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auch hier eine reiche Futter Production und ansehnliche Viehhaltung, zumal der Boden
durchwegs kleefähig ist. Das Alluvium macht sich durch einzelne Torfmoore bemerkbar.
Die flachen Thalsohlen sind reich an stauender Nässe und liefern häufig nur saueres Heu;
doch sind es vornehmlich diese ausgedehnten Mooswiesen des Gail-, des Dran- und
Glanthals, welchen Kärnten seine bedeutende Pferdezucht verdankt.
Außer dem Boden ist es das Klima, welches auf die Art und Weise des wirthschaft-
lichen Betriebes bestimmend einwirkt. Charakteristisch für Kärnten sind die bedeutenden
Niederschlagsmengen, deren jährliche Durchschnittsziffer von 630 Millimeter im Krapf-
feld bis zu 1.995 Millimeter in Raibl wechselt und im Mittel des ganzen Landes mit
983'8 Millimeter, jener von Klagenfurt, angenommen werden kann. Da der größte Theil
des Landes in der Region der Sommerregen gelegen ist, so fällt die höchste Temperatur
mit den größten Niederschlagsmengen zusammen. Die mittlere Jahrestemperatur von
Klagenfurt ist 7'57 Grad Celsius. Der heiße Sommer in der Thalsohle, der einem äußerst
kalten Winter gegenübersteht, ermöglicht jedoch trotz dieses geringen Jahresmittels den
Anbau des „Türken" und, in Verbindung mit den Sommerregen, das Reifwerden einer
zweiten Frucht innerhalb der Vegetationsperiode. Demgemäß lassen sich bezüglich des
Ackerlandes mehrere Vegetationsgebiete unterscheiden, und zwar ein Gebiet mit
doppeltem Fruchtbau im Jahre, wo Haiden (Buchweizen) nach Roggen als Nachfrucht
regelmäßig angebaut zu werden pflegt (58'11 Procent), ein Gebiet der einfachen Frucht
(19 65 Procent) und das Gebiet der Wechseläcker (22'24 Procent). Dem excessiven Klima
der Thalsohle steht das ausgeglichene Höhenklima der Bergabhänge gegenüber. Sonnige
Lehnen erfreuen sich eines außerordentlich milden Winters und einer verhältnismäßig
hohen mittleren Jahreswärme. So kommt es, daß der Feldbau bis in bedeutende Höhen
hinaufsteigt: Mais bis 979 Meter, Roggen bis 1.611 Meter, Gerste bis 1.645 Meter
Seehöhe.
Die Frnchtfolge ist im Allgemeinen eine freie, sie bewegt sich aber doch in dem
strengen Gefüge der Dreifelderwirthschaft. Die erntestatistischen Erhebungen haben die
bemerkenswerthe Thatsache zu Tage gefördert, daß ans nahezu zwei Dritteln des ganzen
Ackerlandes weißes Getreide, aus dem letzten Drittel Hackfrüchte, Klee, Feldsntter,
Hülsenfrüchte und Handelsgewächse gebaut werden. Hauptfrucht ist der Roggen, welcher
28 63 Procent des gesammten Ackerlandes beherrscht; Hafer 18'4 Procent, Weizen
11-3 Procent, Klee 11 Procent, Gerste 73 Procent, Mais 5'9 Procent, Kartoffeln
5-2 Procent n. s. w. Für den Nachfruchtbau werden circa 16 Procent der gesammten
Ackerarea benützt, und zwar für Haiden 9'4, für Stoppelrüben 4 5, für Klecsamen und
Mengfutter 2-1 Procent. Die im Lande erzeugten Brotfrüchte decken mit Ausnahme von
Weizen und Branereigerste den heimischen Bedarf; Hafer, Bohnen, Kleesamen gelangen