INDISCHE TEPPICHE.
Kashmir und Amritsar alle Ueberlieferung von Dessin und
Farbengebung unwiederbringlich verlorengegangen scheint:
dort haben europäische Shawlmuster die alten Formen
völlig verwischt.
Wenn die Teppiche des Jeypoi'e-Palastes (jetzt im Jey-
pore-Museum) wirklich aus dem Ende des XVI. Jahrhunderts
und aus Lahore stammen, so kann das Geheimniss vieler
schöner Stücke ähnlichen Musters, die sich irt anderen Län¬
dern noch finden, aufgeklärt werden. In dem theilweise ver¬
fallenen Palaste von Bijapur sind 13 grosse Teppiche von
gleichem Ausmass noch erhalten; sie ähneln den ersteren so
sehr in dem Gewebe, in der Zeichnung und in den Farben,
dass ihre Verwandtschaft nicht zu leugnen ist. Desgleichen
ist der aus dem XVI. Jahrhundert stammende Teppich (viel¬
leicht der grösste der Welt) im grossen Saale des Chelal-
Sutoun Palastes in Ispahan wahrscheinlich in Lahore erzeugt.
Dies würde aus der Ueberlieferung hervorgehen, dass der
Teppich aus fernen Landen auf zwei Elephanten herbei¬
gebracht wurde. Die beiden Teppiche Xr. 236 und 237 1884
sind Copien von zweien der Assar-Mahal-Teppiche und durch
die Firma Proctor «S: Co. (Bombav und London) hergestellt.
Die wenigen als vorhanden bekannten Ivashmir-Teppiche,
welche aus dem Anfang unseres Jahrhunderts datiren, sind
völlig verschieden von den Erzeugnissen der letzten fünfzig
Jahre; erstere sind ebenso schön als die gegenwärtigen
werthlos.
Die gegenwärtige Nachfrage nach indischen Teppichen
in Europa stammt erst aus der grossen 1851er Ausstellung.
Da der Punjab und Scind sich von dem mit Annexion
endigenden Kriege nicht genügend erholt hatten, gestal¬
teten sich die ruhigeren Nordwestprovinzen und Madras
zu Hauptcentren der Teppichweberei. Im Norden ent
wickelte Mirzapur, obwohl es Jahrhunderte hindurch unter
der Mogulherrschaft und unter dem Einfluss turkmenischer