FÄRBEN DER PERSISCHEN TEPPICHE. 45
die Farbenbereitung verwendet. Man webt und färbt zu schnell,
um die Waare rasch zu verwerthen. In früherer Zeit war es
anders; da bestellten der Schah und die Grossen des Reiches
Teppiche für ihren Haushalt und ihre Salons. Solche Teppiche
bedurften oft jahrelanger Arbeit, um fertig zu werden, es
betheiligten sich daran die besten Meister und Färber; aller¬
dings erregte das fertige Kunstwerk durch seine Feinheit
und Pracht die allgemeine Bewunderung. Auch heutigen
Tages treffen wir bei manchen Nomaden, deren Frauen in
den Mussestunden oft Jahre auf eine Arbeit verwenden,
manche kunstvolle Leistung. Ich will nur ein Beispiel der
Haltbarkeit der Farben des persischen Teppichs anführen:
Im Jahre 1851 kaufte ich von einem Nomadentribus um
massigen Preis einen kleinen Teppich, den ich ununterbrochen
durch vierzig Jahre benütze, und trotzdem haben die Farben
sich nicht verwischt, im Gegentheil, sie stellen sich har¬
monischer zu einander, so dass der "Werth des Stückes nicht
gesunken ist, sondern sich im Gegentheil eher erhöht hat.
Wenn man jedoch in Europa und speciell bei uns in Wien
trotz hoher Zölle, theueren Transports, bedeutender Intercalar-
zinsen und der Zwischenhändler den Quadratmeter etwa um
zehn Gulden kaufen will, dann darf man allerdings keine
Musterwaare erwarten.
Freilich weiss auch der Orientale seine Teppiche zu
schätzen und zu schützen; er bewahrt sie durch Schutz¬
decken gegen die heftigen Sonnenstrahlen, denen zuletzt
keine Farbe widersteht, er betritt sie nur mit Strümpfen;
gegen Mottenfrass birgt er sie in Souterrains. Der Perser
liebt seinen Teppich, weil er mit ihm aufgewachsen und mit
ihm fortzuwirthschaften hofft, er kennt dessen Werth, wie
überhaupt jede Standesperson in seinem Lande sich auf
Teppiche, Shawls, Pferde und Säbelklingen versteht.
Ein weiterer Grund der Verschlechterung ist auch in
der wirthschaftlichen Lage zu suchen.