hoch und sechs Meter lang war. Mit Ausnahme des mit
einer Spielzeugkanone angefertigten Bildes von Shima-
moto für die «Second Outdoor Exhibition« existierten
damals keinerlei Bilder in dieser Größenordnung.
Wie schon in der vorangegangenen Ausstellung wurden
sehr viele Objekte und Bilder gezeigt, die auf Ideen
beruhten, die auf den Open-Air-Ausstellungen auspro
biert worden waren: Atsuko Tanakas Elektrisches Kleid
(Denkifuku), ein kunstvolles, aus einer Unzahi von Glüh
birnen gefertigtes Kostüm, erfüllte die Halle mit grellem
Licht, ähnlich wie Bühnenkostüm das Ufer des Ashiya.
Kanayama und Motonagas schufen wundervolle, ihren
Arbeiten auf den Open-Air-Ausstellungen vergleichbare
Arbeiten mit einem Ballon und mithilfe von Röhrchen, die
mit buntgefärbtem Wasser gefüllt waren. Auch die Idee,
sich mit den Elementen - Elektrizität, Wasser, Luft - aus
einanderzusetzen, stammte von der Open-Air-Ausstel-
lung, und sowohl Tsuruko Yamazakis Blech-Bild als auch
Yasuo Sumis Action painting bezogen sich auf draußen
entstandene Werke. All dies bestätigt die immense
Bedeutung der frühen Open-Air-Experimente für die
Gutai-Gruppe.
Im Mai des folgenden Jahres (1957) fand die bis dahin
radikalste Ausstellung der Gutai-Künstler statt: die «Gut-
ai On-Stage Art Exhibition« (Daiikkai butai wo shiyo suru
Gutai bijutsu ten) in Osaka und Tokio. Yoshihara schrieb
in Gutai, daß auch hier die Open-Air-Ausstellungen eine
wichtige Rolle gespielt hatten: »Es war ein Abenteuer,
sich von der konventionellen Idee des Innenraums als
einzig zulässigem Ort für Ausstellungen wegzubewegen
und sich auf eine offene Weite einzulassen, aber
anscheinend haben gerade solche unter schwierigen
Bedingungen gemachten Erfahrungen die Künstler in
ihrer Kreativität beflügelt. Danach fingen wir an, über die
Theaterbühne als nächstes Projekt nachzudenken.«n
Die Bühnenausstellung war in zwei Teile gegliedert und
enthielt zwölf Szenen, die sich von gewöhnlichen Auf
führungen wesentlich unterschieden. Neben der Ver
wendung bereits bekannter Objekte wie des aufge
blasenen Baiions und des elektrischen Kleids wurden
voneinander unabhängige Aktionen gezeigt, so bei
spielsweise Sambaso-Ultra Moderner Tanz (Chogendai
sanbaso) mit dem ganz in Rot gekleideten Shiraga als
Kobold, oder Shimamotos Zerstörung der Objekte, die
automatistische Zerstörung von Objekten und Bildern.
Des weiteren waren experimentelle Werke zu sehen, die
Bilder und Geräusche einsetzten und als Vorläufer der
multimedialen Kunst der sechziger Jahre in Amerika
gelten können.
Im Jahre 1957 fand die Gutai-Gruppe auch erstmals
internationale Anerkennung. Michel Tapie, der französi
sche Kritiker und Begründer der Bewegung des Informel
ou un art autre, wurde durch den japanischen Maler
Hisao Domoto, der in Paris studierte, auf die Zeitschrift
11 Jiro Yoshihara, »Butai wo shiyosuru Gutai bijutsu nitsuite«
(Über Gutai Bijutsu auf der Bühne), Gutai, 7,15. Juli 1957, o.S.