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die Reste einer alten Fassung: die der Johannes-Statuette
besser erhalten, die Bemalung des Mariengewandes
erneuert. Höhe 57 cm. Der rechte Vorfuß des Johannes
ergänzt. — Wien, Sammlung Albert Werner.
Niederbayrisch, Art des Hans Leinberger, um 1515.
Anscheinend von derselben Hand wie eine Äbtissinnenfigur der Ber
liner Sammlung Silten, die von F. Goldschmidt (Auktionskatalog der
Sammlung Gumprecht, II, Berlin 1918, Nr. 92 mit Abbildung) und
F. W. Volbach (Die Sammlung Silten, Berlin 1923, T. XIII,
Abb. 54) dem Meister selbst zugeschrieben wird. Doch muß nament
lich den Wiener Stücken gegenüber hervorgehoben werden, daß dieser
schon in seinen Frühwerken geistig mit wuchtigeren dramatischen
Akzenten, formal mit leidenschaftlicher bewegten Faltenkurven und
technisch mit tieferen Unterhöhlungen zu arbeiten pflegt.
180. BLUTAUFFANGENDER ENGEL
aus einer Kreuzigungsgruppe
Der bisher üblichen Bezeichnung als Magdalena wider
sprechen Gebärde und Attribut. Vollrunde Freifigur aus
Lindenholz. Die nach der Abdeckung einer grauen
Tünche Vorgefundenen Fassungsreste erneuert. Höhe 46 cm.
Im Kreuzesstamm ein Dübelloch zur Aufnahme des
heute verlorenen Crucifixus; die Cuppa des Kelches
ergänzt. — Wien, Sammlung Albert Werner.
Niederbayrisch, Hans Leinberger (?) um 1515.
Zusammen mit der Maria Nr. I 78 und dem Johannes Nr. 1 79 erworben,
die Zugehörigkeit zu ein und derselben Kreuzigungsgruppe wegen der
unverhältnismäßigen Größe der Engelsfigur zumindest zweifelhaft.
Jedenfalls aber von einer anderen, weit bedeutenderen Künstlerhand,
lür die zum Beispiel nach dem Vergleich mit der stilkritisch immerhin
annähernd gesicherten „Sitzenden Maria“ des Berliner Kaiser Friedrich-
Museums (Katalog Voege Nr. 259; Feulner, a. a. O., Abb. 12) Lein
berger selbst in Frage kommen könnte.