Rudolf Ribarz, Kanal in Overshie (Holland)
Manchen Genuß verdankte er seiner körperlichen Kraft und Geschick-
lichkeit. Er war als gewandter Eisläufer bekannt, er war ein kühner, wage-
mutiger Schwimmer, benützte oft die Gelegenheit, daß holländische Seebäder
in der Nähe seiner Studienplätze lagen, zu seinen Touren. Wenn die See
recht hoch ging und zu großartigen malerischen Eindrücken Veranlassung
gab, reizte es ihn, weit hinaus zu schwimmen und seine Kraft auszunützen.
Trotzdem er sehr kurzsichtig war, gebrauchte er keine Vorsichtsmaßregeln.
Als ihn einmal die Wogenkämme höher trugen als sonst, die Täler tiefer
gefurcht waren, der prächtig beleuchtete Küstenstreifen in weiter Ferne
glänzend schimmerte, bemerkte er zu seinem Schrecken plötzlich, daß dieser
Lichtstreif pfeilschnell zu wandern schien. Er wußte nun, daß er in eine der
gefährlichen Strömungen geraten war, die schon vielen den Untergang brach-
ten. Als es ihm trotz aller Schwierigkeiten mit Aufwendung aller geistigen
und physischen Kräfte gelungen war, die Küste endlich zu erreichen, hatte er
am Strande vier Stunden zurückzuwandern, um das Badeetablissement (von
Blankenberghe) zu erreichen, wo seine Kleidung zurückgeblieben war.
Wer die Leiden und Entbehrungen des Landschaftsmalers kennt, die
ihn beim Naturstudium erwarten, wird begreifen, wie wertvoll eine robuste
Konstitution dem Künstler sein mußte. Leider blieb ihm diese nicht dauernd
treu. Er hatte alsjüngling denKeirn einesLeidens empfangen, das ihn in reiferen
Jahren schwer bedrängte und sein vorzeitiges Ende herbeiführen sollte.
toll: