenden. Es ist der Eng 
und der Sturz der Titanen miteingeschlossen Was bis 
Fragmente 
Wir sehen es in einer in verschiedenen Techniken ausgi 
Folge, die 197911980 entstanden ist. Die meisten groß 
gerr Arbeiten dieser Zeit sind in Kreide und Graphit au 
welches auf Tafeln kaschiert ist, ausgetuhrt Wir se 
Hande und Arme in einer gebetsähnlichen Gestik. Es 
 
 
 
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