Einleitung.
Angeregt durch das offene Patent Kaiser Karl VI. vom
2. Juni 1717, das eine Aufmunterung zur Gründung von allerlei
Manufakturen enthält, und den Unternehmern Schutz und Gunst
der Regierung in Aussicht stellt, fasste der kaiserliche Hofkriegs
agent Claudius Innocenz Du Paquier*), ein Niederländer, der in
Wien lebte, den Plan, eine ganz neue Industrie in Österreich einzu
führen: die seit 8 Jahren in Meissen betriebene Erzeugung von
Hartporzellan. Ausgerüstet mit den nicht allzu sicheren Kennt
nissen, die ihm die vorhandene Literatur gewährte, begab er sich
nach Meissen und bewog dort den in der Fabrik tätigen Emailleur
und Vergolder Hun ge r heimlich zu entweichen und ihm bei der
Gründung einer Porzellanfabrik in Wien behilflich zu sein. Hunger
kam 1717 nach Wien. Eine Spülschale unserer Ausstellung (Katalog
Nr. 170, im Besitze des Herrn Karl Mayer) ist ein bezeichnetes
Werk seiner Hand und deren Dekorationsweise mit aufgelegtem,
emailliertem Golde auf einem hiefür aufgerauhten Grunde weist
sowohl auf den hohen Wert hin, den man dem Stücke beimass, als
auch auf die noch unentwickelte und unverlässliche Palette des
Porzellanmalers. .Die Bezeichnung des Stückes mit dem Namen
des Verfertigers scheint dasselbe als Probestück zu charakteri
sieren, möglicherweise war es jenes Probestück, auf das hin
Kaiser Karl VI. das Privilegium zur Gründung der Wiener Fabrik
erteilte. Dieses ist Laxenburg, den 27. Mai 1718 datiert und ent
hält ausser dem Namen Du Paquiers den des Hunger, des Hof
kriegsagenten Heinrich Z erd er und des Kaufmannes Martin
Peter, beide Letzteren offenbar die finanzielle Stütze der Fabrik
repräsentierten. Im Jahre 1719 kam der Meissener Werkmeister
*) Minkus, Claud. Innocentius du Paquier, Mitteilungen des Österreichischen
Museums, 1897, pag. 365 ff.