Militär-Kartographie.
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Himmels- und Seekarten am Schluffe des vorigen Jahrhundertes, weniger Sorgfalt
zugewendet war, fehen wir fchon im Beginn diefes Jahrhundertes, fozufagen
mit der Gründung unferer Marine, die vorzüglichften Seekarten des adriatifchen
Meeres entfliehen, die nur von den neueften Aufnahmen und Unterfuchungen
(unter Leitung des Linienfchiffs-Capitains O e ft e r r e i c h e r) übertroffen werden,
und die, in gerechter Würdigung der mühevollen Arbeit, mit dem Ehren
diplome ausgezeichnet wurden. Aufser den Linien gleicher Tiefe enthalten fie
noch alle dem Seemann nöthigen Navigationsdaten. Fregattencapitain Littrow
und Generalmajor Stelzig haben im Jahre 1858 den erften Verfuch gemacht,
die gleichen Meerestiefen auf Seekarten in Farben darzuftellen.
Bei der Fülle des Materials mangelt uns der Raum, alle hervorragenden
Punkte der eben erwähnten Karten zu berühren; die Unterfchiede in der Vervoll
kommnung der Fachkarten treten in jedem Blatte hervor.
Eine fehr mannigfache Anwendung finden die Forftkarten, die zu
Ende des XVII. Jahrhundertes in landfchaftlicher Darftellung, oft mit doppelter
Orientirung nach den beiden Thalfeiten angefertigt wurden, nunmehr lieh nicht
nur in Wirthfchafts-, Hauungs- oder Beftandes-, Ueberfichts-, und Beftockungs-
karten fcheiden, fondern der Wichtigkeit des Holzmaterials wegen fozufagen
in General- und Specialkarten übertragen werden.
Unter den Katafter karten finden wir die erfte von Nagel ausgeführte
Kataftralaufnahme von Wien aus dem Jahre 1780, nach welcher jene vom Jahre
1819 angefertigt wurde, die dritte aus dem Jahre 1846 und die vierte vom Jahre
1858, welch’letztere auch die Abgrenzungslinien für dieNeubauten unferer Refidenz
enthält. Erft 36 Jahre nach der erften Geometralvermeffung der Stadt Wien und
zwar 1817 wurden die Kataftralaufnahmen der Provinzen und des Flachlandes
in Angriff genommen.
Nur das Ende des vorigen Jahrhundertes und die neuefte Zeit war durch
Schulkarten vertreten, da in der Zwifchenperiode die Special- und General
karten der Provinzen diefe Stelle einnahmen und erft die technifchen Hilfsmittel
der neuen Zeit, die Lithographie und der Farbendruck, die billige Erzeugung
der Karten für den Anfangsunterricht ermöglichten.
Eine fehr intereffante Serie von Karten bildeten die Schichtenkarten,
die mit den durch das k. k. Geniecorps im Jahre 1803 zuerft gelieferten
Karten des Etfchthales begannen. Profeffor Winkler v. Brückenbrand
lieferte mit den Zöglingen der Mariabrunner Forftakademie 1822 einen Schichten
plan vom Thiergarten im Wiener Walde. In weiterer Folge fanden wir fchön
und corredt durchgeführte Schichtenpläne, die vom Ge nie corps (fchon 1834)
und vom Generalftab entworfen wurden; fo die Umgebungen von Meran und
Pfzemyf!, die vorzügliche Stromkarte der Donau bei Wien vom Oberingenieur
Kazda (1848 bis 1850), ferner das Syftem Hauslab’s der Farbenfchichten-
zonen nach fteigendem Farbenton „je höher defto dunkler“ und dann das ent
gegengefetzte „je tiefer defto dunkler“ von S o n k 1 a 1- angewgndet, endlich Karten
von Steinhaufer, Streffleur und Kofiftka, auf denen die Linien gleicher
Höhe (auf den Generalkarten der Provinzen) zum Ausdrucke gelangten. Zu den
Umgebungen des Semmerings in meifterhafter Durchführung des Terraindetails
wurden Ifohypfen in Farben in einem fpeciellen Blatte hinzugefügt, wobei die
Schichtenlinien je nach ihrer Farbe einen verfchiedenen Werth repräfentiren.
Eine Reihe von Karten, die theils einem fpeciellen Zwecke dienen, theils
vermöge des Materials oder der technifchen Erzeugung bemerkenswerth erfcheinen
wurden in der gefchichtlichen Expofition unter dem Titel „Diverfe Karten
artikel“ zufammen gefafst. Wir finden darunter Sanitäts-, Bisthums-, Flufskarten ;
Karten mit erläuterndem Text, mit Abbildungen von Regenten und Münzen;
eine Grenzkarte Tirols gegen Baiern aus dem XVII. Jahrhundert in Oel gemalt,
folche auf Seide, Leinwand, Hanfpapier, in Typen gedruckt, endlich Tapeten
karten u. m. a.