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die Manier, in welcher er das Portrait ausgeführt habe,
eine völlig neue Methode sei, grundverschieden von
den bisherigen Arten, wie es denn auch in Wirklichkeit
der Fall ist. Ueber die Methode selbst macht er nur
insoweit Andeutungen, als nöthig scheint, dem Land
grafen das Verständniss zu erschließen. Er ist sich
völlig klar über die Tragweite seiner Erfindung und
weiß auch, dass die Platte wegen der Feinheit der
Zubereitung nur eine verhältnissmäßig geringe Zahl
von Abdrücken zulässt, mit diesen aber hofft er dem
Landgrafen und den Verehrern und Freunden seiner
berühmten Mutter, der Landgräfin, eine Freude zu
bereiten und ihm selber, dem Landgrafen, ein Zeichen
seiner Dankbarkeit zu geben. Was er über seine Er
findung sagt, ist das Folgende:
»Dieses Werk, wie es gemacht worden, kann
noch kein Kupferstecher oder Künstler ausdenken oder
errathen, denn wie E. f. Gn. wissen, ist bisher nur
dreierlei Werk gesehen worden: 1. Stechen oder
schneiden, 2. ätzen oder gradiren, 3. letztlich eine noch
gar ungewöhnliche Art, so man puntzeniren heißt,
auch mit eitel Stichlin, jedoch anders und gar mühlich
und desswegen ungebräuchlich. Diese Art aber ist
deren keine, wie wohl auch lauter kleine Punktlin
und kein einziger Strich und Zug daran ist; wo es
schon etlicher Ort strichweise scheinet, ist doch alles
punctiret.«
Dieser Brief Ludwig’s von Siegen datirt vom
19/29. August des Jahres 1642, wie gesagt, aus
Amsterdam. Das ist also das Geburts- oder Anfangs
jahr der Schabkunst, da von früheren Arbeiten oder
Versuchen des Erfinders nichts bekannt geworden ist
oder sich erhalten hat. Veröffentlicht wurde das Portrait