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Paul Cotton, Random House Converter #6 (Random House Transformator #6), 1966/98
geplante Perückenplastik wurde vom Künstler nie verwirk
licht.®“
Matta-Clarks anarchistische Dekonstruktionen von Gebäuden
in Werken wie Bronx Floors (1972-73) und Splitting (1974)
sind Ausdruck seines Interesses an den Auswirkungen von
Architektur auf die soziale Interaktion. Obzwar sie heute unter
formalistischen, postminimalistischen und konzeptuellen
Gesichtspunkten gesehen werden, waren die hochdramati
schen und provokanten Aktionen, die zur Herstellung dieser
Arbeiten erforderlich waren, eigentlich Guerilla-Aktionen ge
gen die lokale Architektur und das, wofür sie steht. Selbst
verständlich konnten diese Performances weder vom Bauamt
noch von der Polizei genehmigt werden. Matta-Clark wurde
vielmehr behördlich gesucht, nachdem er mit Freunden den
Sommer des Jahres 1975 damit verbracht hatten, den Pier
52 am Hudson River anzusägen. Das Werk, Day's End, führte
schlieBlich zu einem Haftbefehl gegen den Künstler und zu
seiner Flucht nach Europa.
in der San Francisco Bay Area wuchs Ende der sechziger und
Anfang der siebziger Jahre eine bemerkenswerte Künst
lergeneration heran, der u. a. Terry Fox, Paul Cotton und Howard
Fried angehörten. Für diese Performance-Künstler war es
schwierig, sich mit visuellen Werken zu profilieren, deren Aus
drucksmittel sich deutlich von der langen örtlichen Tradition
in Dichtkunst, Tanz, Musik, Film und Theater unterschieden.
Die äußerst eigenwilligen Performance-Installationskünstler
sahen das, was die Beatniks in der Dichtkunst, Ann Halprin
im Tanz und Steve Reich und Terry Reilly in der Musik hinter
lassen hatte, gleichsam als Rechtfertigung und Herausforde
rung an. Eine systematische und kohärente Darstellung ihres
Wirkens steht noch aus.
Während seines Studiums an der University of California in
Berkeley schuf Paul Cotton 1966 ein interaktives Performance-
Environment, das sich mit Problemen der Rahmung und öffent
lichen Interaktion befaßte - Themen, die ihn sein Leben lang
beschäftigen sollten. Random House Converter #6 bestand
aus acht etwa 2,5 x 1,5 m großen Leinwänden, die im Abstand
von etwa 60 cm hintereinander aufgestellt waren. Die Lein
wände wiesen in der Mitte Türen auf, die sukzessive kleiner
wurden. Ein Blick durch die Öffnungen suggerierte die Per
spektive eines Gangs oder eine Endlosspiegelung, die Wie
derholung führte im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Bruch
in der Bildebene. Trotz seiner partizipatorischen Natur nimmt
das Werk Aspekte der »Licht-und-Raum-'-lnstallationen diver
ser südkaiifornischer Künstler sowie bestimmte Charakteri
stika von James Turrells Environments vorweg. Cotton be
nannte das Werk nach dem Logo des Random House Ver
lags - einem spitzen Dach, dessen Form derjenigen ähnelte,
die von den Haltedrähten, an denen die Rahmen hingen, gebil
det wurde -, weil die Idee eines «random house« (beliebigen
Hauses) für ihn eine gewisse Ironie beinhaltete. Für eine Aus
stellung in der Eugenia Butler Galerie in Los Angeles im Jahr
1969 konstruierte Cotton einen Stand mit einer geteilten Trenn
wand, die einen Spiegel enthielt. In diesem Spiegel blickte
der Teilnehmer in sein eigenes Gesicht, das zu Cottons weiß-
gewandetem Körper zu gehören schien.
90 Ibid., S.48.