Kazuo SKiraga, der Künstler malt mit den FüRen, 1956
Shozo Shimamoto, der Künstler malt ein Bild,
indem er Farbfläschchen schleudert, 1956
Atsuko Tanaka, Denkifuku (Elektrisches Kleid), 1956.Takamatsu City
Museum of Art
Saburo Murakami, Viele aufgespannte Papierbögen, 1956
gesehen hatte.® Auch Shiryu Morita begann plötzlich,
sich für Nantembos Kalligraphie zu interessieren - es
schien, daß avantgardistische Kalligraphie und abstrak
te Malerei etwas Unerwartetes gemeinsam hatten.Als
Yoshihara in der Folge Bilder mit einem monochromen.
Zen-artigen Kreis malte, versuchte die Kritik mit allen
Mitteln, eine Verbindung zwischen seinen Werken und
Zen-Praktiken herzustellen. In der Tat wurden nun alle
Künstler des Gutai mit dieser Tradition in Verbindung
gebracht. Die Möglichkeiten, die Yoshihara in der
Kalligraphie gesehen hatte, lagen jedoch in der Form
und nicht in der Philosophie.
So war der Samen des Action painting, der in den Open-
Air-Ausstellungen gesät worden war, aufgegangen, und
in der »Second Gutai Exhibition« (Dainikai Gutai bijutsu
ten), die im Oktober wieder im Ohara Kaikan in Tokio
stattfand, gelangte er bereits zu voller Blüte. Die Aktio
nen von Shiraga und Murakami bei der »First Gutai Exhi
bition« im Jahr zuvor hatten die Beziehung zur Malerei
nur undeutlich zum Ausdruck gebracht, in der zweiten
Ausstellung machten viele der Werke bereits deutlich,
daß Aktionen letztlich zur Schaffung von Bildern führen
sollten. In den USA sprach Harold Rosenberg plötzlich
von »Malerei als Arena« und Clement Greenberg von
»Field Painting«.
Die Aktionen wurden zu festgelegten Zeiten veranstaltet,
so daß die Presse anwesend sein konnte, ein Zeichen
dafür, daß den Gutai-Künstlern nicht nur die Werke
selbst, sondern auch der Schaffensprozeß wichtig war,
obwohl man sich damit wiederum dem Vorwurf der
Publicity-Sucht aussetzte. Auf dem Dach warf Shima
moto Farbfläschchen auf Papierbögen, die er auf dem
Boden ausgelegt hatte. Toshio Yoshida träufelte mit
einer Gießkanne von hoch oben Farbe auf eine Lein
wand. Murakami arbeitete sich durch eine Reihe von mit
Packpapier bespannten Gestellen, und Shiraga verteilte
mit seinen Füßen Farbe auf der Oberfläche eines
Papiers. Photographien aus dieser Zeit belegen das
riesige Format von Shiragas Werk, das über zwei Meter
9 Transkription meines Interviews mit Shozo Shimamoto
V. 15. Juni 1985, in: Document Gutai 1954-72 (wie Anm. 6).
10 Die explizite Erwähnung von Nantembo und das Protokoll eines
Gesprächs zwischen Shiryu Morita und Yoshihara über Nantem
bo erschienen in der folgenden von Morita redigierten Sonder
ausgabe von Bokubi: »Calligraphy of Nantembo«. Bokubi, 14. Juli
1952.
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