MAK

Volltext: Katalog der Ausstellung orientalischer Teppiche im K.K. Österr. Handels-Museum, 1891

BULGARISCHE TEPPICHE. Sitz- und Fuss-Ivilims im Orient ist ausserordentlich gross; denn die Vorliebe für solche ist bis in die bescheidenste Hütte eingedrungen. Der ärmste Moslim benöthigt überdies den strengen Koranrituell gemäss einen eigenen Gebet-Kiliin. Dieser ausserordentliche Consum von Teppichen aller Art bestimmte seit langer Zeit die industrielle Physiognomie zahl¬ reicher Orte dies- und jenseits des Ciprovec-Balkans. Ab¬ gesehen von Pirot und Ciporovica, den Centren dieser einträg¬ lichen Hausindustrie, bildet auch zu Zelesna, Gornji-Zlatina, Govesda, Vlaskoselo etc. beinahe jedes Haus eine kleinere Fabrik. In das Sortiren, Spinnen und Färben der zur Teppich- fabrication ausschliesslich verwendeten Schafwolle theilen sich Frauen und Männer, die Bereitung der dunklen Couleurs, namentlich des Braun und Schwarz, dann die Aufrichtung des einfachen Webstuhls, ferner die mühsame Herstellung der Ketten besorgen ausschliesslich die Männer, während die Wahl der Dessins, der Farben und das Weben den Frauen überlassen bleibt. Jeder erzeugt seine Teppiche in herkömmlichen Grössen und Farben, jene von Ciporovec sind beispielsweise durchschnittlich 2 Meter lang, 1 Meter breit und vorherrschend schwarz, braun, blau gemustert. Teppiche, welche diese Grösse überschreiten, werden im nördlichen Balkan selten und nur auf besondere Bestellung gearbeitet. Manchmal laufen aus den fernen Städten Rust- schuk, Adrianopel, ja selbst Stambul Aufträge durch Ver¬ mittlung von Piroter und Berkovicer Kaufleuten ein, welche den Preis vereinbaren und ein Angeld bezahlen, da die Herstellung eines Pracht-Kilims vieleWochen und bedeutende Vorauslagen beansprucht. An Teppichen grossen Formats arbeiten oft gleich¬ zeitig 4—6 Frauen und Mädchen. Gibt es deren nicht so viele im Hause, so helfen jene der Nachbarn gegen eine Entschädigung, welche pro Tag 4—6 Piaster beträgt. Im
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